Der Fall Löscher - eine Pleiten-, Pech- und Pannenserie
Siemens-Chef Peter Löscher verliert seinen Posten. Voran ging eine Serie von unternehmerischen Fehlentscheidungen. Was führte zur Bauchlandung des Konzerns? Ein Überblick.
Löscher geht, Kaeser kommt
Peter Löscher muss gehen, neuer Siemens-Chef wird Joe Kaeser (links). Der Aufsichtsrat berief den bisherigen Finanzchef, obwohl der wichtige Entscheidungen seines Vorgängers mitgetragen haben soll. In Löschers Amtszeit gab es einige Pannen bei Siemens.
Der Aufräumer
Der nun abgesetzte Löscher war vor sechs Jahren an die Konzernspitze berufen worden. Nach dem größten deutschen Schmiergeld-Skandal sollte der Österreicher das angeschlagene Image von Siemens aufpolieren. Dass Löscher als erster Siemens-Chef von außen kam, galt dabei als Vorteil.
Überteuerte Übernahme
Die erste Fehlentscheidung: Der Zukauf des Medizintechnikunternehmens Dade Behring gilt als überteuert. 77 Dollar pro Aktie blätterte der deutsche Konzern hin. Das US-Unternehmen entwickelt Geräte zur Labor-Diagnostik von Herz- und Blutkrankheiten.
Rückzug aus Atomenergie
Nach dem Nuklearunfall in Fukushima steigt Siemens aus einem Joint Venture mit Areva aus. Nur zwei Jahre vorher hatte sich das deutsche Unternehmen zu der Kooperation entschlossen.
Solarsparte verbrennt Milliarden
Große Investitionen in die Solarenergie erweisen sich als Flop. Im Jahr 2009 hatte der Konzern die israelische Solarthermie-Firma Solel für knapp 300 Millionen Euro übernommen - und fährt nur Verluste ein. Drei Jahre später trennt sich Siemens wieder vom Solargeschäft.
Ende des Wüstenstrom-Geschäfts
Nach dem Rückzug aus der Solarsparte gibt Siemens 2012 bekannt, dass das Unternehmen auch seine Beteiligung beim Wüstenstrom-Projekt Desertec aufgibt. Eine Sparmaßnahme, die neuen Investitionen in Wind- und Wasserkraft zugute kommen sollte.
Flaute bei Offshore-Parks
Auch der Anschluss von Windparks in der Nordsee an das allgemeine Stromnetz bereitet dem Konzern Probleme. Den Bau eines neuen Offshore-Parks vor der Küste von Borkum bekommt Siemens nicht fristgerecht gestemmt.
Bruchlandung mit Windkraft
Bis zu 52 Meter lang und 16 Tonnen schwer sind die Rotorblätter, die Siemens produziert. In der kalifornischen Wüste bricht eines ab und stürzt zu Boden. Siemens muss daraufhin alle baugleichen Modelle überprüfen und fehlerhafte Exemplare ersetzen. Der Schaden soll 100 Millionen Euro betragen haben.
Eurostar-Produktion steckt fest
Im April 2013 kann Siemens die neuen Eurostar-Züge nicht bereitstellen. Der Zug, der durch vier Länder fahren wird, muss international unterschiedlichen Sicherheitsstandards genügen - ein Problem, das bei Auftragsannahme unterschätzt worden war.
Deutsche Bahn in Wartestellung
Ebenfalls nicht pünktlich liefern kann der Konzern die neuen ICE-Züge. Im Februar 2012 hätten die neuen Modelle namens "Velaro" schon über deutsche Schienen rollen sollen. Bis heute warten Bahn und Passagiere vergebens.
Osram: Szenen einer Trennung
Auch die Trennung von Glühbirnenhersteller Osram fällt in die Amtszeit von Löscher. Nach Verlusten folgt Ende 2012 ein massiver Stellenabbau und die Abspaltung von Siemens. Als die Osram-Aktie Anfang Juli dieses Jahres an die Börse geht, reagiert der Markt positiv.
Niedergang von Nokia-Siemens
Auch das Gemeinschaftsunternehmen Nokia-Siemens-Networks gibt es seit Juli 2013 nicht mehr. Siemens verkauft seine Beteiligung für 1,7 Milliarden Euro an den finnischen Partner. Zum Jahresende sollen rund 1000 Arbeitsplätze in Deutschland verlorengehen.