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KonflikteSudan

Deutsche Evakuierungsmission im Sudan beendet

26. April 2023

Die Bundeswehr hat ihren Einsatz im Sudan vorerst abgeschlossen. In den vergangenen Tagen brachte die Luftwaffe insgesamt mehr als 700 Menschen aus dem nordostafrikanischen Land in Sicherheit.

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Aus einer Bundeswehr-Transportmaschine steigen Menschen
Aus dem Sudan in Sicherheit gebrachte Menschen auf der jordanischen Luftwaffenbasis Al-AzraquBild: Jana Neumann/Bundeswehr/dpa/picture alliance

Zum Abschluss der Evakuierungsmission der Bundeswehr ist - aus dem Sudan kommend - eine Maschine des Typs A400M mit rund 120 Menschen an Bord in Jordanien gelandet. Eine Weiterreise nach Deutschland werde vorbereitet, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr im Kurzbotschaftendienst Twitter mit.

Am Mittwoch erklärte ein Sprecher der Bundeswehr, man habe insgesamt mehr als 700 Menschen außer Landes gebracht. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, zeigte sich zufrieden mit der Leistung der Bundeswehr bei dem Einsatz. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte die SPD-Politikerin: "Die Bundeswehr hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie schnell reagieren kann und in Krisen einsatzbereit ist." 

Deutschland hatte am Montag die multinationale Flugkoordinierung am Flughafen in der Nähe der sudanesischen Hauptstadt Khartum übernommen. Generalinspekteur Carsten Breuer sei nun im Austausch mit Partnerländern, wer die Flugkoordinierung von diesem Mittwoch an übernehme, teilten Auswärtiges Amt und Verteidigungsministerium mit. Diejenigen Deutschen, die noch im Sudan verblieben seien, sollten in den kommenden Tagen mithilfe von Partnerländern evakuiert werden.

Zu den Ausgeflogenen gehört Maximilian Röttger, der im Sudan für das Goethe-Institut gearbeitet hat, das im Ausland die deutsche Sprache und Kultur vermittelt. Seit Montag ist er in Berlin. "Das Schwierigste war vermutlich, die Angst zu überwinden, das Haus das erste Mal zu verlassen, nachdem wir uns acht Tage lang versteckt haben", sagte er im DW-Gespräch über die Evakuierung. In seiner Unterkunft in Khartum waren seine Frau und er den Kämpfen recht nah. "Wir haben alles gehört. Wir haben die Bombengranaten gehört. Wir hörten die Schießereien, wir hörten die Luftangriffe. Wir rochen den Rauch und sahen den Rauch." 

Bundestag stimmt nachträglich für Sudan-Mandat

Wegen der akuten Gefahrensituation war der Bundeswehreinsatz am Sonntag zunächst ohne die eigentlich erforderliche parlamentarische Zustimmung begonnen worden. Deshalb wurde an diesem Mittwoch nachträglich über den Antrag abgestimmt. Er erhielt eine ungewöhnlich deutliche Mehrheit. Insgesamt votierten 663 Abgeordnete für das Mandat, sieben Abgeordnete enthielten sich, es gab keine Nein-Stimmen. 

Die Bundesregierung will sich die Möglichkeit offenhalten, die Mission im Sudan bis Ende Mai fortzuführen. Bis zu 1600 Soldatinnen und Soldaten sollten sich daran beteiligen können, im Notfall könne diese Zahl auch überschritten werden, heißt es im Mandatsantrag der Ampel-Regierung. Das Mandat umfasse ausdrücklich auch "den Einsatz militärischer Gewalt zur Durchsetzung des Auftrags". Ziel sei es, "Leib und Leben deutscher Staatsangehöriger und weiterer berechtigter Personen" zu schützen. 

Ein Mann blickt auf zerstörte Gebäude
Zerstörte Häuser in der Hauptstadt Khartum Bild: Marwan Ali/AP Photo/picture alliance

Auch andere Staaten brachten weiter ihre Bürger aus dem Sudan in Sicherheit. Großbritannien flog am Dienstag erste Staatsbürger nach Zypern aus. Im niederländischen Eindhoven landete eine Maschine mit 104 Evakuierten.

Armee: Ex-Machthaber Baschir in Militärklinik

Unterdessen hat die sudanesische Armee Zweifel am Verbleib des früheren Machthabers Omar al-Baschir ausgeräumt, der wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Darfur-Konflikt vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht wird. Der gesundheitlich angeschlagene Ex-Diktator befinde sich im Aliaa-Militärkrankenhaus in Khartum, teilte die Armee mit. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuvor berichtet, Baschir sei vor Beginn der Gefechte dorthin verlegt worden.

Katar Doha | Früherer sudanesischer Präsident | Omar Hassan al-Baschir
Omar al-Baschir ist bislang einer Verhaftung und Überstellung nach Den Haag ausgewichen (Archivbild)Bild: Photoshot/picture alliance

Ein früherer Minister Baschirs, der ebenfalls gesuchte Ali Harun, hatte zuvor mitgeteilt, Baschir habe mit ihm und anderen Ex-Regierungsmitgliedern das Gefängnis Kober verlassen. Beobachter gerieten daraufhin in Sorge, Baschir könnte das derzeitige Chaos ausnutzen, um sich abzusetzen.

Medizinlabor besetzt: Sorge vor gefährlichen Erregern

Bei den Gefechten ist auch ein staatliches Medizinlabor ins Visier geraten - Kämpfer sollen das Labor besetzt halten, in dem auch Erreger von Krankheiten wie Polio, Cholera und Masern lagern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von einer "extrem, extrem gefährlichen" Situation.

Im Sudan will De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten, den Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Bei den seit mehr als zehn Tagen anhaltenden Gefechten wurden nach Informationen der WHO rund 460 Menschen getötet und fast 4100 verletzt. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch deutlich höher liegen. Zehntausende Menschen sind aus dem Sudan in Nachbarländer wie Ägypten, Tschad oder Südsudan geflohen. In weiten Teilen des Landes herrscht ein Mangel an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff und Strom.

Kontrahenten nicht zu Verhandlungen bereit

Die von den USA vermittelte Feuerpause hält nach Auffassung der Vereinten Nationen (UN) bislang "in einigen Teilen" des Sudans. In Khartum allerdings würden die Kämpfe weitgehend fortgesetzt oder in einigen Fällen intensiviert. Es gebe zudem zahlreiche Berichte über Wohnungseinbrüche und Plünderungen von Häusern und Geschäften. Die Angst vor zunehmender Kriminalität wachse. Es gebe keine Anzeichen, dass die Kriegsparteien bereit seien, "ernsthaft zu verhandeln", sagte der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, der Deutsche Volker Perthes, vor dem Weltsicherheitssrat in New York. Dies deute darauf hin, beide Seiten gingen davon aus, dass ein militärischer Sieg über die andere Seite möglich sei. Dies sei eine Fehlkalkulation.

se/mak/ehl/AR/ust/uh (dpa, afp, ap, rtr, dw)