Der Drogenkrieg gegen das Sinaloa-Kartell
27. Juli 2024Nach Angaben des US-Ministers für Innere Sicherheit, Alejandro Mayorkas, ist "El Mayo" Zambada der größte Drogenhändler der Welt, und das Sinaloa-Kartell ist der größte Drogenlieferant für den US-amerikanischen Markt. Wie konnte das Kartell so viel Macht erlangen? Eine Übersicht:
Gründung in Mexiko
Das Kartell wurde Ende der 1980er Jahre in dem gleichnamigen mexikanischen Bundesstaat Sinaloa gegründet (siehe Karte). Zusammen mit den angrenzenden Bundesstaaten Durango und Chihuahua gilt die Region als "Goldenes Dreieck des Drogenhandels", weil dort die wichtigsten mexikanischen Drogenbosse mit ihren Familien leben.
"Illustre" Anführer
"El Mayo" Zambada gilt als eines der Gründungsmitglieder des Kartells. Er soll zusammen mit den Söhnen von Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman die Kontrolle der Organisation ausgeübt haben.
Kartellgründer "El Chapo" ist bekannt für seine spektakulären Gefängnisausbrüche. Erstmals wurde er am 9. Juni 1993 in Guatemala verhaftet, an Mexiko ausgeliefert und zu 20 Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Am 19. Januar 2001 floh er in einem Wäschetransporter aus dem Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande im mexikanischen Bundesstaat Jalisco.
2014 wurde er erneut verhaftet und konnte ein Jahr später durch einen Tunnel aus dem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis in Mazatlán (Sinaloa) entkommen. Am 8. Januar 2016 wurde er ein halbes Jahr nach seiner zweiten Flucht erneut von mexikanischen Fahndern festgenommen und ein Jahr später an die US-Justiz ausgeliefert. Er sitzt im US-Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado ein.
Die jetzige Verhaftung des 76-jährigen Zambada beruht nach Medienberichten auf einer Täuschung. Der Drogenboss soll auf Anraten eines hochrangigen Kartell-Mitglieds ein Privatflugzeug in der Absicht bestiegen haben, illegale Drogenanbaufelder in Mexiko zu inspizieren.
Doch statt in Richtung Süden zu fliegen, drehte das Flugzeug gen Norden ab und landete in El Paso (Texas). Dort wurden "El Mayo" Zambada und Guzmans Sohn Joaquin Guzman Lopez festgenommen.
Drogenkriege und Machtzuwachs
Mit der Bekämpfung kolumbianischer Drogenkartelle in den 1980er Jahren durch die US-Justiz profilierte sich Mexiko als neuer Drogenlieferant für die USA. Markenzeichen des Sinaloa Kartells waren der Bau von Tunneln, die als neue Schmuggelkorridore genutzt wurden, und der massive Einsatz von Bestechungsgeldern.
Während der 1990er Jahre führte eine verstärkte Bekämpfung der Drogenmafia durch die mexikanische Regierung zu einer Schwächung und Zersplitterung der Kartelle im Land. Sinaloa konnte sich in diesem Drogenkrieg gegen die Konkurrenz anderer Kartelle aus Tijuana und Juarez durchsetzen und seine Position stärken.
Dezentrale Organisation
Das Kartell ist in vier Fraktionen aufgeteilt. Eine unterstand "El Mayo" und ist inzwischen verwaist. Die zweite Division wird von den Söhnen Guzmans, den "Los Chapitos", angeführt; die dritte von Guzmáns Bruder Aureliano. Und die vierte von Rafael Caro Quintero, der 2022 im Norden Mexikos verhaftet wurde.
Im jüngsten Jahresbericht der US-Drogenbekämpfungsbehörde (DEA)vom vergangenen Mai wird die kriminelle Struktur wie folgt beschrieben: "Die vier Gruppierungen haben keinen Anführer. Sie sind voneinander unabhängig, aber kooperieren miteinander." Allerdings stellten "interne Machtkämpfe und schwankende Allianzen die Lebensfähigkeit des 'Dachmodells' in Frage".
Gigantische Gewinne
Mittlerweile operiert Sinaloa in mehr als 50 Ländern. Schwerpunkt sind die USA, wo das Kartell die Mehrheit der illegal aus Mexiko geschmuggelten Drogen kontrolliert - insbesondere Marihuana, Kokain, Heroin und Metamphetamin (Crystal Meth). Die jährlichen Gewinne werden auf drei bis 39 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Kampf gegen Fentanyl
Das Sinaloa-Kartell wird beschuldigt, zusammen mit der neuen Generation des Jalisco-Kartells verantwortlich für den illegalen Handel mit Fentanyl in den USA zu sein. Das synthetisches Opioid ist ein Schmerzmittel, das etwa 75 bis 100-mal stärker wirksam ist als Morphium. Es wird in den USA in zunehmenden Maße als Rauschmittel missbraucht.
Laut Schätzungen von US-Behörden starben 2021 in den USA etwa 70.000 Menschen am nichtmedizinischen Gebrauch von Fentanyl. Das Opioid ist damit die häufigste Todesursache in der US-amerikanischen Bevölkerungsgruppe im Alter zwischen 18 und 45 Jahren.