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Der DW-Kulturkalender für August

29. Juli 2011

In der Politik ist Sommerpause, in den Theatern auch – wenn das Wetter mitmacht, spielt sich das Leben im August überwiegend draußen ab. Es wird gegrillt, gewandert und geschwommen; aber auch die Kultur hat ihren Platz.

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Sommerkino in Venedig und Locarno

Lauren Bacall und Gregory Peck in Vincente Minnellis Film 'Designing Woman' (© Festival del film Locarno)
Retrospektive: Lauren Bacall und Gregory Peck in Vincente Minnellis Film "Designing Woman"Bild: Festival del film Locarno

Berlin, Cannes und Venedig – das sind die drei Städte in Europa, in denen die großen Filmfestivals stattfinden. Die Berlinale üblicherweise im Februar, die Filmfestspiele Cannes im Mai. Venedig, das älteste von den dreien, ist im Sommer dran – in diesem Jahr vom 31. August bis 10. September. Die Verleihung der silbernen und goldenen Löwen ist auch in Deutschland ein Thema. Wem die Berichterstattung über die Filme nicht genügt, der fährt selbst hin, zumal Venedig derzeit ja auch Schauplatz der Kunstbiennale ist. Weniger weit weg, aber definitiv attraktiv für viele deutsche Kinofans ist zudem das beschauliche Locarno in der Schweiz. Auch hier gibt es ein sogenanntes "A-Festival", sprich: ein Festival mit internationalem Wettbewerb, das beim Filmproduzentenverband "FIAPF" (Fédération Internationale des Associations de Producteurs de Films) akkreditiert ist. Bekannt ist das "Festival del film Locarno" unter anderem für seine Retrospektiven. Im letzten Jahr wurde der deutsche Regisseur Ernst Lubitsch geehrt, dieses Jahr steht der US-amerikanische Regisseur Vincente Minnelli auf dem Programm – der Vater der Sängerin und Schauspielerin Liza Minnelli. Auch Freunde des asiatischen Films kommen hier auf ihre Kosten, was allerdings weniger auf eine offizielle Linie des Festivals zurückgeht, als schlichtweg auf eine Vorliebe des Festivaldirektors Olivier Père.

Kunstfest in Weimar

Kunstfest Weimar: Nico and the Navigators: Gioachino Rossini 'Petite messe solennelle', Oratorium als Bildertheater, Glaubensbekenntnisse im 21. Jahrhundert (Uraufführung) - (Foto: Antonella Travascio)
Uraufführung: Nico and the Navigators interpretieren Rossinis Oratorium als BildertheaterBild: Antonella Travascio

Weimar – das ist die Stadt der Kultur, die Stadt der großen deutschen Schriftsteller Goethe und Schiller. Aber es ist auch die Stadt, in deren direkter Nähe die Nationalsozialisten eines der größten deutschen Konzentrationslager gebaut haben: das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg. Ein Erbe, mit dem die Stadt umgehen muss. Das findet auch Nike Wagner, die Leiterin des Kunstfestes Weimar, das am 19. August traditionell mit einem Konzert im Gedenken an die Opfer von Buchenwald eröffnet wird. Die Gedenkworte spricht in diesem Jahr der französische Autor und ehemalige Résistancekämpfer Stéphane Hessel. Der 93jährige hatte im Herbst letzten Jahres mit seiner Streitschrift "Indignez-vous! - Empört Euch!" für Aufsehen gesorgt und ist seitdem auch in Deutschland den vielen Menschen ein Begriff. Im Anschluss an die Eröffnung präsentiert das Kunstfest dann drei Wochen lang Konzerte und Kulturveranstaltungen aus den verschiedenen künstlerischen Bereichen: Tanz, Theater, Kunst und Musik. Am 28. August wird im Weimarer Residenzschloss zudem die Goethe-Medaille verliehen. Sie geht an Menschen, die sich in besonderem Maße für die deutsche Sprache und den internationalen Kulturaustausch engagieren. Geehrt werden in diesem Jahr der britische Schriftsteller John le Carré, der polnische Publizist Adam Michnik und die französische Theaterregisseurin Ariane Mnouchkine.

Gesichter der Renaissance in Berlin

Rechts: Leonardo da Vinci: Die Dame mit dem Hermelin, um 1485, Öl auf Walnussholz, 54,8 x 40,3 cm, Krakau, Muzeum Narodowe (Foto: picture-alliance/ akg-images/ Erich Lessing) - Links: Sandro Botticelli: Profilbildnis einer jungen Frau, um 1476, Tempera auf Pappelholz, 47,5 x 35 cm © Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Jörg P. Anders
Schöne Frauen: da Vincis "Dame mit dem Hermelin" und Botticellis "Profilbildnis einer jungen Frau"

Wer schon einmal im Pariser Louvre-Museum war und nach der berühmten "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci Ausschau gehalten hat, dem ist diese Szene höchstwahrscheinlich vertraut: Eine Traube von Menschen drängt sich vor einem Bild, das hinter Panzerglas ausgestellt ist, es wird gestaunt und geflüstert – und das in allen erdenklichen Sprachen. Die Mona Lisa ist die Attraktion des Museums. In Berlin wird ab dem 25. August ein weiteres wertvolles Gemälde von da Vinci zu sehen sein: "Die Dame mit Hermelin", neben der Mona Lisa eines der wenigen Porträts, die der Künstler gemalt hat. Das Bild gehört einer polnischen Stiftung, die sich jedoch bereit erklärt hat, es für die Ausstellung "Gesichter der Renaissance" im Bode-Museum (25.8.-20.11.) an Berlin auszuleihen. Unter der Schirmherrschaft des Auswärtigen Amtes werden dort Meisterwerke der italienischen Porträtkunst gezeigt, von Pisanello bis hin zu Verrocchio, Botticelli, Bellini und eben Leonardo da Vinci. Die Leihgaben kommen aus aller Welt, und auch die Ausstellung wird noch weiterziehen: Ab dem 21. Dezember (bis 18. März 2012) wird sie im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen sein. "Die Dame mit Hermelin" reist allerdings nicht mit, sie wandert nach einer Zwischenstation in London wieder zurück nach Polen, um dort eine zehnjährige Reisepause einzulegen.

Musikertreffen in München

Nahaufnahme einer Oboe auf einem Notenblatt (Foto: Fotolia /gagou)
Schöne Töne: Der ARD-Musikwettbewerb gilt als Talentschmiede für den NachwuchsBild: Fotolia/gagou

Junge Musiker aus aller Welt treffen sich im August in der bayerischen Landeshauptstadt München. Zum 60. Mal findet hier der Internationale ARD-Musikwettbewerb statt (29.8.-16.9.), ein Wettbewerb der deutschen Landesrundfunkanstalten, für den sich in diesem Jahr wieder mehr als 400 Nachwuchstalente aus 47 Ländern beworben haben. Rund 180 von ihnen wurden schließlich nach München eingeladen. Bewerben konnte man sich diesmal in den Fächern Oboe, Trompete, Klavier und Orgel. Für viele Musiker ist die erfolgreiche Teilnahme ein entscheidender Schritt auf ihrem Karriereweg. Nicht wegen des Preisgeldes – die Sieger erhalten jeweils 10.000 Euro -, sondern wegen der folgenden Konzertangebote und Engagements. Und genau das soll auch die Funktion des Wettbewerbs sein, sagt der künstlerische Leiter Axel Linstädt. Man will ein Türöffner sein in die oft unübersichtliche Musiklandschaft. Und genau darauf hoffen die jungen Musiker natürlich auch. Umso dramatischer war die Situation im letzten Jahr, als Vulkanasche aus Island den Flugverkehr lahmlegte – genau zu der Zeit, als viele der Bewerbungen für den Wettbewerb 2010 auf dem Weg nach München waren. Das Organisationskomitee erinnert sich an viele verzweifelte Anrufe von Musikern, die Angst hatten, dass ihre Unterlagen nicht mehr rechtzeitig ankommen.

Hauptsache draußen…

Stressabbau auf einer Wiese (Foto: Fotolia / The Photos)
Endlich Ferien!Bild: Fotolia/The Photos

Ob Kino, Kunst oder Musik – alles in allem steht für viele Menschen in Deutschland im August vor allen Dingen eines im Vordergrund: die Ferien und der Sommer. Zeit, um mal wieder in Ruhe ein Buch zu lesen, am See herum zu liegen oder ganz einfach gemütliche Stunden mit der Familie zu verbringen. Für Wanderfreunde – und davon gibt es in Deutschland eine ganze Menge – steht zudem der 111. Deutsche Wandertag auf dem Programm. Er geht über mehrere Tage und findet jedes Jahr in einer anderen Region statt. Dieses Jahr in Melle im Osnabrücker Land (8.-15.8.). Dort werden dann verschiedene Wanderungen angeboten sowie ein buntes Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Konzerten und Märchenstunden für Kinder. Und auch Theaterfans müssen im Sommer nicht darben. Die großen Häuser haben zwar geschlossen, dafür aber gibt es in ganz Deutschland diverse Sommertheater, die ihr Programm auf Freilichtbühnen darbieten. In Ludwigsburg beispielsweise werden Filmklassiker wie "Der Himmel über Berlin" von Wim Wenders oder "The Purple Rose of Cairo" von Woody Allen in einem romantisch verwilderten Garten aufgeführt. Eine gute Alternative für diejenigen, die keine Lust haben, sich bei sommerlichen Temperaturen in dunkle Kinosäle zu setzen.

Autorin: Petra Lambeck

Redaktion: Silke Wünsch