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Obama hängt Clinton ab

Christina Bergmann, Washington D.C.4. Juni 2008

Barack Obama erreicht die nötige Anzahl an Delegiertenstimmen und wird wohl Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Das ist ein historisches Ergebnis, meint Christina Bergmann. Auch wenn Clinton noch uneinsichtig ist.

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Bild: DW

Das Rennen zwischen Barack Obama und Hillary Clinton ist zu Ende. Dass sie ihre Niederlage nicht offiziell eingestanden hat, spielt keine Rolle. Der Sieger steht fest, und der Senator aus Illinois hat sich Dienstagabend (3.6.2008) auch schon feiern lassen. Niemand kann ernsthaft glauben, dass die Superdelegierten, die am Dienstag in großer Zahl ins Obama-Lager wanderten, ihre Meinung noch einmal ändern werden.

Clinton sollte sich geordnet zurückziehen

Hillary Clinton hat das vermutlich bereits erkannt. Ihre Reaktion zeigt allerdings, dass sie sich den Zeitpunkt ihres Rückzuges nicht diktieren lassen will. Sie wollte zunächst ihren Wahlkampf erhobenen Hauptes beenden. Das sei ihr zugestanden. Doch jetzt muss sie aus dem Ergebnis die Konsequenzen ziehen. Sie muss aufhören, nach Rechenmethoden zu suchen, die sie als Siegerin aussehen lassen. Barack Obama hat die Mehrheit der Delegierten, und das ist es, was zählt. Am Dienstagabend hat er sich großzügig gezeigt und die Verdienste seiner Rivalin gelobt. In der Tat haben sie gemeinsam dafür gesorgt, dass 35 Millionen Amerikaner bei den Vorwahlen ihre Stimme abgegeben haben. Dafür gebührt auch ihr Respekt.

Geschlossenheit ist oberstes Gebot

Doch Clinton darf Obamas Geduld und die der Demokratischen Partei nicht überstrapazieren. Wenn Hillary Clinton es auf eine Kampfabstimmung beim Nominierungsparteitag im August in Denver anlegt, würde sie nicht nur ihre eigene Reputation zerstören. Die Geschichte hat gezeigt: Eine Kampfabstimmung schadet der Partei und gefährdet den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen.

Die Reihen müssen möglichst schnell geschlossen werden – und es ist an Clinton, dies zu tun. Sie muss ihre Anhänger überzeugen, dass deren Anliegen von Barack Obama genauso gut vertreten werden. Denn daran gibt es keinen Zweifel. In den Themen trennt die beiden nur wenig. Sie wollen den Irakkrieg beenden, für bessere Gesundheitsversorgung und Ausbildung der Amerikaner sorgen, die Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen und nicht zuletzt das Ansehen der USA in der Welt wieder herstellen.

Obama hat noch weiten Weg zu gehen

Dass Barack Obama sich vor seinem Rivalen John McCain nicht zu verstecken braucht, hat er am Abend gezeigt. In einer großartigen Rede hat er an die Einheit der Amerikaner appelliert, dass gemeinsame Anstrengungen notwendig sind, um die Probleme zu meistern. Doch noch ist er nicht Präsident und Hillary Clintons Siege in Ohio und Pennsylvania, in Kentucky, in Florida und am Abend in South Dakota haben ihm gezeigt, dass er noch viel Arbeit vor sich hat, um die Wählerschichten zu überzeugen, die sich bisher bei Hillary Clinton besser aufgehoben sahen: Frauen, Arbeiter, ältere Menschen, Latinos.

Fest steht jedoch, dass zum ersten Mal in der Geschichte ein Afro-Amerikaner die Chance hat, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Allein damit haben es die Amerikaner verdient, dass die Welt ihnen nach vielen Jahren der Verachtung wieder mit mehr Respekt begegnet.