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Der schwarze Montag und die Folgen

10. März 2020

Die Anleger bleiben nervös. Mit Anbruch des neuen Börsentages in Australien und Fernost sackten die Kurse zunächst weiter ab. Die Aussichten auf US-Konjunkturhilfen sorgten dann für ein wenig Entspannung.

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Japan Tokios Börse gibt weiter nach
Bild: Reuters/E. Garrido

Der Dienstag begann an den Börsen in Fernost zunächst düster: Japans Börse eröffnete im Minus: Der Nikkei-Index fiel wenige Minuten nach Handelsbeginn um mehr als zwei Prozent. Die australische Börse verlor zum Auftakt etwa 3,8 Prozent und hatte nach ihrem jüngsten Hoch vom 20. Februar bereits mehr als 20 Prozent eingebüßt. Südkorea will den Handel mit sogenannten Leerverkäufen einschränken, um die Finanzmärkte zu stabilisieren. Die asiatischen Indizes erholten sich allerdings im Laufe des Dienstags, der Shanghai Composite schloss 1,82 Prozent höher, der Nikkei in Tokio schaffte ein Plus von 0,85 Prozent. 

Mit Vorsicht begannen auch die Händler an der wichtigsten deutschen Börse in Frankfurt den Tag. Der Deutsche Aktienindex Dax stieg zunächst um 0,7 Prozent, auch beim Euro Stoxx 50 stand zunächst ein Plus von 1,1 Prozent. Später stabilisierte sich der Dax und lag zwischen ein und zwei Prozent im Plus. Auch der Dow Jons-Index in New York startete am Nachmittag (MEZ) mit einem deutlichen Plus in den Handel.    

Aus Angst vor einem Einbruch der Weltwirtschaft infolge der Corona-Krise hatten sich die Anleger zu Wochenbeginn massenweise von ihren Aktien getrennt. Am "Schwarzen Montag" erlitt der Deutsche Aktienindex Dax mit beinahe acht Prozent den höchsten Tagesverlust seit dem 11. September 2001. Auch an den anderen europäischen Handelsplätzen und in New York ging es steil bergab - an der Wall Street wurde der Handel sogar zeitweise ausgesetzt.

USA New York Kurse an der Wall Street
Wall Street: 15-minütige Handelsunterbrechung wegen dramatisch abstürzender KurseBild: picture alliance / newscom

US-Regierung unter Handlungsdruck

In den USA ist die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus sprunghaft gestiegen. Und US-Präsident Donald Trump hat ein Maßnahmenpaket angekündigt, um die amerikanische Wirtschaft vor den Folgen der Coronavirus-Epidemie zu schützen. In Verbindung mit der wirtschaftlichen Entwicklung steht das Weiße Haus zunehmend unter Handlungsdruck. Die Maßnahmen, die Präsident Trump am Dienstagnachmittag (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz verkünden will, sollen die amerikanische Wirtschaft vor den Folgen der Corona-Epidemie bewahren. Unter anderem werde er mit republikanischen Parteikollegen im Kongress über eine Senkung der Lohnsteuer sprechen, kündigte Trump an.

Sein Vize Mike Pence ergänzte, die Regierung spreche mit Abgeordneten über die Möglichkeit von Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall. Dies ist ein Anliegen der Demokraten, die das Repräsentantenhaus beherrschen und daher neuen Gesetzen zustimmen müssten. Finanzminister Steven Mnuchin versicherte, man werde alle zur verfügenden Mittel einsetzen, um die US-Wirtschaft zu schützen. Die Lage sei nicht mit jener in der Finanzkrise vergleichbar, sagte er, schließlich hätten die USA die widerstandsfähigste Wirtschaft der Welt.

Der Präsident hatte sich in den vergangenen Tagen darum bemüht, die Bevölkerung zu beruhigen. Die Lage werde teils überzogen dargestellt, hatte Trump mehrfach behauptet, in den USA sei das allgemeine Ansteckungsrisiko gering, und das Land sei bestens gerüstet. Vizepräsident Pence, der die Bemühungen der Regierung rund um das Virus koordiniert, räumte jedoch ein, das Land müsse sich auf weitere Infektionen einstellen.

Deutsche Forschungsinstitute sehen Rezession kommen 

In Deutschland wird die Angst vor einer starken wirtschaftlichen Belastung durch die Coronavirus-Krise größer. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwartet, dass die Bundesrepublik in diesem Jahr in eine Rezession abgleitet. Das Virus scheine die Wirtschaft nach den vorliegenden Zahlen "recht kräftig zu erfassen", sagte der Leiter der DIW-Abteilung für Konjunkturpolitik, Claus Michelsen, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Vor allem die Industrie dürfte nach seiner Einschätzung betroffen sein, aber auch Dienstleistungen wie das Gastronomiegewerbe und die Reisebranche.

Auch nach Ansicht von Ifo-Chef Clemens Fuest droht eine Rezession. Er forderte die Bundesregierung in der "Augsburger Allgemeinen" auf, ihre Hilfen für die Wirtschaft zu verstärken. Die bisherigen Maßnahmen wiesen zwar in die richtige Richtung, konstatiert Fuest. Allerdings: "Die betroffenen Branchen brauchen erhebliche Liquiditätshilfen, damit die Krise nicht Unternehmen in die Insolvenz treibt, deren Geschäftsmodell eigentlich gesund ist."

sti//hb/rb/ie (afp, ap, dpa, rtr)