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CO2-neutral bis 2050: Der Fortschritt in 9 Charts

Gianna-Carina Grün | Rodrigo Menegat Schuinski
20. November 2024

Auf der Klimakonferenz COP29 beraten Politiker aus aller Welt, wie der Klimawandel begrenzt werden soll. Dafür ist ein drastischer Umschwung nötig.

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Symbolbild Alternative Energien
Wir müssen auf erneuerbare Energien setzen, wenn wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wollenBild: VRD - Fotolia

Um CO2-neutral zu werden, müssten alle Länder ihre Wirtschaft umbauen. Dafür soll die ausgestoßene Menge Kohlendioxid auch wieder aus der Atmosphäre entfernt – oder erst gar nicht produziert – werden. Ein Ende von Kohle, Öl und Gas wäre ein wichtiger erster Schritt Richtung CO2-Neutralität.

#1 Wie sehr hängen wir von fossilen Brennstoffen ab?

Die meisten Volkswirtschaften hängen derzeit noch sehr stark von fossilen Brennstoffen ab. Der Anteil von erneuerbaren Energiequellen im Energieverbrauch steigt langsam aber stetig.

Dass eine Energieversorgung ohne oder zumindest mit weniger fossiler Energie möglich ist, zeigen Länder wie Norwegen, das in Europa mit 72 Prozent den höchsten Anteil an grüner Energie nutzt. In Amerika liegt Brasilien mit 50 Prozent vorn und Neuseeland mit 43 Prozent und Vietnam mit 23 Prozent in der Asien-Pazifik-Region. Afrika und der Nahe Osten nutzen noch vergleichsweise wenig erneuerbare Energie. 

Den höchsten Verbrauch an Kohle, Öl und Gas haben Länder wie Algerien und Oman. Auch Kuwait, Bangladesch und Singapur decken mehr als 98 Prozent ihres Energieverbrauchs durch fossile Brennstoffe. In Europa verbraucht Polen mit 88 Prozent den größten Anteil fossiler Energien im Energiemix.

Allerdings: Die mit Abstand meisten Kohleschlote rauchen in drei anderen Ländern – China (3.168 Kraftwerke), Indien (845) und den USA (408). Ihren Rangplatz als Top 3 haben die drei Länder behalten, obwohl sie zusammen seit dem Jahr 2000 insgesamt rund 3.927 Kohlekraftwerke eingemottet, abgeschaltet oder abgebaut haben. Das zeigen Zahlen des Global Energy Monitors.

Um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten und die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, müsste weltweit rund 80 Prozent weniger Kohle-Energie produziert werden: von 9.300 Terawatt-Stunden im Jahr 2020 dürften 2030 nur noch 1.700 TWh übrig sein.

#2 Woher kommt die Energie für Strom und Heizung?

Energie wird in drei großen Bereichen verbraucht: Verkehr, Strom und Wärme.

Wärme ist dabei der größte Faktor, so eine Analyse der Internationalen Energie-Agentur (IEA): "Wärme für Häuser, Industrie und andere Anwendungen ist für rund die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich."

Derzeit kommen rund 14 Prozent der Energie für Wärme aus erneuerbaren Quellen – ein Anteil, der sich bis 2028 auf 18 Prozent steigen wird, projiziert die IEA.

In Mehrfamilien-Häusern mit vielen Wohnungen können Mieter eher selten selbst wählen, auf welche Energiequelle sie für die eigene Heizung zurückgreifen möchten. Mehr Einfluss haben Verbraucher allerdings bei der Wahl der Stromquelle.

Länder im Nahen Osten produzieren derzeit noch den geringsten Anteil an grüner Energie (vier Prozent) für ihre Stromversorgung. Andere Regionen wie Afrika (24 Prozent) und besonders Lateinamerika und die Karibik (62 Prozent) schneiden deutlich besser ab. 

Strom ist nicht nur für die Versorgung von Wohnungen und Häusern wichtig, sondern auch für einen kohlenstoff-neutralen Verkehrssektor. Denn Elektroautos sind nur dann wirklich klimafreundlich, wenn der Strom für ihren Antrieb aus erneuerbaren Energiequellen stammt.

#3 Wie verändert sich der Verkehrssektor?

Nur sehr langsam. Zwar sinken die Verkaufszahlen für Autos mit Verbrennungsmotor. Doch noch sind relativ wenige Elektroautos unterwegs. Von den rund 76,1 Millionen verkauften Autos im Jahr 2023 hatten 18 Prozent (rund 14 Millionen) einen elektrischen Antrieb.

Für andere Verkehrsmittel wie etwa Flugzeuge gibt es noch keine nennenswerten emissionsarmen Alternativen. Immerhin hat Airbus angekündigt, bis 2035 ein erstes Wasserstoff-angetriebenes Flugzeug für den kommerziellen Flugverkehr zu entwickeln.

#4 Wie gut schützen wir unsere Ökosysteme?

Kurz gesagt: Nicht gut genug. Obwohl der Wald weltweit in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist – am stärksten zwischen 2000 und 2010 mit 10 Millionen Hektar pro Jahr – konnte das die globalen Waldverluste durch Rodungen nicht ausgleichen.

Die Bilanz von Waldwachstum und Entwaldung in den letzten Jahrzehnten zeigt: Die Aufforstungs-Bemühungen in Südamerika und Afrika reichen nicht aus, um die Abholzung dort auszugleichen.

Das ist besonders bemerkenswert, da beide Regionen eine andere – eigentlich positive – Rangliste anführen: Von ihren Wäldern liegt ein besonders großer Anteil innerhalb von Naturschutzgebieten. Das wirft die Frage auf, wie effektiv dieser Schutz tatsächlich ist.

 

#5 Wie haben sich die Investitionen in erneuerbare Energien entwickelt?

Grüne Energie erlebt einen Aufwärtstrend in Sachen Investition. Nach Zahlen der IEA haben andere Energiequellen in den letzten Jahren mehr Investitionen erhalten als fossile Brennstoffe. Während im Jahr 2015 noch rund die Hälfte aller Investitionen in fossile Energiequellen flossen, waren es in 2024 schätzungsweise ein Drittel.

 

Redigiert von Anke Rasper & Tamsin Walker. Dieser Artikel wurde zuerst 2021 zur COOP26 veröffentlicht und wird jährlich zur COP aktualisiert.

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