Gauck warnt in Japan vor Populismus
14. November 2016Bundespräsident Gauck ist zu einem fünftägigen Besuch Japans in Tokio eingetroffen. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt besucht er bis Freitag neben der Hauptstadt auch die Kaiserstadt Kyoto sowie Nagasaki. Die Stadt war 1945 durch eine vom US-Militär abgeworfene Atombombe zerstört worden. Thema der Gespräche mit Kaiser Akihito, Kronprinz Naruhito und Ministerpräsident Shinzo Abe dürfte unter anderem die internationale Lage nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA sein. Auch die Spannungen mit China und Nordkorea sollen zur Sprache kommen.
"Diese Bewegungen schüren Ressentiments"
In einem Interview der japanischen Tageszeitung "Yomiuri Shimbun" warnte Gauck vor einem Erstarken europakritischer und populistischer Strömungen. "Diese Bewegungen schüren Ressentiments, bedienen nationalistisches Gedankengut und geben vor, die Probleme unserer Zeit ließen sich auf einfache Weise lösen", sagte Gauck. Den Wahlkampf in den USA, der zum Sieg des Republikaners Trump geführt hatte, nannte er "äußerst irritierend". Fakten und Wahrheiten hätten dabei oft keine Rolle gespielt. Er setze aber darauf, dass das Wahlergebnis von der tief verankerten Demokratie in den USA verkraftet werden könne. Die USA blieben aufgrund ihrer politischen, wirtschaftlichen und militärischen Stärke die Führungsnation in der Welt. "Sich dieser Verantwortung mit Umsicht zu stellen, das wünsche ich Herrn Trump."
Bisher jeder Bundespräsident in Japan
Gauck ist zum ersten Mal in Japan. Zuletzt hatte Christian Wulff im Oktober 2011 das Land besucht. Die engen Beziehungen zwischen beiden Ländern werden auch dadurch unterstrichen, dass bisher jeder Bundespräsident in Japan war. Die wichtigste Rede der Reise hält Gauck am Mittwoch in der Waseda Universität von Tokio.
sti/uh (afp, dpa, rtr)