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Der Kranich fliegt wieder

10. September 2015

Nach dem Pilotenstreik hat die Lufthansa den Normalbetrieb wieder aufgenommen. Alles gut also bei Deutschlands größter Airline? Mitnichten, denn die Probleme sind geblieben.

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Lufthansa-Piloten (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/Alexander Hassenstein

Man erwarte am Donnerstag "wieder einen normalen Flugbetrieb ohne Störungen", sagte eine Lufthansa-Sprecherin vergangene Nacht. Gerichtlich war der Ausstand zwar bereits am Mittwochmittag gestoppt worden. Aber so schnell konnte die Fluggesellschaft ihre Crews nicht zusammenrufen. So mussten gut 140.000 Passagiere auf einen Flug mit der Lufthansa verzichten. Von 1520 Flügen fielen der Airline zufolge rund 1000 aus.

Das Hessische Landesarbeitsgericht hatte den dreizehnten Streik im laufenden Tarifkonflikt überraschend für rechtswidrig erklärt. Es gab damit einem Antrag der Fluggesellschaft gegen die streikende Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) statt. Streiken darf man nur für Dinge, die in einem Tarifvertrag geregelt sind. Dazu gehören etwa Entgelte, Arbeitszeiten, Beförderungsregeln oder Rentenfragen.

Entscheidung ist ein Novum

Offiziell wurde zwar wegen einer Rentenfrage gestreikt, weil es um die Übergangsversorgung der rund 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings geht. Der Arbeitskampf richtete sich aber auch gegen die Billiglinie Eurowings, erklärte der Vorsitzende Richter. Und das sei eine unternehmerische Entscheidung und kein Gegenstand von Tarifverhandlungen.

Lufthansa-Anwalt Thomas Ubber sieht in der Entscheidung ein Novum. Das Gericht habe sich erstmals nicht nur auf den formellen, von der Gewerkschaft angegebenen Grund für den Streik berufen, sondern auf deren Motiv.

"Probleme nicht auf diese Art lösen"

Die Vereinigung Cockpit wurde von diesem Urteil " vollkommen überrascht", wie Vorstandsmitglied Markus Wahl einräumte. Nun werde man den Richterspruch prüfen und sehen, welche Konsequenzen daraus für den Fortgang des Arbeitskampfs gezogen werden müssten. "Trotzdem muss Lufthansa einsehen, dass man auf diese Art nicht die Probleme mit dem Personal lösen kann."

Die Fluggesellschaft hat unverzüglich die Rückkehr an den Verhandlungstisch angeboten: "Die Lufthansa ist jederzeit bereit, die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung Cockpit wieder aufzunehmen", sagte Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens am Frankfurter Flughafen.

Vergangene Woche waren die Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und den Piloten nach langwierigen Verhandlungen gescheitert. Cockpit begründete das damit, dass die Lufthansa den Ausbau von Eurowings in Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. Die Kosten des Billigfliegers sollen um ein Drittel unter denen der Lufthansa liegen und die Mitarbeiter dementsprechend weniger verdienen.

rb/haz (afp, dpa, rtr)