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Die Angst fliegt mit

Diana Hodali25. März 2015

Noch ist nicht klar, warum Germanwings-Flug 9525 abstürzte. Diese Ungewissheit macht vielen zu schaffen, die jetzt ins Flugzeug steigen. Eindrücke vom Flughafen Köln-Bonn.

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Check-In-Schalter am Flughafen Köln Bonn (Foto: DW/ Diana Hodali)
Bild: DW

Terminal 1, Abflughalle A am Köln-Bonner Konrad-Adenauer Flughafen. Wie jeden Tag checken auch an diesem Mittwoch (25.03.2015) zahlreiche Menschen ein, um mit der Fluggesellschaft Germanwings an ihre Destinationen zu gelangen. Freunde und Paare, Familien mit Kindern - sie alle ziehen ihre Koffer hinter sich her und stehen Schlange, um ihr Gepäck loszuwerden. Am Ticketschalter von Lufthansa und Germanwings werden regulär Tickets verkauft. Das Sicherheitspersonal läuft wie gewohnt die Gänge auf und ab.

Doch bei all der vermeintlichen Normalität: etwas scheint einen Tag nach dem Absturz von Flug 4U9525 anders zu sein: Obwohl es für viele hier in den Urlaub geht, ist die Reisefreude gedämpft. "Wir sind heute auch mit einem mulmigen Gefühl an den Flughafen gekommen", erzählt die Holländerin Niki de Man. "Wir fliegen oft und gerne, aber auf dem Weg hierher habe ich zu meinem Mann noch gesagt: Stell dir vor, wir kommen nicht zurück. Wissen die Kinder dann wo die Bankunterlagen sind und was sie erledigen müssen?"

Entsetzen der Kollegen

Der Absturz der Maschine über den Alpen und das tragische Schicksal der 150 Menschen, die dabei ums Leben gekommen sind, ist das allgegenwärtige Thema. Egal ob in der Abflughalle, in den diversen Cafés oder beim Bodenpersonal. Die Germanwings-Mitarbeiter können sich zwar nicht offiziell zu den Ereignissen äußern, schütteln bei Nachfrage aber immer wieder traurig die Köpfe. Tragisch sei das alles, sagt einer schließlich. Die Erschütterung ist ihnen anzusehen.

Flughafen Köln/Bonn Anzeigetafel (Foto: DW/ Diana Hodali)
In Köln-Bonn wird nach Plan geflogenBild: DW/D. Hodali

Wenige Meter weiter versucht ein Mann seine Frau zu beruhigen, sie fliegt heute mit ihrer Freundin nach Mallorca und ist sichtlich aufgeregt. Die Wahrscheinlichkeit, dass heute gleich wieder etwas passiere sei gering, sagt er besänftigend zu ihr. "Eigentlich hatte ich nie Flugangst. Heute fliegt sie mit", sagt die 42-jährige Frau. "Aber es wird schon gut gehen", gibt sie sich zuversichtlich.

Technik oder Mensch?

Das Germanwings-Unglück lässt für einige Passagiere am Köln-Bonner Flughafen das Fliegen sehr unsicher erscheinen und ruft Unbehagen bei ihnen hervor. Doch Statistiken belegen: Fliegen ist im Laufe der Jahre eigentlich immer sicherer geworden. Einer Studie der US-Hochschule Embry-Riddle Aeronautical University (ERAU) zufolge kamen im Zeitraum von 2001 bis 2013 statistisch gesehen zwei Todesopfer auf 100 Millionen Passagiere. Vor etwa 50 Jahren lag diese Zahl noch bei 133.

Obwohl 70 Prozent der Flugzeugunglücke durch menschliches Versagen passieren, wünscht sich eine Frau, dass Piloten sich weniger auf die Technik verlassen und "selber fliegen". "Immerhin haben Piloten im vergangenen Jahr dadurch den Absturz eines Airbuses der Lufthansa verhindern können", sagt sie und spielt damit auf den Vorfall vom November 2014 an. Der A321, eine Schwester des gerade abgestürzten Mittelstrecke-Fliegers, war von Bilbao nach München unterwegs, als vereiste Sensoren dem Computer falsche Signale übermittelten. Lediglich durch das Abschalten der Computer bekamen die Piloten den Flieger wieder in den Griff.

Schweigen in der Abflughalle

Am Flughafen Köln-Bonn herrscht weiter Betriebsamkeit. Eine Gruppe von Freunden müsste sich eigentlich beeilen, gleich geht es ab in den Süden und sie müssen noch durch den Sicherheitscheck. Doch sie wollen lieber in der Abflughalle der Germanwings sein, wenn die Mitarbeiter bei einer Schweigeminute der Opfer von Flug 4U9525 gedenken.

Kerzen zum Gedenken an die Absturzopfer vor der Germanwings-Zentrale in Köln-Bonn (Foto: DW/ Diana Hodali)
Vor der Zentrale von Germanwings: Kerzen und Blumen zum Gedenken an die OpferBild: DW/D. Hodali

Eine Durchsage ertönt um genau 10:53 Uhr und bittet um einen Moment der Stille. Auf dem gesamten Gelände bleiben die Menschen stehen, vor dem Verwaltungsgebäude der Germanwings legen die Mitarbeiter Kerzen, Blumen und Schilder nieder. Auf einem ist die Aufschrift "Warum nur" zu lesen. Viele fallen sich weinend in die Arme, sind fassungslos. Sie haben ihre Kollegen verloren. "Das muss doch wahnsinnig schwer sein für die Piloten und die Crew, heute wieder ins Flugzeug zu steigen", sagt eine junge Frau. Germanwings-Chef Thomas Winkelmann bestätigt bei einer Pressekonferenz, dass manche Crews aus "persönlichen Gründen" auch am Mittwoch nicht fliegen wollten, daher komme es mancherorts zu Flugausfällen. In Köln-Bonn allerdings nicht.

Hier scheint der Betrieb normal weiter zu gehen. Menschen fliegen ab, Menschen kommen an. "Mein Flug mit der Germanwings von Berlin nach Köln war wie immer total ausgebucht", sagt ein junger Mann. "Ich fliege beruflich mindestens ein Mal die Woche. Und das wird auch so bleiben. Ich habe das Vertrauen nicht verloren."