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Dax im China-Sog

21. August 2015

Die Furcht vor einer ausgeprägten Wachstumsdelle in China hat die Märkte fest im Griff. Sowohl in Asien als auch in Deutschland sacken die Kurse ab.

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Symbolbild Börse Frankfurt Handel
Bild: picture-alliance/dpa/Rumpenhorst

Die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hält an. Im Sog globaler Konjunktursorgen riss der Dax am Freitagmorgen die Marken von 10.400 und 10.300 Punkten. Im frühen Handel büßte das Börsenbarometer sogar 1,62 Prozent ein und stand zwischenzeitlich bei 10.263,68 Punkten. So tief stand der Dax zuletzt Ende Januar. Seit Monatsbeginn kommt er auf ein Minus von knapp acht Prozent. Dank unerwartet guter Konjunkturdaten aus Deutschland machte der Dax einen Großteil seiner Verluste aus dem frühen Handel wett und gab zuletzt nur noch um 0,41 Prozent auf 10.389,71 Punkte nach.

Auf Wochensicht deutet sich damit ein Abschlag von rund sechseinhalb Prozent an. Dies wäre der höchste prozentuale Verlust seit September 2011. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Freitagmorgen 1,81 Prozent auf 19.522,63 Punkte ein und der Technologiewerte-Index TecDax verlor 3,20 Prozent auf 1631,65 Punkte. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab es einen Abschlag von 1,37 Prozent.

China-Sorgen treiben die Märkte

Verstärkt wurden die Sorgen um die Weltwirtschaft am Freitag durch Daten zur Stimmung in der chinesischen Industrie, die im August auf den tiefsten Stand seit März 2009 fiel. Im August schrumpfte die chinesische Industrie so stark wie seit sechseinhalb Jahren nicht.

Der Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie (PMI) in China, der die Stimmung in den Unternehmen misst, fiel auf 47,1 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit März 2009, wie das Wirtschaftsmagazin "Caixin" in einer vorläufigen Schätzung berichtete. Analysten hatten mit 48,2 Punkten gerechnet. Im Juli lag der Indikator nach endgültigen Zahlen noch bei 47,8 Punkten. Werte von über 50 Punkten sprechen für eine gute Entwicklung der Wirtschaft, während alle Werte unter der kritischen Marke auf Probleme hindeuten.

"Die Regierung hat eine Belebung in der zweiten Jahreshälfte erwartet, doch es sieht nach dem Gegenteil aus", sagte Volkswirt Chester Liaw vom Analysehaus Forecast Pte in Singapur. "Die Konjunktur dürfte sich weiter abschwächen." Die Unternehmen produzierten so wenig wie seit vier Jahren nicht mehr, während die Bestellungen sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland schrumpften. Die Industrie baute deshalb Stellen ab. Viele wichtige Absatzmärkte des Exportweltmeisters schwächeln, darunter große Schwellenländer.

Fallende Kurse in Asien

"Die Aktienmärkte verfallen in einen Panik-Modus, da das volle Ausmaß des Konjunkturabschwungs in China deutlicher wird", schrieb Angus Nicholson, Analyst beim Brokerhaus IG in einem Kommentar. Am Freitag rutschten die chinesischen Börsen kräftig in den Keller. Der wichtige Shanghai Composite Index fiel um 4,27 Prozent auf 3507 Punkte. Auch der Shenzhen Component Index verlor um 5,42 Prozent auf 11.902 Punkte. Der ChiNext für Technologiewerte, der dem Nasdaq in den USA ähnelt, ging sogar um 6,65 Prozent auf 2341 Punkte zurück.

Die wachsende Unruhe um die Auswirkungen eines wirtschaftlichen Abschwungs in China auf die Weltwirtschaft belasteten auch die Börse in Tokio schwer. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stürzte weit unter die Marke von 20.000 Punkten. Auch die Ölpreise rutschten ab. "Die Märkte preisen jetzt schon das Schlimmste ein", sagte Herald Van Der Linde, Chefstratege für asiatische Aktien bei der HSBC.

Analyst Markus Huber vom Handelshaus Peregrine & Black schrieb, die chinesische Konjunktur befinde sich in der Mitte einer moderaten Abschwächung. Da jedoch für die Wirtschaft des riesigen Landes weiterhin ein Wachstum von etwa 6,6 Prozent erwartet werde, rechtfertigten die eingetrübten Perspektiven nicht notwendigerweise das Ausmaß der Kursverluste an den weltweiten Aktienmärkten.

Zu den größten Verlierern an der Frankfurter Börse zählten vor allem konjunkturabhängige Werte wie Lanxess, HeidelbergCement oder Daimler. Die Titel verloren zwischen 3,5 und zwei Prozent. Für die Lufthansa -Aktien ging es nach einer Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs um 2,5 Prozent bergab.

iw/ul (dpa, rtrs)