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DFB-Sportgericht weist Freiburger Einspruch ab

8. April 2022

Der Sieg des FC Bayern beim SC Freiburg bleibt trotz des Wechselfehlers der Münchener auch nach juristischer Prüfung durch den DFB bestehen. Der Einspruch der Freiburger vor dem DFB-Sportgericht wurde abgewiesen.

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Diskussionen an der Seitenlinie nach dem Wechselfehler des FC Bayern
Diskussionen an der Seitenlinie nach dem Wechselfehler des FC BayernBild: Philipp von Ditfurth/dpa/picture alliance

Der 4:1-Sieg des FC Bayern in der Bundesliga-Partie beim SC Freiburg bleibt trotz des Wechselfehlers des Tabellenführers bestehen. Diese Entscheidung seines Sportgerichts verkündete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitagvormittag. Die Freiburger hatten am Montagabend Protest gegen die Spielwertung eingelegt, was formal die Voraussetzung für eine Überprüfung durch die Sportgerichtsbarkeit war. 

Nach Ansicht des Sportgerichts war den Münchnern "der schuldhafte Einsatz eines nicht einsatzberechtigten Spielers" nicht anzulasten. Damit liege kein Grund für eine Aberkennung des Sieges vor. Vielmehr sei ein gravierendes Fehlverhalten von Schiedsrichter Christian Dingert und seinem Team Ursache des Wechselfehlers. Der FC Bayern begrüßte das DFB-Urteil. "Wir freuen uns über diese Entscheidung, die unsere Auffassung bestätigt hat", sagte Vorstandschef Oliver Kahn nach Bekanntwerden des Urteils.

Was war passiert?

In der Schlussphase entschloss sich Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zu einem Doppel-Wechsel: Von der 86. Minute an sollten Niklas Süle und Marcel Sabitzer anstelle von Corentin Tolisso und Kingsley Coman die zwischenzeitliche 3:1-Führung der Münchener über die Ziellinie bringen. Bayerns Teammanagerin Kathleen Krüger zeigte auf der elektronischen Tafel jedoch die falsche Rückennummer für Coman an: die 29. Diese hatte der Franzose sechs Spielzeiten lang bei den Bayern getragen, seit Anfang dieser Saison spielt er aber mit der Rückennummer 11. Coman fühlte sich dementsprechend nicht aufgefordert, den Platz zu verlassen.

Christian Dingert hält den Ball in der ausgestreckten Hand und hat die Pfeife im Mund
Christian Dingert (2.v.r.) setzte das Spiel nach dem Wechselfehler mit einem Schiedsrichterball fortBild: Helge Prang/GES/picture alliance

Nur Tolisso ging, Süle und Sabitzer kamen. Die Folge: Knapp 20 Sekunden lang spielten zwölf Bayern-Profis. Dem Freiburger Verteidiger Nico Schlotterbeck fiel der Fehler auf. Der Nationalspieler informierte Schiedsrichter Christian Dingert. Der unterbrach die Partie, klärte die Angelegenheit und setzte das Spiel nach minutenlanger Unterbrechung mit einem Schiedsrichterball fort. Am Ende gewannen die Bayern mit 4:1.

Was sagt die Regel?

In Regel 3 der vom DFB veröffentlichten Fußball-Regeln für die Saison 2021/2022 steht klipp und klar: "Das Spiel wird von zwei Teams mit jeweils höchstens elf Spielern bestritten, von denen einer der Torhüter ist." Auch das Prozedere einer Auswechslung ist in Regel 3 geklärt: Der Schiedsrichter muss über den Wechselwillen informiert werden. "Ein Auswechselspieler betritt das Spielfeld ausschließlich: während einer Spielunterbrechung, an der Mittellinie, nachdem der ausgewechselte Spieler das Spielfeld verlassen hat und nach einem Zeichen des Schiedsrichters." Wenn zusätzliche Personen auf dem Spielfeld sind und ins Spiel eingreifen, muss der Schiedsrichter die Partie unterbrechen.

Gibt es vergleichbare Fälle?

Wechselfehler - teilweise mit Punktabzug geahndet, teilweise nicht - gab es im deutschen Profifußball schon einige. Und selbst Toptrainer wie Hennes Weisweiler, Christoph Daum, Giovanni Trapattoni oder Otto Rehhagel waren dafür verantwortlich. Allerdings lagen die Fälle anders als jetzt in Freiburg: Mal wurden mehr ausländische Profis eingewechselt als damals zugelassen, mal zu viele Vertragsamateure. Oder es wurde schlicht zu häufig gewechselt. Das passierte in dieser Saison dem Wolfsburger Trainer Mark van Bommel in der ersten Runde des DFB-Pokals: In der Verlängerung des Spiels gegen Preußen Münster wechselte er zum sechsten Mal und damit einmal zu viel. Der DFB erkannte dem Bundesligisten den 2:0-Sieg ab, der Regionalligist zog in die nächste Runde ein.

Im deutschen Amateurfußball gab es im vergangenen Oktober einen ähnlichen Fall wie jetzt in Freiburg in einem Fünftliga-Spiel. In der Oberliga Baden-Württemberg spielten in der Schlussphase der Partie zwischen dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen und dem FC Nöttingen nach einem Wechselfehler für 16 Sekunden zwölf Spieler der Heimmannschaft. Das zuständige Schiedsgericht wies den Protest der Gäste gegen die Spielwertung ab.

Auch im internationalen Profifußball gab es schon den Fall, dass irrtümlich zwölf Spieler einer Mannschaft auf dem Platz standen - etwa 2017 im spanischen Ligaspiel zwischen Real Madrid unter Erfolgstrainer Zinedine Zidane und Betis Sevilla. Zidane wollte zwei Spieler auswechseln, nur einer ging. Dem Schiedsrichter fiel der Wechselfehler auf, er blieb damit ohne Folgen. Real verlor auch so durch einen Treffer in der Nachspielzeit mit 0:1.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter