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Dance the Öko

11. September 2008

Öko-Disko – das klingt nach Birkenstock oder Müsli-Cocktails. Weit gefehlt, im Club Watt in Rotterdam heißt die Devise: Je wilder die Party, desto umweltfreundlicher. Die Tänzer produzieren nämlich Strom selbst.

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Tänzer in der Disco mit bunten Bändern (26.09.2006/AP)
In Rotterdam ertanzen sich die Tänzer ihren Strom für die Disco selbstBild: Picture-Alliance /dpa

Auf den ersten Blick wirkt der Club Watt in der Rotterdamer Innenstadt wie eine ganz normale Disko: Technomusik, wilde Scheinwerfer-Spiele, der DJ am Pult und erschöpfte Tänzer an der Bar. Aber in der Mitte des dunklen Raumes leuchtet der Boden in rotem, blauem und grünem Licht. Das ist die Tanzfläche, das Herzstück der ersten nachhaltigen Disko der Welt, erfunden von Dan Roosegaarde. "Wenn ich anfange zu tanzen", erklärt er, "dann wird auch der Boden lebendig. Je mehr ich tanze, umso intensiver wird das Licht im Boden.".

Und umso mehr Strom wird erzeugt. Die 86 rechteckigen Platten geben nämlich bei jedem Schritt leicht nach. Diese Bewegung wird auf einen Generator übertragen, der diese Energie in Strom umwandelt. Jede Platte kann so bis zu 20 Watt produzieren. Und diesen Strom verwenden die Club-Betreiber dann zum Beispiel für die Beleuchtung der Disko.

"Wir wollen nicht moralisieren"

"Wir haben errechnet, dass wir so 117.000 Watt im Jahr sparen können. So verbrauchen wir rund 30 Prozent weniger als herkömmliche Diskos", erklärt Michel Smit, einer der Mitbegründer des Clubs. Alles in allem würden 102.000 Kilo CO2 im Jahr gespart. Das klinge erst einmal wenig, aber die Besucher verbrauchten hier weniger Strom, als wenn sie zu hause blieben und einen Film anschauten. Smit will das Konzept in Rotterdam testen und dann in alle Welt exportieren. Interesse gibt es bereits aus anderen europäischen Ländern, aber auch aus Australien.

Blick auf den Hafen in Rotterdam (17.08.2005/dpa)
In der Hafenstadt Rotterdam gibt es einen umweltbewussten ClubBild: picture-alliance / dpa

Ted Langenbach ist DJ und verantwortlich für das Kulturprogramm im Club. "Wir wollen zeigen, dass man cool feiern und trotzdem etwas für die Umwelt tun kann", sagt er. "Musik und Tanzen können auch Spaß machen, wenn die Prinzipien der Nachhaltigkeit eingehalten werden. Aber wir wollen das nicht moralisieren."

Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

Wer zu der Riege der nachhaltigen Diskotheken gehören will, muss aber nicht nur Strom und CO-2 sparen, sondern auch Abfall und Wasser. Die Toiletten im Club Watt werden mit Regenwasser gespeist. Über vier Millionen Liter sollen so eingespart werden. Und sogar das Restaurant des Clubs hält sich an die Regeln der Nachhaltigkeit: "Wir versuchen, nur mit Produkten zu arbeiten, die gerade Saison haben. 99 Prozent der Lebensmittel, die wir verwenden, kommen aus biologischer Produktion und wir versuchen, die Transportwege möglichst kurz zu halten", erklärt Restaurant-Chefin Minke Verdoner. "Wir verwenden zum Beispiel Rucola-Salat, der kommt von einem Produzenten, gerade mal zwei Straßen weiter."

Ob das Konzept tatsächlich aufgeht, werden die kommenden Monate zeigen. Die ersten Besucher sind jedenfalls begeistert – so wie der 21 Jahre alte Ruud: "Ich gehe wirklich viel aus – auch in Amsterdam und anderen Städten. Aber hier ist es großartig. Ich finde es toll, dass die eigene Energie sichtbar wird. Und es ist wichtig, dass die Menschen mal merken, wie viel Energie sie eigentlich verbrauchen beim Feiern."