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"Deutscher Louvre" gerettet

17. Mai 2002

Kultur mit Niveau kostet viel Geld. Doch die deutsche Hauptstadt ist arm. Lange haben sich Politiker und Kultur-Manager über die Finanzierung der Berliner Museumsinsel gestritten. Endlich haben sie sich geeinigt.

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Die Sanierung der Museumsinsel ist finanziell vorerst gesichertBild: Illuscope

In Berlin zeigte man sich erleichtert: Das Trommeln habe sich gelohnt, so Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte kürzlich zugesagt, mit einer Milliarde Euro die Sanierung der Berliner Museumsinsel bis 2010 zu unterstützen. Eine Nerven aufreibende Phase auf Europas größter Kulturbaustelle geht damit zu Ende.

"Das modernste Museums-Ensemble der Welt"

Alte Nationalgalerie Berlin
Alte Nationalgalerie BerlinBild: AP

Der Pariser liebt den Louvre und der Berliner seine Museumsinsel: Vereint im Herzen der Hauptstadt liegt ein Ensemble aus fünf renommierten Kulturstätten: das Pergamon-Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bodemuseum sowie das Alte und das Neue Museum. Berliner Politiker haben mit der Insel Großes vor. Nach ihrer Restaurierung soll in den Museums-Tempeln, die zwischen 1830 und 1930 erbaut wurden, ein einzigartiges Potpourri der Weltkultur zu besichtigen sein. In die spätklassizistische und frisch renovierte Alte Nationalgalerie zogen bereits rund 500 Gemälde und Skulpturen ein, darunter Romantiker wie Caspar David Friedrich und Adolph Menzel, Impressionisten wie Claude Monet und Skulpturen des französischen Bildhauer-Stars Auguste Rodin.

Weltklasse auf einer Insel

In den anderen Museen soll ebenfalls kulturelle Weltklasse präsentiert werden, kündigte der verantwortliche Berliner Kultur-Manager Klaus-Dieter Lehmann an. "Ohne unbescheiden sein zu wollen", so Lehmann in einem Presse-Interview, "die Berliner Museumsinsel wird den Louvre an Bedeutung übertreffen." Sein Ziel: "Das am modernsten präsentierte Museums-Ensemble der Welt in einer architektonisch einzigartigen Hülle."

Narben der Geschichte

Bis dahin wird es aber viel Zeit und noch mehr Geld kosten, ehe die Narben der deutschen Geschichte aus den Bauten heraus operiert sind. Allein knapp 70 Millionen Euro kostete es, die Alte Nationalgalerie von Kriegsschäden und halbherzigen Ausbesserungen aus DDR-Zeiten zu befreien. An anderen Gebäuden auf der Insel können Touristen auf ihren Spaziergängen heute noch Schusslöcher aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs betrachten.

Teure Kunst-Unterhaltung

Selbst mit der finanziellen Spritze durch den Bund im Falle einer Sanierung der Museumsinsel ist der Betrieb des "deutschen Louvre" langfristig unsicher. Jährlich verschlingen die fünf Museen etwa 140 Millionen Euro an Steuergeldern. Davon fließen drei Viertel aus Bundeskassen und ein Viertel aus den Bundesländern. Das ergibt Kosten in Höhe von reichlich zwei Millionen Euro pro Jahr für die Hauptstadt. Auch diesen Betrag wollte Berlins rot-rote Regierung aus SPD und PDS nicht zahlen. Kultur-Manager Lehmann konterte, es sei "eine unvorstellbare Frechheit", die Bundesländer unter Druck zu setzen, indem der Berliner Anteil unter den übrigen Ländern umverteilt werden soll. Jetzt ist der Streit erst einmal durch die Entscheidung beigelegt. Den Bundespolitikern ist ihre Insel der Kunst eben doch viel (Geld) wert. (mas/pt)