Chilenen erinnern an Pinochet-Putsch
13. September 2015Tausende Menschen haben in Chile der Opfer des Staatsstreichs von General Augusto Pinochet vor 42 Jahren gedacht. Die Demonstranten zogen erstmals am Regierungssitz La Moneda vorbei, der bei dem Militärputsch von der Armee angegriffen worden war.
"Das Ziel unseres Marsches ist klar: Wahrheit und Gerechtigkeit", sagte die Präsidentin des Verbands der Opferfamilien, Lorena Pizarro, der Deutschen Presse-Agentur. Viele Verantwortliche für die Verbrechen der Militärjunta seien schon sehr alt und könnten sterben, ohne für ihre Taten belangt zu werden. "Wegen fehlenden politischen Willens stehen wir kurz vor einer totalen Straflosigkeit", sagte Pizarro.
3200 Menschen ermordet
Am 11. September 1973 hatte das chilenische Militär unter Führung von Pinochet gegen die sozialistische Regierung von Präsident Salvador Allende geputscht. Während der bis 1989 dauernden Militärdiktatur wurden fast 3200 Menschen ermordet, mindestens 28.000 Menschen gefoltert. Pinochet selbst starb im Dezember 2006, ohne jemals juristisch belangt worden zu sein.
Die strafrechtliche Verfolgung der Verbrechen der Junta verläuft seit der Rückkehr zur Demokratie nur schleppend. So wurde erst im vergangenen Juli Anklage gegen zehn ehemalige Militärs wegen des gewaltsamen Todes des bekannten Liedermachers Víctor Jara erhoben.
Der Sänger ist eine Symbolfigur der chilenischen Linken. Jara wurde kurz nach dem Putsch festgenommen und gefoltert, fünf Tage später war er tot. Bei einer Autopsie im Jahr 2009 wurden 44 Einschüsse und zahlreiche Knochenbrüche entdeckt.
Krawalle bei Demonstration
Am Freitrag,dem eigentlichen Jahrestag des Staatsstreichs, war es in Santiago zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen. Dabei wurden drei Menschen verletzt, wie der Gouverneur des Hauptstadtdistrikts, Claudio Orrego, mitteilte. Medienberichten zufolge wurde einem Beamten ins Bein geschossen. Zudem setzten Demonstranten zwei Autos und einen Bus in Brand. Die Ausschreitungen seien weniger heftig gewesen als in den vergangenen Jahren, sagte Orrego.
Präsidentin Michelle Bachelet gedachte anlässlich des Jahrestags jener, "die mit ihrem Leben die Demokratie verteidigt haben".
wl/fab (dpa, epd)