Der längste Eisenbahntunnel der Welt
Die Schweiz eröffnet an diesem Mittwoch den Gotthard-Basistunnel. Gekostet hat er rund elf Milliarden Euro. 17 Jahre lang haben sich die Maschinen auf 57 Kilometer Länge durch die Alpen gefressen.
Berge versetzen
Bis zu 2300 Meter tief verläuft der Tunnel unter den Alpen. Über 28 Millionen Kubikmeter Gestein mussten dafür aus den Bergen gebrochen werden. Der anfallende Schutt wurde zur Herstellung von Beton für die Tunnelwände verwendet. Am 1. Juni sollen die ersten Züge durch den Tunnel fahren, der reguläre Zugverkehr wird aber erst nach weiteren rund 3000 Testfahrten im Dezember starten.
Steigungen unerwünscht
Ein großer Vorteil des neuen Gotthard-Tunnels ist, dass die Bahnstrecke keine starke Steigungen aufweist. Dadurch brauchen Güterzüge nur noch eine statt zwei Lokomotiven für die Alpendurchquerung bzw. zwei statt drei für ganz schwere Züge. Und sie können schneller fahren. Das Ergebnis: Durch den alten Gotthard-Tunnel können maximal 180 Güterzügen pro Tag fahren, durch den neuen bis zu 260.
Im Zeit- und Budgetplan
Rund 2600 Menschen arbeiteten an dem Projekt. Teilweise unter schwierigen Bedingungen, herrschten im Tunnel doch Temperaturen von bis zu 50 Grad. Kamen beim Bau des ersten Basistunnels noch 199 Menschen ums Leben, gab es beim neuen neun Tote. Fertig wurde der Tunnel - im Gegensatz zu anderen internationalen Großprojekten - sogar ein Jahr vor dem Zeitplan. Auch die Kosten wurden fast eingehalten.
Ein Tunnel - mehrere Röhren
Der Basistunnel besteht aus drei getrennten Röhren, die durch mehrere Quertunnel verbunden sind: Zwei Tunnel sind für den Zugverkehr bestimmt, der dritte dient der Evakuierung im Fall von Unglücken. Passagierzüge können den Tunnel mit 250 Stundenkilometern, Güterzüge mit 160 Kilometern die Stunde passieren. Die Fahrt unter dem Alpenmassiv dauert rund 20 Minuten.
Japan von Platz eins verdrängt
Mit dem neuen Gotthard-Tunnel verweist die Schweiz Japan auf Platz zwei, wenn es um den längsten Eisenbahntunnel der Welt geht. Der 53,9 Kilometer lange japanische Seikan-Tunnel wurde 1988 eröffnet. Nachdem mehrere Fähren in einem Taifun versanken, hatte man nach einem sichereren Weg zwischen der Hauptinsel Honshū und der Insel Hokkaidō gesucht. Der Tunnel liegt aber in einem Erdbebengebiet.
Eurotunnel auf Platz drei
Der nun drittlängste Tunnel der Welt ist der Eurotunnel. Er verbindet Frankreich mit Großbritannien. 50,5 Kilometer ist er lang, davon führen 37,9 Kilometer unter dem Meer hindurch. So bekommt der Eurotunnel doch noch den ersten Platz, wenn es um den längsten Untersee-Tunnel geht.
Konkurrenz ist schon in Bau
Lange wird der Gotthard-Tunnel aber nicht auf dem ersten Platz thronen, denn 2025 soll der Brenner-Basistunnel fertiggestellt sein und ein Jahr später in Betrieb gehen. Er wird dann auf 64 Kilometern Österreich mit Italien unterirdisch verbinden und soll Entlastung bringen für Brenner-Pass (Foto).