1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

"Null Toleranz" gegenüber "Horror-Clowns"

27. Oktober 2016

Fast 400 "Horror-Clowns" hat die Polizei in Deutschland schon gezählt und kurz vor Halloween wächst die Angst. Bundesinnenminister de Maizière verlangt ein hartes Vorgehen gegen die vermummten und aggressiven Gestalten.

https://p.dw.com/p/2Rnyn
Deutschland Horror-Clown posiert in Berlin
Hier ist die Säge nur aus Plastik, es gab aber auch schon Vorfälle mit echten Kettensägen Bild: picture-alliance/dpa/ P. Zinken

Man müsse "solche Entwicklungen möglichst früh bekämpfen und den Tätern hart und mit null Toleranz entgegentreten. Sonst fühlen sich Nachahmer möglicherweise auch noch ermutigt", sagte der CDU-Politiker der "Freien Presse" in Chemnitz. "Wenn Menschen massiv mit Gewalt bedroht werden, kann das strafbar sein", fuhr de Maizière fort, "das hat nichts mehr mit harmlosen Halloween-Bräuchen zu tun." Angesichts der bundesweit wachsenden Zahl von Zwischenfällen forderte der Minister Betroffene auf, Strafanzeige zu stellen, "damit die Polizei dem nachgehen und die Justiz gegebenenfalls möglichst schnelle Urteile fällen kann".

Die wahre Kunst des Clowns

Die tatsächliche Kunst eines Clowns bestehe darin, andere Menschen zum Lachen zu bringen, sagte de Maizière. Diese Erwartung werde jedoch von den so genannten Gruselclowns grob missbraucht, um Furcht zu verbreiten. Wenn die Maskierten zudem "Kettensägen oder Messer bei sich tragen, hört der Spaß endgültig auf". Am abscheulichsten sei es, wenn Videos von verängstigten Menschen angefertigt und anschließend ins Internet gestellt würden.

Eine zuletzt veröffentlichte Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hatte ergeben, dass der Polizei im Oktober bis dato mindestens 370 Zwischenfälle mit Horror-Clowns gemeldet wurden. Die Vorfälle reichen von bloßen Sichtungen vermeintlicher Clowns über Erschrecken vor diesen bis hin zu versuchten und tatsächlichen Angriffen mit Messern oder anderen Waffen.

Neuer Vorfall mit Kettensäge

Wie ernst das Phänomen zu nehmen ist, zeigt ein neuer Vorfall mit einem Horror-Clown in Bayern am Donnerstag. Nach Angaben der Polizei waren zwei 16-Jährige in Rödental bei Coburg mit ihren Fahrrädern unterwegs, als plötzlich ein maskierter Mann aus einem Gebüsch sprang. Dann schnappte sich der Horror-Clown eine Kettensäge und startete diese, woraufhin die Jugendlichen die Flucht ergriffen. Nur wenige Minuten später soll der Angreifer - ohne Kettensäge - einen 14-Jährigen attackiert und am Hals gepackt haben. Als der Junge sich wehrte, ließ der Horror-Clown von seinem Opfer ab. Von dem Mann fehlt noch jede Spur.

Die steigende Zahl von Angriffen durch maskierte Grusel-Clowns hinterlässt auch Spuren beim Handel. Kurz vor Halloween strichen zwei Warenhausketten Horror-Clown-Masken aus dem Kostüm-Sortiment. Nach Kaufhof nahm auch Karstadt entsprechende Masken und Kostüme aus dem Sortiment. Am Mittwoch waren solche Artikel noch in einem Werbe-Prospekt abgedruckt, der mehreren Zeitungen beilag.

Polizei zeigt Verständnis

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte unterdessen Verständnis für Opfer, die sich gegen Angriffe von Horror-Clowns verteidigen würden. "Wenn ein Horror-Clown mit einem Baseballschläger um die Ecke kommt, dann muss er damit rechnen, dass ich mich wehre", sagte der NRW-Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Arnold Plickert. "Das ist nichts anderes als Notwehr. Dafür habe ich Verständnis." Plickert schränkte allerdings ein: "Auch Notwehr hat ihre Grenzen. Wenn ich mit einer erhobenen Faust erschreckt werde, kann ich den Täter nicht erschießen".

haz/wl (dpa, kna)