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Der Industrie-Flohmarkt

Sven Knappe16. April 2003

Gebrauchtes muss kein Schrott sein: Auf der Messe "Resale" werden alte Maschinen an neue Kunden gebracht. Mit Erfolg - vor allem bei Kunden aus Osteuropa.

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Gebraucht und begehrt: Metallverarbeitungsmaschine auf der "Resale"Bild: Messe Nürnberg

Immer in der Woche nach der Hannover-Messe Industrie findet seit acht Jahren regelmäßig in Nürnberg eine zweite Industriemesse statt: Die "Resale", eine Messe für gebrauchte Maschinen und Anlagen. Was dem Fachbesucher in Hannover zu teuer war, findet er hier in der Vorgängerversion erheblich billiger - was oft immer noch für eine vernünftige Produktion ausreicht. Nicht zuletzt deshalb ist diese Messe besonders bei Fachbesuchern aus Osteuropa, den ehemaligen GUS-Staaten und aus den Ländern des Nahen Ostens beliebt.

Auch in der Industrie ist "second-hand" kein Fremdwort mehr. Der Bundesverband des Deutschen Exporthandels in Berlin schätzt das jährliche Marktvolumen gebrauchter Maschinen und Anlagen allein in Deutschland auf etwa 15 Milliarden Euro. Die Messe "Resale" in Nürnberg nimmt sich dieses Marktes an und hat sich zur größten Gebrauchtmaschinen-Messe der Welt entwickelt. 2003 präsentierten in Nürnberg 539 Aussteller aus 26 Ländern ein Angebot von etwa 150.000 Maschinen und Produktionsanlagen. 10.000 Besucher aus 100 Ländern wurden erwartet.

Markt Osteuropa

Nach wie vor dominant sind Anlagen aus der Metallverarbeitung mit einem Anteil von knapp 40 Prozent. Ein Fünftel der beteilgten Firmen stammen aus der Kunststoffverarbeitung. Die Besucher der "Resale" kommen zum Großteil, nämlich zu 62 Prozent, aus dem Ausland. Besonders stark vertreten sind hier die osteuropäischen Länder, so "Resale"-Veranstaltungschef Rüdiger Hess. Traditionell am stärksten ist die Ukraine vertreten, Hess freut sich aber auch über deutlich gestiegenes Interesse aus Russland. Neue Partner seien dort gefunden worden. "Multiplikatoren", wie Hess sie nennt. Sie kommen aus Perm, aus Nowosibirsk, aus Nischni-Nowgorod, manchmal sogar in "ganzen Besuchergruppen", sagt Hess.

Das Angebot an Maschinen und Anlagen ist umfassend. Vom Backautomaten über elektrische Rollstühle bis zum Mähdrescher, von hochempfindlichen Geräten aus der Medizitechnik bis zur Straßenbaumaschine - alles ist gebraucht auf der "Resale" zu haben. Falls Sie Bedarf an einer Rollen-Off-Set-Druckmaschine der Firma MAN haben: Für 1,1 Millionen Euro könnte Sie Ihnen gehören. Diese immense Auswahl macht die Messe weltweit interessant. Doch nicht alle Märkte sind laut Rüdiger Hess problemlos zu bedienen: "Indien ist traditionell stark mit zwei- bis dreihundert Besuchern vertreten, aber es gibt zeitweise Einfuhrbeschränkungen für gebrauchte Maschinen - und das hemmt dann immer ein bisschen."

Wer wenig investiert, hat wenig Gebrauchtes

Die Liste der Aussteller führt mit 33 gemeldeten Unternehmen Italien an, dicht gefolgt von Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden. Trotz der heftigen Insolvenzwelle sind deutsche Anbieter nur schwach vertreten. Eine Erklärung dafür liegt in den ausbleibenden Investitionen: Weil weniger in neue Maschinen investiert wird, gibt es natürlich weniger gebrauchte zu verkaufen.

Und wer in Nürnberg nicht fündig geworden ist, kann gebrauchte Maschinen natürlich auch im Internet bei "Resale" erwerben. Wenn zum Beispiel gerade ein gebrauchtes Flugzeug gesucht wird, kann man hier fündig werden. Teuerstes Angebot ist derzeit ein Airbus A-319-112 für knapp 47 Millionen US-Dollar. Aber auch für den kleineren Geldbeutel ist etwas dabei: Ein Mi-5-Hubschrauber aus russischer Produktion ist etwa schon für 5.000 Euro zu haben. Nicht flugfähig, "aber komplett", wie der Anbieter versichert. Ob eine Garantie im Preis inbegriffen ist, bleibt aber leider unklar.