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Davos 2025: Donald Trump, der Elefant beim WEF

Ashutosh Pandey
17. Januar 2025

Das Who is Who aus Politik und Wirtschaft trifft sich wieder in den Schweizer Alpen. Es gibt viel zu besprechen, von Kriegen und Klimawandel bis zu KI. Beherrschen wird das WEF aber einer, der gar nicht in Davos ist.

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Schweiz Davos | Weltwirtschaftsforum
Fast 3000 Teilnehmer werden in diesem Jahr erwarten, darunter rund 60 Staats- und RegierungschefsBild: Markus Schreiber/AP/picture alliance

Es ist wieder so weit. Davos, der malerische, schneebedeckte Kurort in den Schweizer Alpen, empfängt Führungspersönlichkeiten aus aller Welt zum jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Diesmal findet das WEF nach einem Superwahljahr statt, in dem in vielen Ländern Amtsinhaber stürzten oder Stimmenanteile einbüßten. Angeschlagen durch hohe Preise und schwache wirtschaftliche Entwicklung, haben viele Wähler für radikale Parteien und Kandidaten gestimmt.

Das Erstarken der Populisten, der Krieg in der Ukraine, die humanitäre Lage im Gazastreifen, die alarmierende Regelmäßigkeit extremer Wetterereignisse und die sich anbahnende Revolution der künstlichen Intelligenz (KI) - das sind einige der Themen des fünftägigen Treffens.

"Das Treffen findet vor dem kompliziertesten geopolitischen Hintergrund seit Generationen statt", sagte WEF-Präsident Borge Brende am Dienstag (14.01.2025) vor Journalisten.

Fast 3.000 Führungskräfte aus mehr als 130 Ländern, darunter 60 Staats- und Regierungschefs, werden in Davos erwartet. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wird ebenso am WEF teilnehmen wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Chinas Vizepremier Ding Xuexiang, Argentiniens Präsident Javier Milei, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa und Muhammad Yunus, Chef der Übergangsregierung in Bangladesch.

Alle reden über Trump

Donald Trump wird laut Plan eine Videoansprache halten, wenige Tage nach seinem Amtsantritt als US-Präsident am 20. Januar.

Seine Rückkehr ins Weiße Haus wird wahrscheinlich die Diskussionen in Davos beherrschen. Nach seiner Androhung von Zöllen gegen Freund und Feind und seinen Expansionsbestrebungen gegenüber Kanada und Grönland rätseln Investoren, Unternehmen und Regierungen, was Trump vorhat.

Sie fragen sich etwa, wie genau von Trump angezettelte Handelskriege ablaufen könnten, und was das für die Weltwirtschaft bedeutet. Die Zölle, mit denen Trump droht, könnten Deutschland und China besonders schaden, da diese Volkswirtschaften nur wenig wachsen oder sogar schrumpfen.

Experten warnen, dass Trumps Vorschläge weit über das hinausgehen, was er in seiner ersten Amtszeit als Präsident umgesetzt hat. Sollten sie umgesetzt werden, könnte das die Preise in die Höhe treiben und Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner auslösen, was zu einem globalen Schock führen würde.

Trump droht der Welt mit Zöllen

"Wenn man von den Erfahrungen ausgeht, die wir mit Trumps erster Regierung gemacht haben, dann ist der Handel gewachsen, die Investitionen sind gestiegen", sagte Brende.

"Inzwischen aber hat sich das Umfeld verändert. Es könnte bald mehr Zölle geben, mehr Nearshoring oder Friendshoring (Verlagerung der Produktion in nahe bzw. befreundete Länder - Anm. d Red.), also werden sich die Lieferketten ändern. Solange der Handel und die Wirtschaftsleistung zunehmen, kann man das Glas entweder als halbleer oder als halbvoll sehen."

Ukraine, Gaza und Syrien im Fokus

Russlands Krieg in der Ukraine, der seit fast drei Jahren andauert, wird auch in diesem Jahr wieder eines der Hauptthemen auf der Tagesordnung sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird persönlich am WEF teilnehmen.

Trump hatte im Wahlkampf versprochen, noch am ersten Tag seiner Amtszeit ein Friedensabkommen zur Beilegung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine zu schließen. Dieser Zeitplan scheint unrealistisch, selbst Trumps Berater gehen davon aus, dass es Monate braucht, um den Krieg zu beenden.

Die ukrainische Viktor-Pintschuk-Stiftung organisiert in diesem Jahr mehrere Veranstaltungen an einem Ort, der während des WEF in Ukraine-Haus umgetauft wird. Dazu gehört das Projekt "Your Country First - Win With Us".

Ost-Ukraine: Leben in der Grenzregion

"Wenn die Ukraine fällt, werden die Gefahren schnell auf Sie zukommen. Ihre Sicherheit wird beschädigt, Ihre Wirtschaft, Ihr Wohlstand und Ihre Chancen, ein Leben zu führen, das Sie sich wünschen - all das gerät in Gefahr", schreibt die Stiftung in einer Erklärung. "Ein Sieg der Ukraine dagegen schreckt Aggressoren auf der ganzen Welt ab."

Bewaffnete Konflikte zwischen Staaten sind laut einer am Mittwoch (15.01.2025) veröffentlichten jährlichen Risikoumfrage des WEF das größte Risiko im Jahr 2025. Handelsauseinandersetzungen stellen demnach das drittgrößte Risiko dar und offenbaren eine "zunehmend fragmentierte globale Landschaft".

Syrien, die humanitäre Lage im Gazastreifen und die mögliche Eskalation des Konflikts im Nahen Osten stehen dieses Jahr ebenfalls im Mittelpunkt. Mehrere führende Politiker aus der Region werden erwartet, darunter der israelische Staatspräsident Isaac Herzog, der Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde Mohammed Mustafa und der syrische Außenminister Asaad al-Schaibani.

"Intelligentes Zeitalter"

Die 55. WEF-Jahrestagung steht unter dem Motto "Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter" - ein Zeitalter, das von rasanten Fortschritten bei Technologien wie künstlicher Intelligenz und Quantencomputing geprägt ist.

Künstliche Intelligenz (KI) wird in vielen Branchen bereits vielversprechend eingesetzt, etwa in den Bereichen Gesundheit, Bildung oder Landwirtschaft. KI wird aber auch als Bedrohung für Millionen von Arbeitsplätzen gesehen.

Laut einem WEF-Bericht über die Zukunft der Arbeitswelt von Anfang Januar könnten durch neue Technologien bis 2030 weltweit 92 Millionen Arbeitsplätze vernichtet werden, gleichzeitig aber 170 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Die Prognose betont die Bedeutung von Weiterbildung für Arbeitnehmer.

Auf der CES in Las Vegas dreht sich alles um KI

Das US-Technologieunternehmen Workday sieht in KI einen Katalysator für eine "Qualifikationsrevolution" in der Arbeitswelt. Dabei würden menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und ethische Entscheidungsfindung zu den wertvollsten Fähigkeiten am Arbeitsplatz.

Kathy Pham, Informatikerin und Vizepräsidentin von Workday, sieht im WEF eine Plattform, auf der Unternehmen und Regierungen verstehen könnten, wie sich Tätigkeiten, Fähigkeiten und Regeln in verschiedenen Teilen der Welt im Laufe der Zeit entwickelt haben und wie Menschen mit Technologie interagieren.

"Das ist meine Wunschliste für Davos: ehrliche Gespräche darüber, wie die Zukunft der Arbeit angesichts der neuesten KI-Welle aussehen könnte", sagte sie der DW.