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Deutsche Springreiter unter Druck

19. August 2015

Nach vielen Rückschlägen wollen die deutschen Springreiter bei der Heim-EM in Aachen endlich in die Erfolgsspur zurück. Bundestrainer Becker bleibt allerdings vorsichtig, Routinier Beerbaum fordert ein Umdenken.

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Pferdesport, Springreiter Christian Ahlmann auf Colorit (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)
Bild: Getty Images/D. Mouhtaropoulos

Wenn er sich etwas wünschen dürfte, wüsste Otto Becker, der Cheftrainer der deutschen Springreiter, schon, was er gerne hätte: "Gold wäre schön", sagt Becker ganz unbescheiden vor dem ersten Auftritt seiner Schützlinge bei der Reit-EM in Aachen am Mittwoch im Zeitspringen und fügt an: "Wir wollen mit der Mannschaft eine Medaille. Sollte dann noch im Einzel einer unserer Reiter auf dem Treppchen stehen, wäre es ein Traum." Das Programm in der Aachener Soers ist eng: Nach dem Zeitspringen am Mittwoch, wird am Donnerstag und Freitag der Mannschaftstitel ausgeritten, der neue Einzel-Europameister steht am Sonntag nach fünf schweren Runden fest.

Doch trotz seiner Wünsche weiß Becker, dass die Auftritte der deutschen Equipe seit geraumer Zeit nicht mehr so glanzvoll ausfallen wie noch vor einigen Jahren. Seit 2008 gewannen die deutschen Springreiter zu Hause keinen Nationenpreis mehr, der letzte Championats-Titel datiert aus dem Jahr 2011, als es bei der Europameisterschaft in Madrid Teamgold gab. "Ich persönlich spreche nicht von einer Krise. Ich weiß, wie schwer es ist, vorne zu landen", sagte Becker.

In der Tat ist die Weltspitze zusammengerückt. Im vergangenen Jahr bei der WM in Caen hieß es für die deutsche Mannschaft nach nur einem Abwurf durch Ludger Beerbaum Platz vier statt Gold. Auch dieses Mal droht ein enges Rennen. "Da ist Druck auf dem Kessel. Großbritannien und die Schweiz kämpfen noch um ihr Olympia-Ticket", sagte Sportdirektor Dennis Peiler von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Erschwerend kommt hinzu, dass Becker sein Team zu Hause im Nachteil sieht. "Hier kommt ständig jemand, der etwas will. Wir können uns nicht so gut fokussieren", meinte der Bundestrainer.

Pferdesport - Bundestrainer Otto Becker (Foto: Foto: Jochen Lübke/dpa)
Bundestrainer Otto BeckerBild: picture-alliance/dpa/J. Lübke

Beerbaum: "Nicht nur Zufall oder Pech"

Einen schärferen Ton schlug indes Routinier Ludger Beerbaum an. Nachdem auch der in Deutschland ausgerittene Nationenpreis Mitte Juli in Mannheim nicht gewonnen wurde, hatte der Routinier gefordert, dass ein Ruck durchs Team gehen müsse. Nun sagte er: "Es ist ja nicht nur so, dass wir zu Hause nicht gewinnen. Wir haben dieses Jahr keinen einzigen Nationenpreis gewonnen. Das ist nicht nur Zufall oder nicht nur Pech. Da muss man schon genau gucken, woran es liegt."

Pferdesport - Christian Ahlmann auf Codex One beim Turnier in Spruce Meadows (Foto: Derek Leung/Getty Images)
Wann gewinnen die Deutschen wieder einen Nationenpreis? Christian Ahlmann weiß, wie man in Aachen siegtBild: Getty Images/D. Leung

Bleibt fraglich, wie die Kritik bei den Kollegen ankommt. Neben Beerbaum, der seine Top-Stute Chiara sattelt, gehören seine Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum mit Fibonacci, der Aachen-Sieger von 2014 Christian Ahlmann mit Taloubet sowie Daniel Deußer mit Cornet d'Amour zum deutschen Team. Reservereiterin ist Janne-Friederike Meyer mit Goja.

Becker setzt wieder auf erfahrene Kräfte, die schon seit Jahren das Gesicht des deutschen Kaders prägen. Dass jüngere Reiter eine neue Mentalität in die Mannschaft bringen könnten, hält Becker primär nicht für notwendig. "Am Ende entscheidet bei der Nominierung die Leistung. Und da haben es unsere jungen Reiter auf dem allerhöchsten Niveau noch etwas schwer."

asz/sn (sid)