Deutschland hat gewählt
Angela Merkel hat ein Traumergebnis nahe der absoluten Mehrheit erzielt. Doch nun stellt sich die Frage: Kommt es zur großen Koalition? Oder holt sich Merkel vielleicht doch die Grünen ins Boot?
Strahlende Gewinnerin
Bei der Bundestagswahl hat Kanzlerin Angela Merkel mit den Parteien CDU und CSU einen unangefochtenen Sieg errungen. Doch die absolute Mehrheit wurde verfehlt und Merkel muss künftig ohne ihren bisherigen Koalitionspartner, die FDP, auskommen. Wer wird der neue politische Partner?
Jubelstimmung trotz Dämpfer
Als das Stimmergebnis der Unionsparteien CDU und CSU bekannt wird, reißen die Parteianhänger die Arme hoch. Doch die Begeisterung bekommt bald einen Dämpfer, als das schlechte Abschneiden des bisherigen Koalitionspartners FDP bekannt wird.
Ernüchterte Liberale
Der liberalen FDP ist es nicht mehr gelungen, über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. Mit diesem schwächsten Ergebnis ihrer Parteigeschichte ist sie erstmals nicht im Bundestag vertreten und steht den Unionsparteien CDU und CSU nicht mehr als Koalitionspartner zur Verfügung.
Hoffnung auf Richtungswechsel zerschlagen
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (l.) wollte gemeinsam mit den Grünen die schwarz-gelbe Regierungskoalition ablösen. Dafür hat er - trotz leichten Stimmgewinnen - keine Mehrheit im Bundestag. Eine Koalition mit den Grünen und den Linken schließt die SPD aus. Zur Möglichkeit einer großen Koalition will sie sich nicht konkret äußern.
Gedrückte Stimmung bei den Grünen
Rund zwei Prozentpunkte weniger als bei der letzten Bundestagswahl - die Grünen sind deutlich hinter ihren eigenen Erwartungen geblieben. Für eine Regierungskoalition mit der SPD reicht es lange nicht. Dabei hatten sich die Grünen nach dem sehr guten Ergebnis in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr große Hoffnungen auch auf Bundesebene gemacht.
Gysi & Co. feiern
Die Linke, die aus dem Zusammenschluss der ostdeutschen PDS und der SPD-Splitterpartei WASG hervorgegangen ist, hat mehr als drei Prozentpunkte verloren. Dennoch hat sie die Grünen überflügelt und wird drittstärkste Kraft im Bundestag werden. Der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi (r.) und die Parteichefs Bernd Riexinger und Katja Kipping sind in Feierlaune.
"Nur" beachtliches Ergebnis
Ganz knapp kratzt die neue eurokritische "Alternative für Deutschland" (AfD) an der Fünf-Prozent-Hürde, schafft es aber nicht, in den Bundestag einzuziehen. Sie war im Wahlkampf vor allem mit ihrer Ablehnung der Euro-Rettungspolitik auf Stimmenfang gegangen. Der Parteivorsitzende Bernd Lucke freut sich über das solide Ergebnis bei der Wahlpremiere.
Rechts ein Kreuz und links ein Kreuz
Rund 61,8 Millionen Wahlberechtigte haben über die Zusammensetzung des Bundestags entschieden. Insgesamt gingen 34 Parteien mit annähernd 4500 Kandidaten ins Rennen. Ins Parlament eingezogen sind die Unionsparteien CDU und CSU, die Sozialdemokraten (SPD), die Grünen und die Linke.
Siegesgewisse Kanzlerin
Als Amtsinhaberin Angela Merkel am Sonntagmittag ihren Wahlzettel im Wahllokal in der Berliner Humboldt-Universität abgab, war sie guter Dinge. Alle Umfragen vor der Wahl deuteten bereits darauf hin, dass die CDU/CSU stärkste Kraft im Bundestag werden würden.
Kämpferischer Herausforderer
Von 2005 bis 2009 war Peer Steinbrück unter Kanzlerin Merkel Bundesfinanzminister in der großen Koalition von SPD und CDU. Als Ziel rief der 66 Jahre alte Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten einen Regierungswechsel aus - und erklärte, er wolle "nie wieder" gemeinsam mit Merkel regieren.
Bundespräsident an der Urne
Um acht Uhr morgens öffneten die Wahllokale in Deutschland. Joachim Gauck steckte bereits um halb zehn seinen Stimmzettel in die Urne. Der Bundespräsident ist parteilos. In seinem Amt ist es ihm untersagt, öffentlich für eine Partei zu werben. Um einer niedrigen Wahlbeteiligung entgegenzuwirken, rief er jedoch die Bürger in den vergangenen Wochen zur Stimmabgabe auf.
Ohne ehrenamtliche Helfer geht's nicht
Rund 630.000 Wahlhelfer waren an diesem Sonntag im Einsatz, manche Großstädte brauchten bis zu 10.000 hilfreiche Bürger. Sie bereiteten die Wahllokale vor, hängten Hinweisschilder auf und hakten die Namen in den Wählerlisten ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,5 Prozent.
Hessen hat doppelt gewählt
Auch im Bundesland Hessen, wo parallel zur Bundestagswahl ein neues Landesparlament gewählt wurde, kann die bisherige CDU/FDP-Koalition nicht weiterregieren. Zwar wurde die CDU mit 38,8 Prozent erneut stärkste Kraft. Doch die FDP stürzte um 11,2 Prozent auf 5,0 Prozent ab. Die SPD gewann 7 Prozent und kam auf 30,7 Prozent. Auch die Grünen (11,1) und Die Linke (5,2) zogen in den Landtag ein.
Von allen Lagern umworben: Migranten
Eine immer größere Wählergruppe in Deutschland bilden Bundesbürger mit Migrationshintergrund. Inzwischen sind rund 5,6 Millionen Migranten mit deutschem Pass wahlberechtigt. Das multikulturelle Deutschland spiegelt sich auch immer mehr in den Führungsetagen der Parteien wider, zum Beispiel bei den Grünen: Ihr Spitzenmann in Hessen war Tarek Al-Wazir, der einen jemenitischen Vater hat.