China zählt die Corona-Fälle wieder anders
20. Februar 2020In der am stärksten betroffenen chinesischen Provinz Hubei wurden nach Angaben der chinesischen Regierung rund 600 neue Fälle registriert - deutlich weniger als die 1749 am Vortag gemeldeten Neuerkrankungen und die niedrigste Zahl neuer Fälle seit Ende Januar. Zuletzt wurde die Diagnose der Krankheit lediglich mit klinischen Methoden wie Lungenbildern erstellt. Wegen des großen Rückstaus wurde auf Laboranalysen verzichtet. Dies hatte zur Folge, dass die Zahlen deutlich gestiegen waren. Der Rückstau sei nun abgearbeitet, alle Patienten könnten wieder schnell getestet werden, sagte der Chefarzt der Universitätsklinik in Peking, Wang Guiqiang.
Für die Statistik ist es keine gute Nachricht - denn durch die neue Zählmethode könnten verschiedene Erkankungsbilder vermischt werden. Zudem dürfte es schwieriger werden, die Ausbreitung der Infektionen zu verfolgen.
"Chaotische Zustände" auf der "Diamond Princess"
In Japan starben derweil zwei japanische Passagiere des Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" an der Infektion mit dem Coronavirus. Nach Behördenangaben waren beide über 80 Jahre alt, der Mann habe an einer Vorerkrankung der Atemwege gelitten. An Bord des Schiffes wurden inzwischen 634 Passagiere und Besatzungsmitglieder positiv auf das COVID-19-Virus getestet.
Die "Diamond Princess" hatte zwei Wochen lang vor Yokohama unter Quarantäne gestanden. Am Mittwoch durften erstmals mehr als 440 Menschen von Bord gehen. Die japanische Regierung wehrte sich unterdessen gegen Kritik an den Zuständen an Bord. Unter den gegebenen Umständen hätten die Behörden ihr Bestes getan, sagte Gesundheitsminister Katsunobu Kato. In einem für Japan völlig unüblichen Schritt hatte der angesehene Infektionsexperte Kentaro Iwata in einem Video erklärt, die Zustände auf der "Diamond Princess" seien "völlig chaotisch" und unangemessen gewesen. Später löschte Iwata das Video wieder aus dem Netz.
Neue Fälle in Südkorea und dem Iran
In Südkorea verdoppelte sich die Zahl der diagnostizierten Virusfälle inzwischen auf mehr als hundert, ein Mann starb. Rund die Hälfte der Fälle steht im Zusammenhang mit einer Sekte in der 2,5-Millionen-Stadt Daegu: Eine Sektenanhängerin hatte Berichten zufolge trotz einer Fiebererkrankung Virustests abgelehnt und weiterhin die Gottesdienste der religiösen Gemeinschaft besucht. Mindestens 47 weitere Sektenmitglieder steckten sich an.
Auch der Iran meldet drei Neuinfektionen. Bereits am Dienstag gaben die Behörden zwei Todesfälle in Ghom bekannt. In der Stadt, die etwa 140 Kilometer südlich von Teheran liegt, wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur IRNA alle Schulen und Universitäten geschlossen. Sie ist ein beliebter Studienort für schiitische Muslime nicht nur aus dem Iran, sondern auch aus dem Irak, Pakistan, Afghanistan und Aserbaidschan.
fab/qu (dpa, afp, ape)