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Sorgen um marodes Atommülllager Asse

Kiyo Dörrer
1. Juli 2024

Im ehemaligen Salzbergwerk Asse lagern mehr als 100.000 Fässer mit radioaktiven Abfällen. Dort sind sie nicht sicher. Seit Jahrzehnten droht das Atommülllager mit Wasser vollzulaufen. Und auch der Stollen an sich ist marode. Wie konnte das passieren und was tun?

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Mehr als sechs Jahrzehnte Atomenergie haben in Deutschland ein radioaktives Erbe hinterlassen: Zum Beispiel das Zwischenlager für radioaktive Abfälle im ehemaligen Salzbergwerk Asse in Niedersachsen. Dort wird seit den 60er Jahren Atommüll gelagert.

 

Eigentlich sollte die Asse nur eine kurze Zwischenlösung sein, doch der Abfall liegt bis heute dort herum, -- und strahlt. Denn die normalen Metallfässer sind nicht für Atomabfälle gedacht. Dazu das Problem mit dem Eindringen von Wasser in den Stollen. Es gibt mehr als 500 Lecks, die zu einer Überflutung des Bergwerks führen könnten.  „Deshalb müssen wir die Abfälle rausholen“, sagt Anna-Lena Zimmermann, die für den Betreiber des Bergwerkes arbeitet.  

 

Und das Wasser ist nicht das einzige Problem. Das Bergwerk ist porös und rissig.  600 Menschen arbeiten in der Asse, um sie zu überwachen und zu sichern.

 

Die große Frage: Wie konnte das passieren? Und wusste man damals, als man den Atommüll in das Bergwerk schaffte, dass es Probleme geben würde? „Ja, aber man hat es anders bewertet“, so Frank Ehrlich von Asse-Informationszentrum. Der wachsende Atomenergiesektor brauchte dringend eine Müllhalde, also wurden die Risiken heruntergespielt.

 

Seither reiht sich eine Informationspanne an die andere. Niemand weiß genau, welcher und wie viel Müll in der Asse lagert. 2013 beschließt die deutsche Regierung: das Bergwerk ist zu gefährlich und die Abfälle müssen herausgeholt werden.

 

Das Problem ist: es hat noch nie eine derartig große Rückhol-Aktion gegeben. Frank Ehrlich sieht im Worst-Case-Szenario, dass das Bergwerk aufgegeben werden müsse und dann möglicherweise radioaktive Stoffe über lange Zeit an die Oberfläche gelangen könnten.

 

Der Plan: Die Abfälle sollen in einer oberirdischen Zwischenanlage sortiert und dann abtransportiert werden. Aber wohin eigentlich? Ein Endlager gibt es nicht! Die Asse ist ein Beispiel dafür, dass die langfristigen Folgen der Atomenergie weitgehend ignoriert wurden.