Angst vor dem "Bank Run"
28. März 2013Im krisengeplagten Zypern haben die Sparer das Vertrauen in die Banken verloren. Deshalb blieben die Geldhäuser mehr als eine Woche geschlossen. Zu groß war offenbar die Angst vor einem sogenannten "Bank Run". Dieser Begriff steht für den Fall, dass zu viele Kunden die Filialen stürmen und ihre Ersparnisse abziehen.
"Ein 'Bank Run' ist eine Vertrauensfrage", sagt Thomas Schuster vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) im Gespräch mit der Deutschen Welle. Fehlendes Vertrauen könne zerstörerisch wirken. "Wenn alle glauben, dass die Gelder unsicher sind, dann kommt es zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Die Bank geht zugrunde," so der Ökonom. "Und wenn alle glauben, die Gelder sind sicher, dann kommt es eben nicht dazu. Also muss in erster Linie Vertrauen geschaffen werden."
Vertrauen steht im Mittelpunkt
Bis dies gelingt, setzen die Verantwortlichen in Zypern auf drastische Maßnahmen: Sicherheitskräfte sollen Ausschreitungen gegen Geldhäuser und deren Angestellte verhindern.
Zum Schutz des Bankensystems soll es noch auf längere Zeit Einschränkungen im Kapitalverkehr geben. Dabei können Bankkunden etwa nur über eine bestimmte eingeschränkte Geldsumme pro Tag verfügen. Vor allen Dingen müsse nach Meinung von Bankexperten zunächst dafür gesorgt werden, dass die Unternehmen Geld bekommen, um ihre Angestellten um Monatsende bezahlen zu können.
Fatale Zwangsabgaben
Dass es überhaupt zu dem Vertrauensverlust der Kunden gegenüber den Banken kommen konnte – dafür machen Fachleute die geplanten Zwangsabgaben auf Sparguthaben verantwortlich. Auch wenn Kleinanleger mittlerweile nicht mehr belastet werden sollen und nur noch Konten mit Einlagen über 100.000 Euro in der Diskussion stehen, ist sich IW-Experte Schuster sicher: "Diese Steuer auf die Einlagen war von Anfang an ein Rohrkrepierer." Geld sei der mobilste Produktionsfaktor, den es gibt. "Und wenn man Geld besteuert oder besteuern will, dann haut es sofort ab."
Zu Rettung der Banken müsste zunächst deren Eigenkapital und die Besitzer der Geldkonzerne, also die Aktionäre, in die Pflicht genommen werden. Erst wenn das nicht mehr ausreiche, dürfe der Staat einspringen.
Immobile Produktionsfaktoren
Um höhere Einnahmen zu erzielen, müsse der Staat "immobile Produktionsfaktoren" stärker besteuern, meint Schuster und fordert statt Kontoabgaben Erhöhungen von Einkommens-, Kapitalertrags-, Grund- und Mehrwertsteuer.
Egal, wie man es dreht und wendet – auf Zypern kommen harte Zeiten zu. "Wir werden in den nächsten zwei, drei Jahren eine schwere Rezession erleben", zitiert die Tageszeitung "Die Welt" den einflussreichen zyprischen Manager George Michael. Der Konsum werde 2013 zwischen zehn und 20 Prozent einbrechen. Die gesamte Wirtschaftsleistung des Landes (BIP) werde bis 2015 um ein Fünftel nachgeben.
Bank Run in den Köpfen
"Auf Zypern sind die Würfel längst gefallen", sagt Martin Hellmich im Gespräch mit der Deutschen Welle. Er ist Experte für das Management von Finanzrisiken an der Frankfurt School of Finance & Mangement. Gemessen an reinen Zahlen sei Zypern viel zu klein, um das Finanzsystem der gesamten Eurozone zu gefährden.
"Viel wichtiger ist es, klar zu machen, dass Zypern auch wirklich ein Einzelfall ist und sich nicht in Italien oder Spanien wiederholt. Das ist der entscheidende Punkt", so Hellmich.
Längst sind auch hierzulande die Sparer in Sorge. Das belegt eine Forsa-Umfrage, nach der 54 Prozent der Bundesbürger der Zusage der Kanzlerin, dass Spareinlagen in Deutschland sicher sind, nicht glauben. Und die "Börsen-Zeitung" schreibt in diesem Zusammenhang, der Bank Run fände zwar noch nicht mit den Füßen statt, sehr wohl aber schon in den Köpfen.