Chile: "Über Folter spricht man nicht"
Nach dem Putsch in Chile 1973 unterdrückte die Junta unter Augusto Pinochet brutal jede Opposition. 45 Jahre später widmet sich die Ausstellung des Fotojournalisten José Giribás in Köln und Berlin den Opfern.
Villa Grimaldi, Santiago de Chile
Im Südosten Santiagos lag dieser Komplex, der von der Militärjunta beschlagnahmt wurde. Der militärische Geheimdienst DINA und dessen Nachfolgeorganisation CNI machten daraus ein berüchtigtes Haft- und Folterzentrum. Etwa 4.500 Personen wurden hier festgehalten, 18 wurden hingerichtet. 226 werden noch vermisst. 1988 wurde das Gebäude zerstört. Heute befindet sich hier eine Gedenkstätte.
Colonia Dignidad
Die Colonia Dignidad ist eine 1961 in der Gemeinde Parral im Süden Chiles gegründete Siedlung, in der sich eine deutsche Sekte befand, die von dem wegen sexualisierter Gewalt gegen Kinder angeklagten deutschen Staatsbürgers Paul Schäfer geleitet wurde. Das Areal wurde während der Pinochet-Diktatur als Haft- und Folterzentrum benutzt.
Adriana Bórquez Adriazola
Als Mitglied der Kommunistischen Partei Chiles wurde sie im April 1975 verhaftet und in die Colonia Dignidad gebracht. Später wurde sie in der Haftanstalt Venda Sexy festgehalten und sexualisierter Folter ausgesetzt. "Ich habe mir nie vorstellen können, dass ein Mensch derartige Erniedrigungen erleiden könnte. Und nie habe ich geglaubt, welche Auswüchse Sadismus erreichen kann."
Venda Sexy, Santiago de Chile
Das 1974 enteignete Haus wurde vom chilenischen Geheimdienst als Gefängnis für Folter und Ermordungen genutzt. Etwa Hundert Personen wurden hier gefangen gehalten, 32 von ihnen werden noch vermisst. Der Name Venda Sexy beruhte darauf, dass hier festgehaltene Männer und Frauen mit sexualisierter Gewalt gefoltert wurden.
Das Haus Londres 38
Das Haus befindet sich im Zentrum von Santiago, am ursprünglichen Sitz der Sozialistischen Partei Chiles. Von 1973 bis 1975 war es das geheime Haft- und Folterzentrum der DINA. Etwa 2.000 Menschen wurden festgenommen, 84 Männer und 14 Frauen werden noch vermisst. In den späten 1970er Jahren wurde die Hausnummer zu 40 geändert, um das Auffinden zu erschweren.
Oscar Castro Ramírez
Er war 1966 einer der Gründer der Aleph-Theaterschule in Chile. Am 20. November 1974 wurden er und seine Schwester verhaftet und in die Villa Grimaldi gebracht. Einige Tage später gingen seine Mutter und sein Schwager zur Geheimpolizei, um sich zu beschweren. Sie wurden verhaftet und verschwanden spurlos. Nach mehreren Haftstrafen wanderte Oscar Castro 1976 nach Frankreich aus.
Palacio de las Sonrisas, Punta Arenas
Der "Palast des Lächelns" in der Innenstadt von Punta Arenas war in den 1950er Jahren der Sitz des Roten Kreuzes und ein provisorisches Marinehospital. Von 1973 bis 1976 war es das größte Haft- und Folterzentrum im Süden Chiles. Bis zu 1500 Menschen wurden hier festgehalten und gefoltert.
Haydee Oberreuter Umazabal
Wenige Tage nach der Verhaftung ihrer Mutter und ihrer anderthalb Jahre alten Tochter wurde Haydee in Santiago festgenommen. Sie war im vierten Monat schwanger und wurde zu einer Abtreibung gezwungen. Nach Verhören in verschiedenen Folterzentren wurde sie auf internationalen Druck hin freigelassen. Obwohl ihr mehrere Länder Asyl anboten, blieb sie in Chile.
Nationalstadion, Santiago de Chile
Kurz nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 gab es Massenverhaftungen in Gewerkschaften, Linksparteien, Universitäten und Fabriken. Die Häftlinge wurden in provisorische Gefängnisse gebracht. Das berüchtigste war das Nationalstadion von Santiago, wo rund 40.000 Menschen gefangen gehalten wurden. Etwa 40 wurden hier exekutiert.
Higinio Alfonso Espergue Córdova
Er war Mitglied der Bewegung der revolutionären Linken (MIR) und wurde am 3. April 1975 verhaftet. In der Villa Grimaldi wurde er gefoltert und dann in weitere Haftzentren gebracht. 1976 kam er frei, ging in den Untergrund und wurde 1983 erneut verhaftet. Erst nach dem Ende der Diktatur 1991 wurde er aus der Haft entlassen.
Das Haus José Domingo Cañas 1367, Santiago
Das Haus gehörte einem brasilianischen Soziologen, der nach dem Putsch auswanderte. Der chilenische Geheimdienst nutzte das Gebäude als Gefängnis, Folter- und Exekutionszentrum. Nach der Diktatur ging es in Privatbesitz über. Im Jahre 2001 zerstörten es die Eigentümer, um die Einrichtung einer Gedenkstätte zu verhindern.
Patricia Zalaquett Daher
Im August 1984 wurde sie verhaftet, als sie gerade ihre vierjährige Tochter vom Kindergarten abholen wollte. Die Festnahme war Teil einer Geheimoperation, bei der sieben Mitglieder der MIR hingerichtet wurden, darunter ihr Ehemann Nelson Herrera. Sie wurde in der Bogoño-Kaserne gefoltert. Erst 2007 sprach ein Gericht sie von allen Anklagen frei.