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Der große Modetraum Bangkoks

Patrick Tippelt, Bangkok15. August 2005

Bangkok ist vieles, aber nicht unbedingt eine Modemetropole. Dies versucht die Regierung durch die Modewoche zu ändern. Zwar pumpt sie viel Geld in das Vorhaben, doch die Kreativen werden dadurch nicht gefördert.

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Edelkleider aus Seide, Wolle, Leinen, Leder und Spitze, allesamt mit einem Pfauen-Emblem versehen, verfolgte die Bangkoker Schickeria letzte Woche in Bangkoks hipstem Luxushotel. Die Kreationen waren von Prinzessin Siriwanwaree, der Tochter des thailändischen Kronrinzen, ersonnen worden. Die junge Frau, die zurzeit ihr Handwerk noch an einer Designuniversität erlernt, wird von vielen als die Modedesignerin schlechthin gesehen, was wahrscheinlich mehr aussagt über die Haltung der Thais dem Königshaus gegenüber, als über das Talent der Prinzessin. Dennoch darf sie diese Woche die Bangkok Fashion Week eröffnen.

Denkt man an Mode, fallen einem prompt Paris, Mailand und New York ein. Bei längerem Nachdenken kommt man sicherlich auf einige weitere Metropolen, doch Bangkok dürfte auf solch einer Liste ziemlich weit unten auftauchen, falls überhaupt.

Doch da wird man Bangkok nicht gerecht. Auf der Straße wagen die Thais nämlich viel mehr als modebewusste Europäer. Zahlreiche gut besuchte Boutiquen rund um den Siam Square und auf dem Wochenendmarkt, geführt von Modestudenten, zeugen von einem gewissen nationalen Auge für Design. Die Designjunioren lieben post-globalisierte Innovationen: frech und auch gekonnt vermengen sie westliche Trends mit thailändischen Stoffen und Traditionen zu kreativer und tragbarer Kleidung.

In fünf Jahren zur Modemetropole

Das trendige Viertel direkt in ein staatliches Konzept zur Neubetrachtung einer Metropole zu übersetzen, das mag allerdings gefährlich sein. Aber genau das hat die Regierung Thailands mit der Modewoche vor. Da will man Bangkok in den nächsten fünf Jahren zu einer asiatischen Drehscheibe für Modedesign umpolen, mit Hilfe immenser finanzieller Unterstützung. Mehr als 30 Millionen Euro hat das Wirtschaftsministerium schon in das Projekt gepumpt und wünscht sich nun rasch einen Ruf, der dem Mailands gleicht.

Zwar rufen thailändische Modedesigner zu langem Atem und auch zu Vorsicht auf, man solle sich eher mit Singapur vergleichen, und - wenn's hoch kommt - mit Sydney. Doch die Regierung ist von Megalomanie gepackt. Vergangenes Jahr fragte man bei Giorgio Armani nach, ob er Bangkok nicht als Berater in Sachen Mode zur Verfügung stünde. Selbstverständlich lehnte er dankend ab. Dieses Jahr brüstet man sich immerhin mit illustren Gästen: Karl Lagerfeld und Alexander McQueen sollen zu der Modewoche einfliegen.

Tabu: Nackte Brüste

Bangkok atmet Mode, zumindest eine knappe Woche lang, wenn über 30 Designer auf Modenschauen zeigen, was sie können. Eine internationale Modeschule ist in Planung, denn die Modewoche ist nur eins von elf Vorhaben, die unter dem Bangkok Fashion City-Projekt zusammengestellt wurden, durch das die Modewelt in naher Zukunft Bangkok und Design in einem Atemzug nennen soll.

Doch die Idee ist nicht neu. Seit mehreren Jahren versucht Bangkok zu einem Modezentrum aufzusteigen - leider erfolglos. Belächelt wurde vergangenen Sommer eine Modenschau auf einer Hauptstraße, bei dem eine Handvoll Models von Werbeplakaten für Mobilfunkanbieter optisch erdrückt wurde. Vor zwei Jahren stampfte das Kultusministerium das Modeprojekt beinah ein, als ein Model ein durchsichtiges Kleid präsentierte, durch das ihre Brüste zu sehen waren.

Die Regierung Thailands will mit an die Spitze der Modewelt. Da ist jedes Mittel recht, doch meist sind es nur Öffentlichkeitsarbeit und logistische Leistungen, die finanziell unterstützt werden. Kreativität zu fördern, das würde hier niemandem einfallen. Kreativität ist nicht unbedingt erwünscht. Der Siam Square, Bangkoks wirkliches Modezentrum, wo junge Designer ihre Kleider erfolgreich unters Volk bringen, soll demnächst eingestampft werden - um Platz zu machen für ein weiteres Einkaufszentrum, in dem Armani, Gucci und Prada ihr Globaleinerlei verkaufen werden.