DFB-Frauen: Positive Aussichten zum Jahresabschluss
14. November 2022Als in den frühen Morgenstunden vor dem zweiten Duell zwischen den DFB-Frauen und den USA gleich zweimal der Feueralarm des Hotels heulte, machten die deutschen Spielerinnen das Beste aus der Situation: Bald posteten sie mit übernächtigten Augen Aufnahmen von sich selbst in den Straßen von New York, wo sie Donuts aßen. Es war sinnbildlich für die gesamte Reise in die USA.
"Der Abend war nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten, aber die Spielerinnen haben ihn hervorragend gemeistert", sagte Martina Voss-Tecklenburg. Immerhin konnte der Vize-Europameister im ersten Spiel am Freitag (11.11.) einen 2:1-Sieg einfahren. Das zweite Spiel entschied der Weltmeister USA am Sonntag (13.11.) mit 2:1 (1:0) für sich.
Die Bundestrainerin hatte ihren Frust über die Fernreise zum Abschluss des Jahres bereits vor der Abreise kundgetan. "Wir konnten nicht noch einmal nein sagen, da wir mögliche Teilnahmen am 'She Believes Cup' bereits abgesagt hatten", hatte Voss-Tecklenburg vor den beiden Spielen erklärt. "Wir waren den USA noch die Partien schuldig. Wir werden jetzt das Beste daraus machen und alles dafür tun, dass unsere Spielerinnen gesund bleiben."
Doch dieser Wunsch wurde der Bundestrainerin verwehrt: Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf zog sich eine Schulterverletzung zu.
Comeback von Berger nach Krebserkrankung
Vor allem für Torhüterin Ann-Katrin Berger war das zweite Spiel ein besonderes: Sie gab nach ihrer erneuten Schilddrüsenkrebs-Erkrankung ihr Comeback in der Nationalmannschaft. "Ich habe sie einfach so lächeln sehen", sagte Voss-Tecklenburg über Bergers Reaktion auf die Nationalhymne vor dem Spiel. "Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn ich weiß, dass es für sie etwas ganz Besonderes war, hier heute nach ihrer Krebsbehandlung vor 26.000 Menschen zu spielen. Es war ein wichtiger Moment."
Berger spielte nur die erste Halbzeit der engen Partie. Zur Pause wurde sie von Routinierin Almuth Schult ersetzt. Stammkeeperin Merle Frohms erhielt somit eine Pause. Voss-Tecklenburg mischte ihre Mannschaft in den beiden Spielen durch und gab vielen Spielerinnen die Chance sich zu zeigen.
Paulina Krumbiegel war vielleicht die Spielerin, die diese Chance am besten genutzt hat. Die Hoffenheimer Mittelfeldakteurin verpasste fast die gesamte vergangene Saison und die EM wegen ihres Kreuzbandrisses. Ihr Comeback in den USA krönte sie mit dem Siegtreffer im ersten USA-Duell.
"Das muss ich alles erst verarbeiten", sagte Krumbiegel nach dem Spiel. "Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können: überhaupt zu spielen und dann der Mannschaft zum Sieg zu verhelfen, das ist einfach ein tolles Gefühl."
Weltmeister USA zeigt sich beeindruckt von DFB-Elf
Die Reaktion in den Staaten war weniger positiv. Die Ex-Nationalspielerin Carli Lloyd twitterte: "Wir haben mehr technisch bessere und talentierte Spielerinnen als je zuvor in der Geschichte der Frauen-Nationalmannschaft. Der Rest der Welt hat mehr investiert. Der Rest der Welt ist auch fit und mental fitter. Das war eigentlich immer unser Vorteil. Aber jetzt schwindet das. Also bleibt uns nur noch Talent?"
Die Revanche der USA im zweiten Spiel dürfte die Kritik nach dem ersten Spiel abgemildert haben. Voss-Tecklenburg beobachtete jedoch beim zweiten Aufeinandertreffen einen gewissen Respekt der Weltmeisterinnen gegenüber ihrem Team, das als Vize-Europameister in die WM geht. Dann könnte es zum nächsten Duell mit den USA kommen - vielleicht sogar in einem K.o.-Spiel.
Aus dem Englischen adaptiert von Olivia Gerstenberger