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Politik

Deutscher Student soll Indien verlassen

24. Dezember 2019

Einem Studenten aus Dresden soll während seines Austauschjahres in Indien die Ausreise nahegelegt worden sein. Grund dafür ist wohl seine Teilnahme an Protesten gegen ein neues Einbürgerungsgesetz.

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Indien Jakob Lindenthal Student aus Deutschland
Jakob Lindenthal (M.) als Teilnehmer einer Demonstration in IndienBild: twitter.com/ChintaBAR

"Die Ausweisung ärgert mich natürlich, da ich in Indien gute Freundschaften geschlossen habe und gerade ein spannendes Forschungspraktikum beginnen sollte", erklärte der Physikstudent Jakob Lindenthal aus Dresden. Vom Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, der Fall sei bekannt. Indiens Außenministerium und die Ausländerbehörde reagierten bisher nicht auf Anfragen. 

Gemeinsam mit Zehntausenden Indern hatte der Student nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen gegen ein neues Gesetz protestiert, das es vielen illegal eingereisten Migranten aus drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern erleichtert, die indische Staatsbürgerschaft zu erhalten - wenn sie keine Muslime sind.

Kritiker: Verstoß gegen Verfassung

Die Polizei ging mehrfach mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Protestierende vor, es gab laut Polizeiangaben mindestens 23 Tote. Die Demonstranten befürchten, dass Muslime zu Bürgern zweiter Klasse werden und dass sich die größte Demokratie der Welt zunehmend in ein autokratisches Regime verwandelt. Kritiker sehen die Gesetzesinitiative als Verstoß gegen die säkulare Verfassung Indiens, weil es Rechte an die Religionszugehörigkeit bindet. 

Indien Neu Delhi Proteste gegen Staatsbürgerschaftsrecht
Massenproteste in Indien: Hunderte Demonstranten wurden festgenommenBild: AFP/P. Singh

Indische Medien zeigten Bilder und Videos des Studenten, wie er ein Poster mit einem Nazivergleich hochhielt: "1933-1945, wir waren schon mal dort". Er sehe es als seine Pflicht, aus der Geschichte Lehren zu ziehen und nicht zuzuschauen, wenn Dinge geschehen, die man für eine gefährliche Entwicklung halte, sagte Lindenthal der DW.

Der Deutsche studierte seit vergangenem Sommer am Indian Institute of Technology-Madras in der Stadt Chennai. Er wollte eigentlich ein Jahr lang bleiben, wie der Vorsitzende seiner Austauschuniversität, Mahesh Panchagnula, mitteilte. Nach einem Treffen mit Mitarbeitern der Einwanderungsbehörde habe Lindenthal die Universität verlassen. Der Student sagte Reportern, er sei zu den Protesten befragt und anschließend aufgefordert worden, sofort aus Indien auszureisen.

"Ich hoffe, dass ich sicher nach Hause zurückkehren kann. Ich werde mögliche Optionen für die Rückkehr nach Indien in Betracht ziehen, um meine Studien fortzusetzen", so Lindenthal. Sollte dies nicht klappen, würde er an der Technischen Universität Dresden weiterstudieren.

ni/wa (dpa, DW)