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Das Geschäft mit Russland bricht ein

24. August 2015

Die Sanktionen gegen den Kreml, der schwache Rubel und die sinkende Nachfrage in Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken schlagen sich in den Bilanzen nieder. Den deutschen Export trifft es hart.

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Deutschland Wirtschaft im Norden leidet unter Russland-Krise
Bild: picture-alliance/dpa/C. Rehder

Die deutschen Exporte nach Russland sind im ersten Halbjahr dieses Jahres um fast 31 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro gesunken. Dies seien fast 4,7 Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum, teilte der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft am Montag in Berlin nach Auswertung der aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit. Immerhin habe sich der Rückgang der Exporte zuletzt aber deutlich verlangsamt, da die deutschen Lieferungen nach Russland im Juni nur noch 13 Prozent niedriger gewesen seien als im Vorjahresmonat. Dies sei aber noch kein Grund zur Entwarnung, erklärte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Eckhard Cordes.

Für das Gesamtjahr 2015 erwartet der Ost-Ausschuss einen Rückgang der Exporte nach Russland um 30 Prozent auf etwa 20 Milliarden Euro. Dies sei eine Halbierung gegenüber 2012. "Die direkten und indirekten Folgen der Wirtschaftssanktionen, der schwache Rubel und die sinkende Binnennachfrage schnüren die Importmöglichkeiten russischer Verbraucher und Unternehmen ein", erklärte Cordes. Den deutschen Unternehmen gehe so ein immenses Exportpotenzial verloren, fügte er hinzu. Dies sei umso schmerzlicher, als sich derzeit auch in anderen großen Schwellenländern wie China und Brasilien die Konjunktur abkühle.

Nicht nur beim Russland-Geschäft ist Sand im Getriebe

Im ersten Halbjahr dieses Jahres rutschte Russland auf Platz 16 der deutschen Absatzmärkte. Im Rekordjahr 2012 lag das Land noch auf Rang elf. Damals führte Deutschland Waren für 38 Milliarden Euro nach Russland aus.

Deutliche Einbußen mussten die deutschen Exportfirmen im ersten Halbjahr den Angaben zufolge auch bei Lieferungen in einige Nachbarländer Russlands verbuchen. So gingen die Ausfuhren nach Kasachstan um 21 Prozent zurück, die nach Weißrussland um 29 Prozent und die in die Ukraine um 27 Prozent.

Und der Rubel fällt weiter

Befeuert von der Talfahrt des Ölpreises ist der Wechselkurs des russischen Rubel zum Euro und US-Dollar auf seinen Jahrestiefstand gefallen. Ein Euro kostete an der Moskauer Börse am Montag zwischenzeitlich mehr als 81,6 Rubel. Dies sei der niedrigste Stand seit dem 15. Dezember, meldete die Agentur Tass. Der Dollar lag vorübergehend bei mehr als 71,2 Rubel. Später gab die russische Notenbank die amtlichen Wechselkurse mit etwa 81,15 Rubel je Euro und rund 70,75 je Dollar an.

Seit Monaten befindet sich die Währung der Rohstoffmacht Russland im freien Fall. Vor allem Reisen in Euro- und Dollar-Länder werden damit für Russen zunehmend unattraktiver. Zum Euro hat der Rubel seit Mitte Mai mehr als 47 Prozent seines Wertes verloren.

Dies hänge damit zusammen, dass der Ölpreis auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen sei, hatte Regierungschef Dmitri Medwedew am Wochenende gesagt. "Das wichtigste in solchen Situationen ist, nicht nervös zu werden und keine hastigen Entscheidungen zu treffen", betonte er. Experten erwarten eine Fortsetzung des Trends.

Russland darf nicht aufs "Abstellgleis"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach sich dafür aus, Russland nicht auf Dauer auf das Abstellgleis zu schieben. "Wir dürfen und werden nicht nachlassen in unseren Anstrengungen, die Ukraine-Krise zu entschärfen", sagte der SPD-Politiker auf der Botschafterkonferenz in Berlin. "Aber: Wir müssen auch über das akute Krisenmanagement hinausschauen und fragen, wie Russland langfristig in die internationale Ordnung eingebunden sein wird." Eine europäische Friedensordnung könne es nur mit einer Einbindung Russlands geben.

dk/hb (afp/rtr/dpa)