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Der Umwelt-Papst und die Bürgermeister

Karin Jäger22. Juli 2015

Wie keiner seiner Vorgänger setzt sich Papst Franziskus für die Umwelt ein. Jetzt hatte das katholische Kirchenoberhaupt Bürgermeister in den Vatikan eingeladen, um sein Anliegen vorzubringen.

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Konferenz mit Papst Franziskus zu Klimawandel und moderner Sklaverei im Vatikan (Foto: picture alliance/AP Photo/G. Borgia)
Bild: picture-alliance/AP Photo/G. Borgia

Papst Franziskus schaut voraus: "Ich hege große Hoffnungen für die Umweltkonferenz in Paris im kommenden Dezember. Ich hoffe sehr, dass die Vereinten Nationen ein grundlegendes Abkommen erarbeiten werden, weil die UN in der Tat zu diesen Themen klare Positionen einnehmen sollten. Ich denke an die Probleme des Klimawandels, aber auch an den Menschenhandel", sagte das Kirchenoberhaupt vor Bürgermeistern im Vatikan.

Franziskus beruft sich auf seine Erfahrung, dass die Bischöfe der Großstädte weder die Macht haben noch alle Menschen ansprechen. Die Probleme betreffen aber alle. So müsse man an der Basis ansetzen, umVeränderungen herbeizuführen: "Wie kann man vor Ort etwas ändern?" Diese Frage stellte er vor 60 Lokalpolitikern aus Weltmetropolen wie Paris, New York, Mailand, Teheran oder São Paulo - die er auch im Namen der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und zusammen mit den Vereinten Nationen eingeladen hatte.

"Regierungen treffen Entscheidungen und die Kommunalpolitiker sind diejenigen, die die Beschlüsse umsetzen und auch ausbaden müssen", gibt Pater Bernd Hagenkord die Sichtweise des Papstes wieder. Der Leiter der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan hat das Treffen begleitet. "Die Bürgermeister müssen mit innerer Sicherheit umgehen. Sie müssen Lösungen finden für Mülltrennung und Müllabfuhr und auch für die Sauberkeit und den Zugang zu Trinkwasser", sagt er.

Pater Bernd Hagenkord (Foto: B. Riegert)
Pater Hagenkord: Für den Papst ist die Umwelt integraler Bestandteil christlichen GlaubensBild: DW/B. Riegert

Papst will Zusammenarbeit der Städte fördern

Papst Franziskus sprach auch die Überdüngung an, die Krankheiten fördere, die zunehmende Versteppung infolge der Klimaerwärmung und die Luftverschmutzung, die er als "Vergötterung der Technokratie" bezeichnete.

"Papst Franziskus stellte einen Zusammenhang her zwischen den größer werdenden Autos in den reichen Ländern und der Abholzung der Regenwälder", sagt Pater Hagenkord. "Er fragte: Was passiert, wenn all die Phänomene einer exzessiven Technisierung Wirkung auf die Migration der Menschen haben?'"

Dem Papst sei es wichtig, soziale Fragen und Umweltbelange zu verknüpfen, so Hagenkord - gerade im Vorfeld der wichtigen Weltklimakonferenz in Paris, denn die Schöpfung Gottes - die Umwelt - sei integraler Bestandteil christlichen Glaubens.

Papst Franziskus zeigt mit dem Daumen nach oben (Foto: picture alliance/dpa/S. Spaziani)
Hofft auf verbindliche Klimaziele in Paris: Papst FranziskusBild: picture-alliance/dpa/S. Spaziani

Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche beruft sich auf Wissenschaftler, die immer wieder die Wichtigkeit von konkreten Beschlüssen zum Erreichen des "Zwei-Grad-Zieles" hervorheben. Damit soll die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad begrenzt werden, bezogen auf den Wert zu Beginn der industriellen Revolution. Die bisherigen Tendenzen geben Anlass zur Sorge, dass das Ziel verfehlt wird. "Flüchtlingsbewegungen entstehen infolge von Umweltzerstörung", sagte der Papst.

Diese Tatsache ist auch Thema seiner jüngsten Enzyklika, in der er Umweltzerstörung, Klimawandel und Konsumrausch anprangert. "Der Einsatz für die Umwelt ist nicht nur Sache der Grünen", betonte der Papst.

Appell an reiche Länder

Vor allem reiche Länder sieht er in der Pflicht, ihren Lebensstil zu verändern und sich für Gerechtigkeit, gegen Armut und für die Umwelt einzusetzen.

Ausdrücklich sprach sich der Papst gegen Menschenhandel aus. "Man kann nicht sagen, der Mensch ist hier und die Schöpfung, die Umwelt ist dort. Ökologie ist überall, sie ist menschlich." Deswegen richtete er einen Appell an die Bürgermeister, in deren Städte Armut, Arbeitslosigkeit und damit das Elend wachse:

"Der Heilige Stuhl und die einzelnen Nationen können schöne Reden bei den UN halten, aber wenn wir nichts Konkretes in den Peripherien machen, dann ändert sich nichts."

Gemeinsame Erklärung zu konkreten Forderungen

Zum Abschluss der Konferenz unterzeichneten Papst Franziskus und die kommunalen Vertreter eine gemeinsame Erklärung. Darin betonen sie die Wichtigkeit der Städte bei der Lösung der Probleme und erkennen die Ursachen des Klimawandels als menschengemacht an. Die Armen der Welt hätten den Großteil der Folgen zu tragen, obwohl sie kaum zur Verursachung der Klimaveränderungen beitrügen.

Die Bürgermeister bekennen sich zu erneuerbare Energien. Außerdem sollten Investitionen der nachhaltigen Entwicklung und weniger militärischen Zwecken dienen.