1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Business in Afrika - für Unternehmer mit Geduld

Martina Schwikowski
8. August 2024

Ausländische Firmen sind mit vielen Hürden konfrontiert, wenn es um Investitionen am Standort Afrika geht. Ein großes Problem ist die Kreditfinanzierung durch lokale Banken, sagen Experten.

https://p.dw.com/p/4jC5G
Afrika Ghana Geschäfte geschlossen Handel
Verrammelte Läden in Accra - auch im größeren Kontext läuft es für Industrie-Investoren oft nicht rundBild: FRANCIS KOKOROKO/REUTERS

Im Industriegebiet Diamniadio in Dakar hat das deutsche Familienunternehmen Klingele Paper & Packaging Group seine Niederlassung im Senegal: Dort werden aus importierter Wellpappe hochwertige Kartons und Paletten hergestellt. Das Geschäft boomt, denn der Bedarf an dieser Art von Verpackungen für Obst und Gemüse - zum Beispiel Mangos - sei groß, gibt das Unternehmen an.

Deshalb will es auch in der Elfenbeinküste Fuß fassen. Bei der geplanten Expansion gibt es noch viele Unsicherheiten.

Devisenmangel, hohe Zinsen, strenge Anforderungen

Geschäftsführer Jan Klingele hofft, spezifische Probleme mit neu geknüpften Kontakten bei Partnern und Behörden vor Ort lösen können. Dabei spiele "die zum Teil schwierige Administration und die Handhabung von Steuern" eine Rolle. "Und die Schwierigkeit, Devisen zu erhalten, um Rechnungen aus dem Ausland für bereitgestellte Materialien und Maschinen zu begleichen", sagt Klingele im DW-Interview. 

Senegalese prüft die Reife der Papayas an einer Pflanze auf dem Feld
Im Senegal wird viel Obst - hier Papayas - und Gemüse angebaut, dass in europäischen Supermärkten angeboten wirdBild: Philippe Lissac/Godong/picture alliance

Die Verfügbarkeit von Fremdwährung ist eine große Hürde, bestätigt Barroso da Fonseca, zuständig für europäische Unternehmen bei der Access Bank in Lagos. "Oftmals müssen lokale wie europäische Unternehmen Zugang zu Fremdwährung haben", sagte er der Deutschen Welle. "Banken haben nicht genug Währungsreserven."

Die Zentralbanken in Afrika agierten sehr unterschiedlich, es gebe keine allgemeine Fiskalpolitik in den Ländern des Kontinents wie in Europa. "Das bedeutet große Ungewissheit für die Unternehmen und führt zu Investitionsbarrieren", so Barroso da Fonseca. Vielerorts verantworten die Zentralbanken auch hohe Leitzinsen - zum Beispiel in Angola, Ghana, Sambia und Nigeria zwischen 15 und 25 Prozent . Dies verteuert Kredite zusätzlich.

Aus Sicht der lokalen Banken in Afrika scheiterten besonders junge und kleine Unternehmen, die noch kein Vermögen angehäuft hätten, an den von der Bank verlangten Risikoaufschläge und Sicherheiten, sagt Barroso da Fonseca. Oftmals verlangten Banken, Sicherheiten in Höhe von bis zu 100 Prozent des Kreditvolumens zu hinterlegen.

Kapitalkosten kaum konkurrenzfähig mit anderen Regionen

Business in Afrika sei in der Tat schwer umzusetzen, sagt der auch ghanaische Ökonom Daniel Amaty Anim. Die meisten Finanzinstitute auf dem Kontinent seien nicht in der Lage, Gelder zu einem wettbewerbsfähigen Zinssatz zu mobilisieren für Unternehmen, die das Geld für eine weitere Expansion benötigen.

Gläserne Fassade einer Bank in Angola, davor fahren Autos
Afrikanische Banken - hier in Angola - geben hohe Leitzinsen an ihre Kunden weiter, ein Problem für ausländische UnternehmerBild: Braima Daramé/DW

"Wechselkurse sowie die Kapitalkosten auf dem Kontinent machen es für die Unternehmen sehr schwierig, über einen längeren Zeitraum zu planen, da das makroökonomische Umfeld unvorhersehbar ist", sagt Anim.  

Wer auf dem Kontinent produziert und Konkurrenten in anderen Regionen hat, wo die Kapitalkosten relativ niedriger sind als in Afrika - für den wird der Wettbewerb in Bezug auf Preisgestaltung und das wirtschaftliche Überleben auf dem Kontinent laut Anim problematisch.

Verbesserungsfähige Politik, bekämpfungswürdige Korruption

Neben den finanziellen sind auch die politischen Rahmenbedingungen vielerorts schwierig. Im regionalen Vergleich gilt Ghana als vielversprechender Standort - und hat dennoch wirtschaftspolitische Defizite, meint Ökonom Anim: "In Ghana haben wir fast alle politischen Maßnahmen oder Dokumente zur Unterstützung von Unternehmen, einschließlich der ausländischen Direktinvestitionen. Das Problem ist die Umsetzung." 

Senegal | Besuch Außenministerin Baerbock
Außenministerin Annalena Baerbock zu Besuch beim senegalesischen Infrastruktur-Minister Malick NdiayeBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Dazu komme ein hohes Level an Korruption. Man müsse an jedem Punkt eines Prozesses jemanden "mit einem Umschlag die Hand schütteln", bevor der entsprechende Vorgang bearbeitet werde. 

Kudzo Akpabli, Finanzanalyst in Ghana, bestätigt dieses Phänomen: "Der Zustand der Korruption und der Misswirtschaft bedeutet, dass ausländische Unternehmen, wenn sie keine Bestechungsgelder zahlen, nicht die nötige Unterstützung erhalten, um zu florieren."

Deutsche Wirtschaft: größere Herausforderungen als anderswo

Trotz der Widrigkeiten seien auch erfolgreiche Investitionen auf dem afrikanischen Kontinent möglich, viele deutsche Unternehmen zeigten das, sagt Christoph Kannengießer, Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Dennoch: "Sie haben größere Herausforderungen zu bewältigen als an anderen internationalen Standorten", sagt Kannengießer im DW-Interview. 

Zu den Herausforderungen zählt auch Kannegießer den Zugang zu Kapital. "Das ist eng verknüpft mit der Risikowahrnehmung und der Risikoeinstufung des afrikanischen Kontinents durch Finanz- und Finanzierungsakteure, durch Staaten und Ratingagenturen - das alles hängt wie ein Klotz am Bein bei vielen Finanzierungs- und Garantiethemen." 

Afrika Fischer am Viktoriasee, zwei hölzerne Boot, im Vordergrund ein Fischer in gelben T-Shirt, der den Motor an seinem Boot anbringt
Fischer in Afrika liefern ihren Fang an Betriebe, die Eisanlagen für die Kühlkette benötigen - ein Markt für deutsche UnternehmerBild: Julia Mielke/DW

Diese Startschwierigkeiten kennt auch Christophe Krug, zuständig für Business und Development bei der deutschen Firma KTI Plersch. Sie stellt große Anlagen zur Eiserzeugung her: Eine Anlage im Senegal etwa produziert laut Firmenangaben täglich zehn Tonnen Eis und greift dafür auf Solarenergie zurück.

Solches Eis ist für den Anfang der Kühlkette etwa bei Speisefischen unverzichtbar. Eine Studie im Auftrag des Unternehmens und der staatlichen deutschen Entwicklungsgesellschaft GIZ bezifferte den zusätzlichen Bedarf im Senegal auf 1000 Tonnen Eis - pro Tag.

Mangelnde Verlässlichkeit

"Unsere Konzepte gelten überall dort, wo Fisch gefangen wird, aber auch Früchte und Gemüse. Wir würden zigtausend Tonnen vor dem Verrotten bewahren", so Krug. Dafür bräuchten sie allerdings mehr Investitionen, um größere Anlagen zu bauen. 

Aber es mangelt an Kontakten und Unterstützung von außen, beispielsweise Genehmigungen. Ein entsprechendes Darlehen für Projekte zu erhalten sei eine Herausforderung, die Zinsbedingungen zu hoch, sagt auch Krug. Der Firmenstratege kritisiert, viele politische Akteure seien nicht verlässlich. Von der deutschen Regierung wünscht er sich mehr direkte Finanzierungsmöglichkeiten im Zuge der Entwicklungszusammenarbeit.

Mitarbeit: Isaac Khaledzi in Ghana, Rosalia Romaniec im Senegal