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Unternehmen wollen leichter in die USA

Arthur Sullivan
14. Juli 2021

Noch immer haben es deutsche Geschäftsreisende schwer, in die USA zu reisen. Andersherum ist das aber möglich. Sehr zum Ärger vieler Unternehmen, die in den USA Geschäfte machen.

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USA Mercedes-Benz Werk in Tuscaloosa/Alabama
Bild: Daimler AG

Unternehmen mit deutschem Einfluss gibt es überall in den USA. Nach Angaben des US-Außenministeriums beschäftigen amerikanische Tochtergesellschaften deutscher Firmen rund 900.000 US-Amerikaner.

Die deutsch-amerikanischen Geschäftsbeziehungen sind eine der stärksten und beständigsten weltweit. Doch die Entscheidung der Biden-Administration, die strengen Pandemie-Reisebeschränkungen für EU-Bürger wieder einzuführenund aufrechtzuerhalten, frustriert viele Unternehmer.

Vergangene Woche hat der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) einen Brief an die US-Botschaft in Berlin geschickt, in dem er dazu aufruft, deutschen Bürgern das Reisen über den Atlantik zu erleichtern. "Die US-Regierung sperrt derzeit europäische Geschäftsreisende aus. Geschäftsreisen in die USA müssen wieder ohne Einschränkungen möglich sein", so Ulrich Ackermann, Außenwirtschaftsexperte des VDMA, in einer Stellungnahme. "Es ist unverständlich, dass die Schengen-Staaten von den Vereinigten Staaten immer noch als Hochrisikogebiet eingestuft werden."

Horrortrip für Geschäftsreisende

Bereits zu Beginn der Pandemie im März 2020 untersagte der damalige Präsident Donald Trump Europäern die Einreise in die USA. Vor dem Ende seiner Amtszeit hob er zwar die Beschränkungen wieder auf, doch Präsident Biden setzte sie ohne lange zu zögern wieder in Kraft.

Auch die EU hatte lange ähnliche Vorgaben, doch seit Mitte Juni können US-Reisende wieder relativ problemlos in den Schengen-Raum reisen, weil die Impfraten und die geringen Corona-Fallzahlen dies erlauben.

USA, Tennessee: Chattanooga Plant von Volkswagen
Ingenieure und Arbeiter bei Volkswagen in den USA mit deutschen Wurzeln müssen genau überlegen, wie sie Heimreise nach Deutschland planenBild: picture-alliance /AP/E. Schelzig

Von dem US-Einreiseverbot gibt es Ausnahmen. So können US-Bürger und Green-Card-Inhaber in die USA einreisen. Andere können sich für eine National Interest Exception (NIE) qualifizieren, wenn sie in Bereichen arbeiten, die "kritische Infrastruktur" oder "bedeutende wirtschaftliche Aktivitäten" beinhalten. Solche Anträge können bei den US-Botschaften und konsularischen Vertretungen im Ausland gestellt werden.

Laut Ackermann vom VDMA ist der NIE-Ausnahme allerdings wenig hilfreich. Sie gelte nur in "bestimmten Ausnahmefällen" und in der Regel nicht für Deutsche, die zu Kunden, Klienten oder zu Messen reisen wollen. Laut dem Außenwirtschaftsexperten sei die Situation am kritischsten für Deutsche (und andere EU-Bürger), die eine befristete Arbeitserlaubnis oder ein befristetes Aufenthaltsrecht hätten - so genannte Nichteinwanderungs-Visa.

"Sie können die NIE-Ausnahme nur nach der Einreise nach Deutschland beantragen oder sie müssen sich vor der Rückkehr 14 Tage in einem Nicht-Schengen-Land aufgehalten haben", sagte er.

So könnte beispielsweise ein deutscher Ingenieur, der in einem Autowerk in den USA arbeite, nach Deutschland zurückkehren. Aber der Weg zurück in die USA wäre lang, kompliziert, teuer und riskant. Hinzu komme, dass es derzeit keine Ausnahmen für vollständig geimpfte Personen gibt.

Ulrich Ackermann, VDMA Leiter Außenwirtschaft
Ulrich Ackermann, Leiter der VDMA-AußenwirtschaftBild: VDMA

Kaum mehr US-Neugeschäft

Vor der Pandemie waren die Flieger von Deutschland in die USA täglich vollbesetzt mit Geschäftsreisenden: Führungskräfte trafen Kunden, technische Experten besuchten Fabriken, Arbeiter kehrten von Reisen in die Heimat zurück. Mit dem Virus kam der Stillstand. Dass dieser bis heute anhält, führt bei vielen zu Frustration.

"Es hindert uns daran, das Geschäft so zu betreiben, wie wir es gewohnt sind", sagt Carl Martin Welcker, Geschäftsführer bei Schütte, einem deutschen Hersteller von Werkzeugmaschinen. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Köln, betreibt aber ein großes Werk in Jackson, Michigan. Die Beschränkungen würden das Geschäft auf verschiedene Weise beeinträchtigen, so Welcker gegenüber DW: Von Experten, die nicht reisen könnten, um bei technischen Fragen zu helfen, bis hin zu neuen Geschäften, die verloren gehen, weil man die potenziellen Kunden nicht persönlich treffen könne.

Virtuelle Meeting-Lösungen hätten die Probleme in der Kommunikation zwar gelindert, dennoch sei es sinnvoll, wieder routinemäßige Geschäftsreisen durchzuführen, wenn die Fallzahlen und die Impfraten dies ermöglichten, so Welcker. Die NIE-Ausnahmen könne genutzt werden, sei aber häufig unpraktisch: "Es ist zeitaufwendig und voller Bürokratie. Meistens braucht man ein Einladungsschreiben von den Kunden und die zögern, das zu tun, weil sie es nicht gewohnt sind, sie wissen nicht, womit sie es zu tun haben.″

Merkel soll Biden mit dem Thema konfrontieren

Vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus in dieser Woche hoffen deutsche Wirtschaftsführer, dass Merkel bei ihrem Amtskollegen Druck machen wird. "Die EU und die deutsche Regierung sind hier gefordert, ihre Partner in Washington von der Blockade abzubringen", fordert Ackermann.

Cornwall G7 Treffen Joe Biden und Angela Merkel
Merkel trifft Biden zum zweiten Mal in seiner Funktion als Präsident. Das erste Mal war auf dem G7-Gipfel in Carbis Bay. Bild: Adam Schultz/White House/Planet Pix/Zuma/picture alliance

Deutschland steht damit nicht allein. Auch in Brüssel arbeitet man einer Lösung. So sagte Stavros Lambrinidis, ein EU-Spitzendiplomat in Washington vor einem Monat, es sei ein Fehler, dass europäische Geschäftsleute ihre Investitionen in den USA nicht überwachen könnten.

Zu dem Problem gehöre auch, dass Europäer, die in den USA arbeiteten, schwerlich zurückkehren könnten, selbst wenn sie vollständig geimpft seien. "Wir müssen in der Lage sein, unsere Volkswirtschaften wieder anzukurbeln und zwar gemeinsam", sagte er auf einer Handelsveranstaltung in Washington D.C..