Chaos in Kabul - Taliban greifen an
18. Januar 2010In einer offenbar koordinierten Aktion haben mehrere Taliban-Kämpfer am Montag (18.01.2010) das Regierungsviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. Ein Taliban-Sprecher sagte der Deutschen Presseagentur, an der Aktion seien etwa 20 Kämpfer beteiligt gewesen. Bewaffnet mit Sprengstoffwesten, Gewehren und Handgranaten wollten sie den Präsidentenpalast stürmen.
Wie die Behörden weiter mitteilten, sprengten sich zwei Selbstmord-Attentäter vor dem Präsidentenpalast in die Luft, ein weiterer soll nach Angaben des TV-Senders Tolo vor dem Außenministerium seinen Sprengstoffgürtel gezündet haben. Dabei rissen die Attentäter mehrere Menschen mit in den Tod.
Langanhaltende Feuergefechte in der Stadt
Außerdem warfen Taliban Handgranaten in ein Einkaufszentrum, das in der Nähe des Präsidentenpalastes liegt. Fernsehbilder zeigten dichte Rauchwolken und brennende Gebäude. Der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok zufolge lieferten sich Taliban und Sicherheitskräfte langanhaltende Feuergefechte.
Nach Augenzeugenberichten wurde auch der Garten des Serena-Hotels von einer Granate getroffen. In dem Hotel steigen zahlreiche ausländische Diplomaten und Journalisten ab. Die Gäste hätten sich aus Sicherheitsgründen zeitweise in einem Keller des Hotels aufgehalten.
Wie kamen die Taliban ins Regierungsviertel?
Noch ist unklar, wie es den Taliban möglich war, die scharfen Kontrollen zu überwinden und ungehindert bis in das Regierungsviertel zu gelangen. Inzwischen haben die Regierungseinheiten die Lage nach eigenen Angaben wieder unter Kontrolle. Ein Regierungssprecher sagte, Sicherheitskräfte suchten nach weiteren Taliban-Kämpfern. Präsident Hamid Karsai verurteilte den Angriff.
Zuletzt griffen Taliban am 28. Oktober vergangenen Jahres ein Gästehaus der Regierung in Kabul an. Elf Menschen wurden getötet, darunter fünf UN-Mitarbeiter und drei Angreifer. Am 8. Oktober sprengte sich ein Selbstmordattentäter vor der indischen Botschaft in die Luft und riss 17 Menschen mit in den Tod.
Autorin: Anna Kuhn-Osius (apn/afp/dpa)
Redaktion: Martin Muno