Italien will offenbar "Rote Zone" erweitern
7. März 2020Wie die Nachrichtenagentur Ansa und andere Medien melden, prüft Italiens Regierung weitere drastische Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie. Es könnten dann Ein- und Ausreiseverbote für die besonders von der neuartigen Lungenkrankheit betroffenen Region Lombardei inklusive der Millionenmetropole Mailand sowie elf weitere Provinzen verhängt werden. Dies gehe aus einer Regierungsvorlage hervor, die aber noch verändert werden könne, berichtet Ansa.
Betroffen seien Provinzen etwa im Piemont, in Venetien, in der Emilia-Romagna und den Marken, hieß es. Seit einiger Zeit waren bereits kleinere Gebiete in der Provinz Lodi in der Lombardei und in Venetien Sperrzonen gewesen. Die neuen Sperrgebiete könnten ab Sonntag gelten und dann zunächst bis 3. April, heißt es.
Infizierter Sozialdemokrat
Der Chef der italienischen Sozialdemokraten, Nicola Zingaretti, ist positiv auf den Corona-Erreger Sars-CoV-2 getestet worden. Es gehe ihm gut, er müsse aber zunächst zu Hause in Quarantäne bleiben, teilte der 54-jährige Politiker in einem Internet-Video mit. In dem südeuropäischen Land steigt die Zahl der Infizierten und der an der vom Virus verursachten Erkrankung COVID-19 Verstorbenen trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen weiter. Insgesamt sind bislang 5883 Menschen als infiziert registriert, 233 Todesfälle wurden bestätigt.
Wegen des Coronavirus wird es erstmals in der Geschichte am Sonntag das öffentliche Mittagsgebet des Papstes nur als Video-Stream geben. Wie der Vatikan mitteilte, wird die Ansprache von Franziskus im Apostolischen Palast aufgenommen und über verschiedene Kanäle als Live-Stream gesendet. Mit den Maßnahmen solle das Risiko einer Virus-Verbreitung durch Gruppen während der Sicherheitskontrollen zum Petersplatz vermieden werden.
Der Papst allein in der Messe
Damit folgt der Vatikan Vorgaben der italienischen Regierung, die Versammlungen untersagt hat, bei denen die Teilnehmer nicht den vorgegebenen Mindestabstand von einem Meter einhalten können. Die Video-Übertragung wird auf Großbildschirmen auf dem Petersplatz zu sehen sein, über das Internetportal Vatican News sowie über andere Medien, die ebenfalls übertragen möchten. Die Generalaudienz am Mittwoch soll auf die gleiche Weise stattfinden. Wie der Vatikan weiter mitteilte, wird der Papst bis 15. März die Morgenmessen im Gästehaus Santa Marta alleine - ohne Teilnahme von Gläubigen - feiern.
Im Iran sind binnen eines Tages mehr als 1000 weitere Infektionen mit dem Coronavirus erfasst worden. Die Gesamtzahl erfasster Nachweise liege nun bei 5823, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Zahl registrierter COVID-19-Todesfälle stieg demnach von 124 auf 145. Die meisten Infektionen werden weiterhin in der Hauptstadt Teheran erfasst. Dort erlag auch eine Parlamentsabgeordnete der Krankheit. Sie ist bereits das zweite Mitglied der iranischen Volksvertretung, das an COVID-19 starb.
In Südkorea stieg die Zahl der Virus-Erkrankungen auf 7.041 Fälle an. Das seien 448 mehr als am Freitag, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Die Zahl der Todesopfer sei um zwei auf 46 gestiegen.
Ein weiterer Passagier des in Japan unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" ist infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Damit steige die Zahl der Todesopfer auf insgesamt sieben, berichtet der japanische Rundfunksender NHK. Die "Diamond Princess" liegt seit Wochen im Hafen von Yokohama fest. Bei dem Todesopfer handele es sich um einen Mann, der nicht aus Japan stamme.
Auf dem vor Kalifornien festsitzenden Kreuzfahrtschiff "Grand Princess" ist bei ersten Untersuchungen bei fast der Hälfte der getesteten Menschen eine Coronavirus-Infektion festgestellt worden. Bei 46 Tests seien 21 Infektionen bestätigt worden, teilte US-Vizepräsident Mike Pence mit. Er befürchte eine hohe Zahl an Infizierten unter den 3533 Menschen an Bord.
Malta weist "MSC Opera" ab
Das Kreuzfahrtschiff "MSC Opera" mit über 2000 Menschen an Bord stieß unterdessen wegen möglicher Coronavirus-Gefahr in mehreren Mittelmeer-Häfen auf Probleme. Das Schiff lief inzwischen in Messina auf Sizilien ein. Allerdings sind sich die Behörden dort nicht einig, ob die Passagiere an Land gehen sollten. Zuvor hatte Malta die "MSC Opera" aus Furcht vor dem Coronavirus abgewiesen. Man habe sich mit der Reederei MSC Cruises darauf geeinigt, das Schiff nicht anlegen zu lassen, hatte Maltas Regierung erklärt. Damit habe man auf Befürchtungen in der Öffentlichkeit reagiert, obwohl es auf dem Schiff keinen nachgewiesenen Fall gebe.
Nach Angaben der Reederei wurde ein Passagier aus Österreich, der im Februar an Bord gewesen war, Tage nach seiner Rückkehr Anfang März positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Bei einem früheren Stopp hätten griechische Behörden Gesundheitschecks durchgeführt. An Bord gebe es keine Menschen mit grippeähnlichen Symptomen, hieß es. Maltesische Ärzte hatten ein mögliches Einlaufen des Schiffs auf Malta Medien zufolge dennoch als verantwortungslos bezeichnet und mit Arbeitskampfmaßnahmen gedroht.
Deutschland eine Hochrisiko-Nation - für Uganda
Auch in Deutschland werden immer mehr Sars-CoV-2-Infektionen bestätigt. Von der Erkrankung sind inzwischen insgesamt 684 Personen betroffen, wie das Robert-Koch-Institut mitteilte. Die meisten Erkrankungen wurden demnach in Nordrhein-Westfalen mit 346 Fällen registriert, gefolgt von Bayern (117) und Baden-Württemberg (116).
Ugandas Gesundheitsministerium ordnete eine 14-tägige Zwangsquarantäne für Reisende aus Deutschland und anderen vom Coronavirus betroffenen Ländern an. Dies gelte unabhängig davon, ob die Personen Symptome der Krankheit zeigten oder nicht, hieß es in einer in der Hauptstadt Kampala veröffentlichten Mitteilung. Deutschland gilt nach Auffassung der ugandischen Behörden als eine von sieben Hochrisiko-Nationen.
sti/uh (afp, dpa, rtr, epd)