Das Jahr der Flüchtlinge
Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie im Jahr 2015. Viele sind nach Deutschland und Europa gekommen. Es sei eine "historische Bewährungsprobe", sagt Kanzlerin Merkel. Ein Rückblick auf ein bewegendes Jahr.
Geschafft
Eine gefährliche Etappe ihrer Reise haben diese jungen Männer aus Syrien überstanden. Sie sind in Griechenland und damit in der Europäischen Union angekommen. Ihr Ziel haben sie damit aber noch nicht erreicht. Sie wollen weiter in den Norden, in andere Staaten der EU. Die meisten flüchteten 2015 nach Deutschland und Schweden.
Über das Mittelmeer
Der Weg, den sie hinter sich haben, ist lebensgefährlich. Immer wieder kentern seeuntaugliche Flüchtlingsboote. Diese syrischen Kinder und ihr Vater hatten Glück. Sie wurden von griechischen Fischern vor der Insel Lesbos aus dem Mittelmeer gerettet.
Das Bild, das die Welt berührte
Der dreijährige Aylan Kurdi überlebte die Flucht nicht. Anfang September ertrank er mit seinem Bruder und seiner Mutter in der Ägäis beim Versuch, die Insel Kos zu erreichen. Das Foto des toten syrischen Jungen am Strand von Bodrum verbreitete sich innerhalb kürzester Zeit in den Medien und erschütterte Menschen in aller Welt.
Wo die Gegensätze sichtbar werden
Kos, weniger als fünf Kilometer vom türkischen Festland entfernt, ist das Ziel vieler Flüchtlinge. An Stränden, wo sonst Urlauber unter sich sind, kommen sie an - so wie diese Gruppe pakistanischer Flüchtlinge, die es mit einem Schlauchboot geschafft haben, das rettende griechische Ufer zu erreichen.
Das "totale Chaos"
Doch auf Kos geht es für viele Flüchtlinge erst einmal nicht weiter. Denn auf das Festland dürfen sie nur, wenn sie sich zuvor registrieren lassen. Im Sommer eskalierte dort die Lage, als die Behörden Flüchtlinge in einem Stadion in der prallen Sonne und ohne Wasser auf die Registrierung warten ließen.
Eine Fähre für Flüchtlinge
Aufgrund der unsäglichen Zustände auf der Insel kam es zu Ausschreitungen. Um die Lage zu entspannen, charterten die griechischen Behörden ein Fährschiff. Dort wurden 2500 Schlafplätze als Notunterkunft sowie eine Registrierungsstelle eingerichtet.
"Europas Dilemma"
Fast zeitgleich weiter nördlich an der griechisch-mazedonischen Grenze: Grenzpolizisten lassen keine Menschen mehr durch, mittendrin weinende Kinder, getrennt von ihren Eltern. "Schiere Verzweiflung" heißt das Bild von Fotograf Georgi Licovski. Das Foto wurde vom Kinderhilfswerk UNICEF als das Bild des Jahres ausgezeichnet, da es "Europas Dilemma und Europas Verantwortung" zeige.
Kein Anschluss für Flüchtlinge
Im Spätsommer wurde Budapest zum Symbol für Behördenversagen und Fremdenfeindlichkeit. Tausende Flüchtlinge kampierten rund um den Ostbahnhof der ungarischen Hauptstadt. Ungarns Regierung verbot ihnen, weiterzureisen. Viele machten sich daraufhin zu Fuß auf den Weg Richtung Deutschland.
Grenzen auf
Eine Entscheidung in der Nacht zum 5. September macht den Weg für die Flüchtlinge frei: Bundeskanzlerin Angela Merkel reagiert gemeinsam mit dem österreichischen Kanzler Werner Feymann. Sie beschließen unbürokratisch, den Menschen die Weiterreise zu ermöglichen. Mehrere Sonderzüge und Busse rollen in diesen Tagen nach Wien und München.
Refugees welcome
Allein in München kommen so am ersten Septemberwochenende 20.000 Flüchtlinge an. Am Münchener Hauptbahnhof versammeln sich unzählige Helfer, die die Flüchtlinge mit Applaus empfangen und mit Essen und Kleidung versorgen.
"Die Selfie-Kanzlerin"
Während Merkel von Flüchtlingen und Asylbefürwortern bejubelt wird, regt sich in Deutschland auch der Unmut. Auf die Kritik antwortet Merkel bei einer Pressekonferenz: "Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land." Der Satz "Wir schaffen das" wird zu Merkels Mantra.
Geschichten im Gepäck
Ende September veröffentlicht die Bundespolizei ein bewegendes Bild. Ein Flüchtlingsmädchen hat es gemalt und einem Passauer Polizisten geschenkt. Es zeigt das Grauen, das viele der Flüchtlinge erlebt haben, und wie glücklich sie waren, endlich in Sicherheit zu sein.
Das Drama setzt sich fort
Ende Oktober sind über 750.000 Flüchtlinge in Deutschland angekommen. Doch der Strom reißt nicht ab. Die Länder auf der sogenannten Balkanroute sind überfordert. Sie schließen ihre Grenzen. Nur noch Syrer, Afghanen und Iraker dürfen durch. Aus Protest nähen sich einige Flüchtlinge aus anderen Ländern die Lippen zu.
Kein Ende in Sicht
"Hilf uns, Deutschland" steht auf den Plakaten der Demonstrierenden an der Grenze zu Mazedonien. In Europa rückt der Winter näher, tausende Menschen, auch Kinder, stecken nicht nur dort im Niemandsland fest. Mittlerweile hat sogar das als flüchtlingsoffen geltende Schweden vorübergehend Grenzkontrollen eingeführt. Für 2016 erwartet die EU weitere drei Millionen Flüchtlinge.