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Deutsche Schulden bei den Griechen?

12. Januar 2015

Nicht nur die Griechen haben offene Rechnungen zu begleichen, auch die Deutschen würden bei ihnen in der Kreide stehen: mit elf Milliarden Euro. Meinen zumindest die Griechen.

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Symbolbild Griechenland Medien 2015
Bild: Louisa Gouliamaki/AFP/Getty Images

Deutschland soll Griechenland einem vertraulichen Bericht des griechischen Rechnungshofs zufolge elf Milliarden Euro aus einer Zwangsanleihe aus dem Zweiten Weltkrieg schulden. Dies berichtete die Athener Sonntagszeitung "To Vima" unter Berufung den Bericht, der letzte Woche der griechischen Regierung vorgelegt wurde. Die griechische Regierung hatte im Frühjahr eine Sonderkommission gebildet, die mögliche Forderungen aus dem Zweiten Weltkrieg konkretisieren sollte.

Der mit der Anleihe verbundene Zwangskredit in Höhe von ursprünglich 476 Millionen Reichsmark war 1942 der Deutschen Reichsbank von der griechischen Zentralbank gewährt worden, um die Besatzungskosten zu decken.

Es ist nicht das erste Mal, das griechische Politiker und Hinterbliebenenverbände Reparationszahlungen von Deutschland für die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs fordern. Die deutsche Regierung hat solche Forderungen stets zurückgewiesen. Auch diesmal sieht die Bundesregierung keinen Grund für neue Milliarden-Forderungen Griechenlands aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die griechischen Forderungen insgesamt seien geregelt, sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Jäger, am Montag in Berlin.

Ursprung der Forderungen

Hintergrund solcher Forderungen ist der deutsche Überfall auf Griechenland 1941 und die anschließende mehrjährige Besatzung durch die Wehrmacht. Durch organisierte und willkürliche Plünderungen entstanden den Griechen riesige Schäden.

Brauchitsch auf Akropolis
Bild: picture-alliance/akg-images

Nach der Kapitulation Deutschlands fand im Herbst 1945 in Paris auf Einladung der Siegermächte eine erste Reparationskonferenz statt. Griechenland forderte mehrere Milliarden US-Dollar als Reparationszahlungen. Zugestanden wurde den Griechen ein prozentualer Anteil an den deutschen Reparationsleistungen. Tatsächlich bekamen sie aber lediglich Sachleistungen im damaligen Gesamtwert von rund 25 Millionen Dollar, was heute je nach Berechnungsmethode bis zu zwei Milliarden Euro entspricht.

Im folgenden Londoner Schuldenabkommen von 1953 wurde die Regelung der Reparationsforderungen bis zum Abschluss eines Friedensvertrages verschoben. Dabei hatte man im Hinterkopf, dass Deutschland durch die nach dem Ersten Weltkrieg geplanten Reparationen massiv geschwächt wurde, was unter anderem den Aufstieg Hitlers begünstigte.

Deutsche Einheit beendet Ansprüche

1990, bei der Verhandlung der deutschen Einheit, trat dann das völkerrechtlich bindende Zwei-plus-Vier-Abkommen "anstelle eines Friedensvertrages". Damit haben sich alle vier ehemaligen Siegermächte des Zweiten Weltkrieges einverstanden erklärt. Auch Griechenland akzeptierte dieses Abkommen. So konnten Forderungen nach Reparationsleistungen erledigt werden.

Darauf beruft sich die Bundesregierung. Ihrer Meinung nach sollen die Reparationsfrage nach dem Willen der Vertragspartner nicht mehr geregelt werden. Athen dagegen steht auf dem Standpunkt, die Unterzeichner hätten den Vertrag lediglich "zur Kenntnis" genommen und die Entschädigungsfrage sei daher noch nicht geklärt.

iwwen (dpa, Handelsblatt, Die Welt)