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Erster Boykott

15. April 2008

Judo-Kämpferin Yvonne Bönisch hat den Bann gebrochen und als erste deutsche Olympiasiegerin den Verzicht auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking angekündigt.

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Yvonne Bönisch, Quelle: AP
Yvonne Bönisch gewann 2004 in Athen eine Goldmedaille für Deutschland

"Ich werde Zeichen setzen und nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen", erklärte die 27-jährige Yvonne Bönisch am Dienstag (15.4.2008). Einen Wettkampf-Boykott schloss die deutsche Medaillenhoffnung Bönisch für sich knapp vier Monate vor dem Olympia-Startschuss aber aus. "Für jeden Sportler ist es das Größte, bei Olympischen Spielen teilzunehmen. Und wenn jetzt boykottiert werden würde, würden tausende Träume platzen", sagte die Potsdamerin. In Peking will Bönisch zudem mit einem Symbolband am Handgelenk gegen Menschenrechtsverletzungen in Tibet protestieren.

Wie Bönisch, die 2004 in Athen als erste deutsche Judo-Frau Olympia-Gold erkämpfte, hatte zuvor schon Fechterin Imke Duplitzer über einen Teilnahme-Verzicht bei der Eröffnungsfeier nachgedacht. "Ich werde da wohl nicht hingehen, um zu zeigen, ich bin hier, weil ich hier sein muss. Nach meinem Wettkampf werde ich China wohl sofort verlassen und nicht bis zum Ende der Spiele bleiben."

Der Deutsche Judo-Bund (DJB) toleriert die Aktion der Goldmedaillen-Gewinnerin von Athen, will sich in einer Präsidiumssitzung am kommenden Wochenende aber grundsätzlich mit der Situation und Problematik befassen.

Ob Aktionen gestattet sind, muss das Internationale Olympische Komitee (IOC) noch entscheiden. Die Exekutive werde auf der nächsten Sitzung Anfang Juni in Athen über Richtlinien diskutieren, sagte eine IOC-Sprecherin.

Internationale Diskussionen

Frankreichs NOK verbot derweil seinen Olympiateilnehmern, zur Eröffnung der Sommerspiele mit Plaketten auf der Brust einzumarschieren, auf denen "Für eine bessere Welt" demonstriert wird. NOK-Präsident Henri Serandour begründete dies damit, dass man ansonsten "auch für alles sonst" werben könne.

Athleten aus dem Team Darfur haben das IOC zu einer unmissverständlichen Stellungnahme in der Frage der freien Meinungsäußerung bei den Sommerspielen in Peking aufgefordert. "Wir verlangen Klarheit von Ihnen in Bezug auf die praktische Interpretation der IOC-Regeln und darüber, welche Maßnahmen das IOC unternimmt, um das Recht der Sportler auf freie Meinungsäußerung bei den Spielen zu gewährleisten", heißt es in einem Brief an den IOC. Das Team Darfur will dazu beitragen, die Weltöffentlichkeit auf den seit fünf Jahren in der westsudanesischen Krisenregion wütenden Bürgerkrieg aufmerksam zu machen.

Das US-Team will in Peking auf politische Äußerungen verzichten. Diesen Standpunkt vertrat am Montag die Mehrheit deramerikanischen Athleten zu Beginn der US-Medientage in Chicago. "Die Spiele sind für mich heilig. as ist etwas, das nicht gestört werden sollte", betonte Turn-Olympiasieger Paul Hamm. Fußballerin Abby Wambach kündigte an, sich wie ihre Mitspielerinnen einzig und allein auf die Titelverteidigung konzentrieren zu wollen. "Wir denken, dass ist die deutlichste Sprache, wenn wir Gold holen und unser Land bestens vertreten." (kas)