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"Das Minen-Problem in Tadschikistan ist groß"

25. Juli 2003

- Fondation Suisse de Deminage startet Projekt zur Minenräumung

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Köln, 24.7.2003, DW-radio / Russisch

In Tadschikistan hat das Zentrum für Minen-Fragen seine Arbeit aufgenommen. Die Eröffnung des Zentrums ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Regierung des Landes und dem UN-Entwicklungsprogramm mit dem Ziel, das Projekt "Unterstützung der Bemühungen Tadschikistans bei der Lösung des Minen-Problems" umzusetzen. Die neue Organisation ist nach Angaben ihres Leiters Dschonmachmad Radschabow für alle Fragen zuständig, die mit dem Minen-Problem in Tadschikistan zusammenhängen. Es berichtet Bahrom Mannonow:

Im April hat die untere Kammer des tadschikischen Parlaments die Ottawa-Konvention vom 18. September 1997, die den Einsatz, die Lagerung, die Herstellung, den Besitz und die Weitergabe von Personenminen verbietet und zudem zu deren Räumung und Vernichtung verpflichtet, und der sich bereits 130 Staaten angeschlossen haben, ratifiziert. Dies war ein wichtiger Schritt bei die Gründung des Zentrums für Minen-Fragen. Gemäß der Konvention verpflichten sich diese Länder, ihre Vorräte an Personenminen innerhalb von vier Jahren und die entlang von Grenzen verlegten Minen innerhalb von sieben Jahren nach Inkraftsetzung des Dokuments zu vernichten. Einige Abgeordnete wollten damals mit Recht wissen, wie auf dem Gebiet, das vom benachbarten Usbekistan, das sich der Konvention bisher nicht angeschlossen hat, vermint wurde, die Minen geräumt werden sollen. Es sei daran erinnert, dass bisher mehr als 70 friedliche Bürger Opfer von Minen geworden sind, die entlang der tadschikisch-usbekischen Grenze verlegt wurden. Nach Angaben des Vertreters des Staatsoberhaupts im Parlament, Schermuchammad Schojew, werden für die Räumung der Minen auf dem Territorium des Landes etwa 13 Millionen US-Dollar benötigt. Am 29. Mai unterzeichneten die OSZE und die Fondation Suisse de Deminage (FSD) in Duschanbe ein Abkommen über die Räumung von Minen, das nun praktische Schritte vorsieht.

Zum Abkommen nun der Generaldirektor der Stiftung, Hansjörg Eberle:

"Das ist sicher eine positive Entwicklung. Wir sind in Tadschikistan seit Anfang dieses Jahres tätig. Wir haben das ganze letzte Jahr damit verbracht, Beziehungen zur Regierung und zu den verschiedenen Organisation vor Ort herzustellen. Wir haben anschließend ein Projekt zur Unterstützung der tadschikischen Regierung entwickelt, und zwar mit der Idee, lokale Minenräumer auszubilden. Wir haben dann später Unterstützung erhalten, nicht nur von der Regierung, mit der wir ein Abkommen haben, sondern vor allem auch von der OSZE, die uns auch finanziell unterstützt. Wir haben dann weiter die Unterstützung der kanadischen Regierung erhalten. Somit sind wir jetzt im Begriff, zwei lokale Minenräumungs-Teams auszubilden und auszurüsten, mit dem Ziel, dass sie in den nächsten zwei Monaten einsatzfähig werden.

(...)

Es ist die Rolle der UNO, die gesamten Minen-Aktivitäten zu koordinieren und das nimmt sie wahr. Sie hat auch einen Experten vor Ort. Aber unser Projekt wurde nicht direkt von der UNO, sondern von der OSZE aufgesetzt.

(...)

Zu der Anzahl der Landminen kann ich keine Angaben machen. Sicher ist das Minen-Problem in Tadschikistan relativ groß. Wir wissen zwar nicht genau, wo die Minen sind, aber wir haben sehr starke Hinweise, dass es ein großes Minen-Problem gibt, vor allem an der Grenze zu Usbekistan, dann zu Kirgisistan und wahrscheinlich auch an der Grenze zu Afghanistan. Darüber hinaus gibt es in gewissen Teilen von Tadschikistan ein Problem mit Blindgängern, mit nicht explodierter Munition, die noch vom Bürgerkrieg rühren und wir werden uns auch vorrangig um diese Problem kümmern. Wenn wir über die Minen-Problematik in Tadschikistan sprechen, geht es nicht nur um Landminen, die unter dem Boden verlegt wurden, sondern auch um Blindgänger und um Überreste des Bürgerkrieges.

(...)

Wir haben mit unserer Arbeit in Tadschikistan letztes Jahr auf Anfrage des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes begonnen. Es ist das IKRK, das uns darauf hingewiesen hat, dass ein großes Minen-Problem in Tadschikistan existiert. Es ist auch das IKRK, das eine Statistik über die Minenopfer führt. Es kommt laufend zu Unfällen und wir haben aufgrund der Anfrage des IKRK mit unserer Aktion begonnen.

(...)

Es gibt große Minenfelder in Tadschikistan an der Grenze zu Afghanistan, die von den russischen Truppen gelegt wurden - das wird auch offen so eingestanden. Ich vermute, dass diese Minenfelder für die nächsten Jahre so bleiben werden, da kein Mensch wirklich daran interessiert ist, dass man diese Minenfelder räumt, aus Gründen der Sicherheit.

(...)

Es gibt Minen, die sehr wahrscheinlich von usbekischer Seite auf tadschikischem Boden verlegt worden sind, aber die Grenzlinien sind nicht ganz klar gezogen und deswegen kann man nicht ganz sicher sagen, wo diese Minen liegen. Wir haben vor, auch mit den umliegenden Ländern direkt oder indirekt über die OSZE Kontakt aufzunehmen, um zu sehen, dass wir dieses humanitäre Problem lösen können.

(...)

Ich persönlich bin optimistisch. Ich bin beschränkt optimistisch, aber ich bin optimistisch. Beschränkt optimistisch, weil wir müssen klar sehen, dass das Minen-Problem schon seit einigen Jahren existiert und bis jetzt hat sich keine einzige Organisation wirklich dafür interessiert. Es wurde nichts getan. Aber ich bin optimistisch, weil wir doch dank unserer Zusammenarbeit mit dem IKRK, der OSZE und jetzt eventuell auch mit der Europäischen Kommission relativ überzeugt sind, dass wir die notwendigen Mittel auftreiben können, um wirklich mit den Minen in Tadschikistan aufzuräumen. Wir sind überzeugt, dass wir es schaffen, dieses Jahr zwei volle Minenräumungs-Teams auszubilden und einzusetzen. Darüber hinaus bin ich relativ sicher, dass wir es auch schaffen werden zwei zusätzliche Minenräumungs-Teams Anfang nächsten Jahres zum Einsatz zu bringen. Die Aufgabenteilung würde dann so aussehen: Zwei Teams machen Evaluationen, Abklärungen in den gefährlichen Gebieten – wo sind die Minen, wo sind die Minenfelder? Und die zwei anderen Teams würden dann konkret die Minen technisch räumen. Was die Ausrüstung und die Ausbildung anbetrifft, kann ich versichern, dass wir ganz streng nach den internationalen Standards zur Minenräumung arbeiten. Es gibt internationale Standards von den Vereinten Nationen und wir halten diese strikt ein. Das heißt, dass die Leute sehr gut ausgerüstet werden müssen. Das ist auch Ausrüstung, die relativ teuer ist. Nach diesen Normen zu arbeiten hat auch gewisse Vorteile. Wir haben wahrscheinlich nicht zuletzt darum bis jetzt praktisch keinen schweren Unfall in unserer Karriere gehabt. In fünf Jahren von Minenräumung in verschiedensten Ländern der Welt hatten wir keine schweren Unfall zu beklagen. (...)"

Veröffentlichten Angaben zufolge befinden sich in Tadschikistan auf einer Fläche von 2500 Quadratkilometern 16 000 nicht entschärfte Minen. Wenn man berücksichtigt, dass das die Fläche des gesamten Territoriums des Landes 143 000 Quadratkilometer beträgt, dann kommt man zum Ergebnis, dass fast zwei Prozent der Gesamtfläche Tadschikistans vermint sind. (...) (MO)