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Deutsche Welle startet Programmfenster für Belarus

29. September 2005

Die Deutsche Welle sendet ab dem 3. Oktober ein neues Informationsprogramm speziell für die Republik Belarus. Für die mit EU-Mitteln geförderte Initiative gibt es viel Lob, aber auch Kritik.

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Die Situation in Belarus ist schon seit langem Bestandteil der Berichterstattung im Russischen Programm der Deutschen Welle: Korrespondenten berichten regelmäßig über die Isolationspolitik von Präsident Lukaschenko, die schwierige Lage der Medien und die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen. Mit dem neuen Programmfenster gibt es nun mehr Sendezeit für diese Themen: Fünfzehn Minuten werktäglich, von Montag bis Freitag stehen Ereignisse in Belarus im Mittelpunkt.

Alternatives Informationsangebot

Belarusskie Chroniki, Weißrussische Chronik, heißt die neue Sendung. Sie wird live moderiert und am frühen Abend, um 18:30 weißrussischer Zeit, ausgestrahlt. Sie richtet sich an alle Menschen in Belarus, die an alternativen, regierungs-unabhängigen Informationen interessiert sind. Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle, hat dabei vor allem die Jugend im Blick: "Man wird in diesem Land sicherlich auf die kommenden Generationen setzten müssen. Wenn man so etwas wie Verbreitung der Informationen und unabhängige Kenntnisse über die Europäische Union vermitteln will, dann muss man auf die kommenden Generationen setzen, Studenten ansprechen und auch die Info-Eliten", so Bettermann auf einer Pressekonferenz zum Programmstart.

Weg für die Demokratie ebnen

Obwohl Weißrussland unmittelbarer Nachbar der EU ist, ist das Land weitgehend isoliert. Deshalb spielen gerade auch europäische Themen im neuen Programmfenster eine große Rolle. Bilaterales aus Brüssel, Informationen über die europäische Integration und europäische Institutionen sollen der weißrussischen Bevölkerung nahe gebracht werden.

In Brüssel stießen die Pläne der Deutschen Welle schnell auf Zustimmung: Die Europäische Kommission fördert das neue Programmfenster mit gut 130.000 Euro. EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner erläutert die Interessen der EU an einem unabhängigen Medienangebot für Belarus: "Wir stellen uns vor, dass wir damit den Weg langsam für die Demokratie in Weißrussland ebnen. Wir führen den Menschen vor Augen, was in anderen Ländern passiert, wie es eigentlich sein sollte, welche Möglichkeiten sie haben sollten zur freien Meinungsäußerung. Das alles soll langsam vermittelt werden."

Sprachenstreit

Schon vor dem Sendestart war das Interesse am neuen Programmangebot groß. Offizielle deutsche Vertreter in Weißrussland wie der deutsche Botschafter und Wissenschaftler begrüßten das neue Medienangebot ausdrücklich. Doch neben positiven Reaktionen gab es im Vorfeld auch Kritik: Denn die Deutsche Welle wird das Programmfenster in russischer Sprache ausstrahlen - nicht auf Weißrussisch. Dies, so die Argumentation der Kritiker, sei ein Affront gegen die weißrussische Kultur und unterstütze die Russifizierung des Landes. Das sieht Wladimir Dorochow anders. Er hat jahrelang für die DW aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk berichtet. Nun arbeitet er als Redakteur im neuen Belarus-Fenster. Dorochow meint zu den Vorwürfen der Kritiker: "Ich respektiere ihre Meinung, aber ich glaube, die Realität sieht zurzeit anders aus. Die große Mehrheit, ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung in Weißrussland sprechen Russisch zu Hause und im Alltag. Nur sieben Prozent benutzen Weißrussisch"

Neben dem russischen Informationsangebot werden zusätzlich Inhalte der Sendungen in weißrussischer Sprache über das Internet verbreitet. Eines haben jedoch alle Programmangebote für Belarus gemeinsam: Sie wollen unabhängige Informationen bieten, zu Demokratisierung und Medienfreiheit in Weißrussland beitragen - ganz gleich, in welcher Sprache.

Britta Kleymann
DW-RADIO, 29.9.2005, Fokus Ost-Südost