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Wenn der Corona-"Ping" zum Dauerton wird

29. Juli 2021

Die britische Corona-Warn-App leistet offenbar ganze Arbeit. Weil sie zurzeit bei extrem vielen Nutzern Warntöne von sich gibt, ist inzwischen von einer "Pingdemic" die Rede - mit großen Auswirkungen für die Wirtschaft.

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Alarm auf britischer Corona-Warn-App (18.07.2021)
Alarm auf britischer Corona-Warn-App (am 18. Juli)Bild: Christopher Furlong/Getty Images

Wegen hoher Corona-Fallzahlen gibt die Corona-Warn-App in England und Wales keine Ruhe. Erneut wurden so viele Menschen von der App als enge Kontakte von Infizierten benachrichtigt wie nie zuvor. Wie der Gesundheitsdienst bekannt gab, wurde in der vergangenen Woche eine Rekordzahl von 689.313 Kontakten "gepingt".

Wer das Warnsignal auf seinem Handy hört, muss sich sofort in Quarantäne begeben. Schon in der Woche zuvor hatte es auf Smartphones in England und Wales fast 620.000 Mal "ping" gemacht. "Pingdemic" wird das Phänomen von britischen Medien genannt.

Leere Regale, volle Mülltonnen

Die App schlägt an, wenn sich Nutzer eine gewisse Zeit in direkter Nähe eines positiv Getesteten aufgehalten haben. Das hat in Großbritannien in den vergangenen Tagen und Wochen für erhebliche Störungen gesorgt. Weil durch die Warnungen der App so viele Leute nicht zur Arbeit gingen, blieben Supermarktregale leer, Mülltonnen voll, und Züge fielen aus.

London | Leere Regale im Supermarket (23.07.2021)
Supermarkt in London: Erhebliche Störungen durch "Pingdemic"Bild: Dan Kitwood/Getty Images

Die "Pingdemic" bekommen auch die britischen Autobauer zu spüren. Sie leiden zudem unter dem derzeit herrschenden weltweiten Mangel an Computerchips, die elementar für die Fahrzeugelektronik sind. Die Vorschriften zur Corona-Quarantäne und der Chip-Mangel haben ihnen den schlechtesten Juni seit fast 70 Jahren eingebrockt.

Vorschriften lockern?

Verbandschef Mike Hawes sagte, dass bei einigen Zulieferern bis zu 30 Prozent der Arbeiter fehlten, weil sie wegen Kontakts mit Corona-Infizierten zu Hause bleiben müssten. Die Selbstisolation von Mitarbeitern habe zu der "sehr schwierigen" Lage der Branche beigetragen, so der Verband Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT). Hawes forderte die Regierung auf, die Vorschriften zur Selbstisolation früher als geplant zu ändern. Sie sollen eigentlich bis Mitte August gelten.

Mittlerweile sind für eine Reihe von Berufsgruppen Ausnahmeregelungen beschlossen worden. Von 16. August an sollen für alle Geimpften gelockerte Quarantäne-Regeln eingeführt werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt im Land derzeit bei 310 (Stand: 29. Juli) mit fallender Tendenz. Gespannt wird darauf gewartet, ob sich der überraschende Trend trotz der weitreichenden Lockerungen in der vergangenen Woche fortsetzen wird.

AR/kle (dpa, afp)