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Deutschland wirbt um Fachkräfte

18. Juli 2011

Die deutsche Wirtschaft klagt über einen Mangel an Fachkräften. Angesichts der Probleme wirbt die Bundesagentur für Arbeit verstärkt um qualifizierte Zuwanderer - vor allem auch aus Spanien, Portugal und Griechenland.

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Arbeitskräfte bei der Herstellung von Teilen einer landwirtschaftlichen Maschine (Foto: dpa)
Fachkräfte aus dem Ausland sollen Lücken in Deutschland füllenBild: picture alliance/dpa

Bei der Bewältigung des Fachkräftemangels setzt die Bundesagentur für Arbeit immer stärker auf qualifizierte Zuwanderer. Wie die Tageszeitung "Die Welt" am Montag (18.07.2011) berichtete, registriert die Agentur ein wachsendes Interesse aus europäischen Krisenländern wie Spanien, Griechenland und Portugal.

Großes Interesse

1964 erhielt der millionste Gastarbeiter in Deutschland, ein Portugiese, ein Moped als Geschenk (Archibvbild: dpa)
1964 kam der millionste Gastarbeiter nach Deutschland - der Portugiese erhielt ein Moped als GeschenkBild: picture-alliance/ dpa

Die Chefin der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit, Monika Varnhagen, sagte der Zeitung, allein in Spanien seien Tausende von Ingenieuren arbeitslos, auch IT-Spezialisten. 40 Prozent der jungen Menschen dort seien ohne Arbeitsplatz. Bislang seien 17.000 Spanier grundsätzlich an einer Arbeit in Deutschland interessiert. In Portugal gebe es ein großes Interesse von Pflegekräften, nach Deutschland zu kommen. Auch für griechische Mediziner sei Deutschland attraktiv. In ihrem Heimatland müssten sie sehr lange auf eine Ausbildung zum Facharzt warten. Dagegen könnten sie in Deutschland in vier oder fünf Jahren diese Ausbildung machen und dabei als Ärzte in den Kliniken arbeiten. Potenzial für Ingenieure, Ärzte, Pflegepersonal und Facharbeiter gebe es aber auch in Bulgarien und Kroatien. Auch in Polen gebe es grundsätzlich Interesse von Ingenieuren und Fachkräften, nach Deutschland zu kommen.

Der Blick richte sich aber auch weiterhin auf Länder außerhalb Europas. So gebe es etwa in Indonesien und Vietnam viele Ingenieure mit deutschen Abschlüssen. Sie hätten den Vorteil, dass für sie die deutsche Sprache kein Problem darstelle.

Nach Berechnungen der Wirtschaft fehlen vor allem in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik mehr als 150.000 Fachkräfte.

Deutsch-Kenntnisse

Zwei Krankenhaus-Arbeitskräfte (Foto: Fotolia)
Krankenhaus-Mitarbeiter warten auf Kollegen aus dem AuslandBild: Fotolia/PA

Das Haupthindernis für den Zuzug von qualifizierten Fachkräften sind fehlende Sprachkenntnisse. Deutsch gelte als schwer zu erlernen, sagte Varnhagen. In vielen Ländern Europas werde Deutsch gar nicht mehr als Fremdsprache angeboten. Aufgrund ihrer Englischkenntnisse gingen schließlich viele Hochqualifizierte in englischsprachige Länder, wenn sie in ihrem Heimatland keine Beschäftigung fänden.

Hinzu komme, dass angelsächsische Länder den qualifizierten Zuwanderern nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern ein "Rundum-Paket" für die ganze Familie anböten. Dazu gehörten Sprachkurse, eine Wohnung, ein Job für die Ehefrau und der Kindergartenplatz fürs Kind. Daran könne man sich in Deutschland ein Beispiel nehmen. Es reiche nicht, attraktive Firmen und Produkte zu haben: "Die Gesellschaft muss auch bereit sein, diese Menschen aufzunehmen und zu integrieren", sagte die ZAV-Direktorin.

Autor: Herbert Peckmann (Die Welt, dpa, rtr, afp, dapd)
Redaktion: Michael Wehling