DFB-Affäre: Niersbach stellt sich
9. November 2015Angesichts der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sind für diesen Montagnachmittag etliche Sitzungen in der Frankfurter Verbandszentrale anberaumt worden, bei denen es hoch hergehen dürfte. Zunächst trifft sich das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes, anschließend wird Niersbach den Vertretern der Regional- und Landesverbände Rede und Antwort stehen müssen. Im Mittelpunkt steht die Frage: kann sich der angeschlagene Verbandschef halten, wo er die Geschichte um die Zahlung von 6,7 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland bislang kaum aufklären konnte?
In Handschrift
Im Mittelpunkt stehen inzwischen die angeblich von Niersbach stammenden handschriftlichen Notizen auf einem Briefentwurf aus dem Jahr 2004. das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", das den ganzen Skandal losgetreten hatte, veröffentlicht den Briefentwurf in seiner aktuellen Ausgabe erstmals als Faksimile. Sollten die Notizen auf dem Brief, die "Der Spiegel" einem Schriftenvergleich unterzieht, tatsächlich von dem 64-Jährigen stammen, wird es eng. Dann wäre klar, dass er nicht - wie behauptet - erst in diesem Sommer von dem dubiosen Millionentransfers im Zuge der Vorbereitungen für die WM 2006 erfahren hätte. Anders ausgedrückt: Niersbach hätte gelogen.
Zudem dürften in Frankfurt die Auswirkungen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Niersbach, seinen ihm in herzlicher Feindschaft verbundenen Vorgänger Theo Zwanziger und den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt diskutiert werden. Im Kern geht es um die Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. Unabhängig vom Verdacht der Korruption gehen die Frankfurter Ermittler davon aus, dass bei der von Niersbach unterzeichneten Steuererklärung Fehler gemacht wurden und sich der DFB somit der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hat.
Dass sich Niersbach am Samstag im Fußball-Stadion beim Spiel Mainz gegen Wolfsburg zeigte, stützt die These, dass er sich vielleicht doch im Amt halten kann. Denn derzeit gibt es keine Anzeichen, dass die Funktionäre den DFB-Chef zum Rücktritt auffordern werden.
ml/SC (dpa, sid, DER SPIEGEL)