Türkei inhaftiert deutschen Menschenrechtler
18. Juli 2017Knapp zwei Wochen nach ihrer Festnahme hat ein Gericht in der Türkei Untersuchungshaft gegen die Landesdirektorin von Amnesty International, Idil Eser, und fünf weitere Menschenrechtler verhängt. Unter den sechs Inhaftierten sind auch ein Deutscher und ein Schwede, wie der Türkei-Experte von Amnesty International, Andrew Gardner, der Deutschen Presse-Agentur in Istanbul sagte. Vier weitere Menschenrechtler habe der Haftrichter in Istanbul dagegen bis zu einem Prozess unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Untersuchungshaft kann in der Türkei bis zu fünf Jahre andauern.
Die Staatsanwaltschaft hatte in der Nacht Untersuchungshaft für alle zehn Menschenrechtler verlangt. Nach Angaben von Amnesty warf ihnen die Staatsanwaltschaft vor, eine Terrororganisation unterstützt zu haben, ohne deren Mitglied zu sein. Unklar blieb, um welche Terrororganisation es sich handeln sollte. Amnesty weist die Vorwürfe entschieden zurück. Gardner hatte am Rande der Anhörung von einer "Justiz-Farce" gesprochen.
Bis zu fünf Jahre Haft
Die Menschenrechtler waren am 5. Juli in einem Hotel auf der Insel Büyükada vor Istanbul bei einem Workshop zum Thema "Digitale Sicherheit und Informationsmanagement" festgenommen worden.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Aktivisten vorgeworfen, sie hätten mit ihrem Treffen auf Büyükada den Putschversuch vom 15. Juli 2016 fortführen wollen. Die Festnahme war international auf Kritik gestoßen. Auch die Bundesregierung setzte sich für eine Freilassung ein.
Erst im Juni war der Landesvorsitzende von Amnesty in der Türkei, Taner Kilic, in Untersuchungshaft genommen worden. Ihm werden Verbindungen zur Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen, den Erdogen für den Putschversuch verantwortlich macht. Die Gülen-Bewegung ist in der Türkei als Terrororganisation eingestuft. Auch der deutsch-türkische Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt", Deniz Yücel, und die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu Corlu sitzen derzeit in der Türkei wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft.
qu/stu (dpa, afp)