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Börsenpanik: Bundesbank beruhigt

25. August 2015

In China sind die Börsen erneut eingebrochen und haben die Börse in Tokio mitgerissen. Derweil verteilt die Bundesbank Beruhigungspillen: Die heftigen Reaktionen auf die Probleme in China seien übertrieben.

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China Börsen rutschen weiter ab
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon

Die chinesischen Börsen haben ihre Talfahrt am Dienstag fortgesetzt und auch den Aktienmarkt in Tokio mit nach unten gerissen. Während sich viele andere asiatische Märkte wieder erholten, verbuchte der Index in Shanghai erneut ein Minus von sieben Prozent und lag damit unter der als Stützungsgrenze geltenden Marke von 3000 Punkten. Der japanische Nikkei -Index büßte nach großen Kursschwankungen knapp vier Prozent auf 17.806 Punkte ein.

Investoren äußerten sich enttäuscht darüber, dass die Behörden in Peking trotz des Einbruchs nichts unternahmen, um die Märkte zu stützen. "Panikstimmung dominiert den Markt, und ich sehe keine Anzeichen für eine sinnvolle Intervention der Regierung", sagte Zhou Lin, Analyst bei Huatai Securities. Die chinesische Zentralbank pumpte am Morgen allerdings umgerechnet 23 Milliarden Dollar in den Interbankenmarkt.

Erholung an asiatischen Börsen

In Japan dominierten Sorgen, dass die Abkühlung der chinesischen Konjunktur die bereits schwachen Exporte und negativen Auswirkungen der Stützungspolitik weiter verschärft. Zuletzt war der Yen zum Dollar deutlich gestiegen, weil die japanische Währung am Devisenmarkt als sicherer Hafen gilt. Finanzminister Taro Aso bezeichnete diese Entwicklung als nicht wünschenswert für die Wirtschaft. China gehört zu den wichtigsten Absatzmärkten Japans.

Bereits am Montag waren die chinesischen Börsen rund acht Prozent abgestürzt. Dies löste Panikverkäufe rund um den Globus aus und zog die Aktienmärkte weltweit ins Minus. Deutlich moderater fielen dann die Verluste am Dienstag beim Hongkonger Index aus. Der MSCI-Index asiatischer Märkte außerhalb Japans notierte sogar rund ein Prozent höher, machte damit aber nur einen kleinen Teil der Vortagesverluste von knapp fünf Prozent wieder wett. Aufwärts ging es etwa in Taiwan, Singapur und Südkorea.

Erholung in Frankfurt

An der Börse in Frankfurt setzte am Dienstag in den ersten Handelsminuten eine leichte Erholung ein. Der deutsche Aktienindex Dax lag zur Eröffnung rund 145 Punkte oder 1,5 Prozent höher als zum Vortagesschluss und hat am Mittag wieder doe psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten überschritten.

Die Bundesbank mahnt zur Gelassenheit nach den heftigen Turbulenzen an den internationalen Börsen angesichts der wirtschaftlichen Abkühlung in China. Dort normalisiere sich das Wachstum derzeit, aber selbst Raten von womöglich sechs Prozent seien "immer noch ein starkes Wachstum", sagte BundesbankvorstandsmitgliedJoachim Nagel der "Börsen-Zeitung". Der Absturz an den Börsen in China sei eine Korrektur nach den rasanten Anstiegen der vergangenen Jahre. "Finanzmärkte sind typischerweise keine Einbahnstraßen."

Keine globale Finanzkrise

Nagel, der im Bundesbankvorstand den Bereich Finanzmärkte verantwortet, sagte, die Entwicklung in China habe weltweite Ausstrahleffekte, "weil die internationalen Finanzmärkte inzwischen eng vernetzt sind". Er dämpfte aber Sorgen, dass eine neue globale Finanzkrise drohe. Chinas Regierung und Notenbank verfügten notfalls noch über genügend Mittel, um die Lage zu stabilisieren: "China ist wirtschaftlich stark genug, um im Notfall dagegenzuhalten, falls die Finanzmarktstabilität insgesamt in Gefahr gerät."

Auch der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, verteilt Beruhigungspillen. Die heftige Reaktion der Börsen auf die Probleme in China seien übertrieben. "Die Weltwirtschaft als Ganzes wird dadurch sicherlich weniger dynamisch, aber sie wird nicht in eine Rezession verfallen", sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk. In Deutschland habe man nicht in der "Breite und Tiefe der Wirtschaft" realisiert, dass das Wirtschaftsmodell in China auf einer nicht ganz stabilen Grundlage stehe.

wen/SC (rtr, dpa)