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Bundesliga ohne Kirch?

4. März 2002

Die Finanz-Krise des Medienmultis Kirch sorgt in der Fußball-Bundesliga für Unruhe. DFB-Vize Franz Beckenbauer sprach sich in einem Interview mit der Deutschen Welle (DW) dennoch für eine weitere Zusammenarbeit aus.

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Er weiß, wohin der Ball rollt: Franz BeckenbauerBild: AP

"Es wäre schade, wenn diese Verbindung zwischen der Bundesliga und Kirch abbrechen würde," sagte Beckenbauer der DW. Er gehe aber davon aus, dass es keine Folgen für die Bundesliga geben werde: "Es war bisher eine sehr gute Partnerschaft."

Dennoch: In der deutschen Fußball-Szene hat die Nervosität spürbar zugenommen, seit fast täglich neue Finanzlöcher bei Kirch bekannt werden. Einige Fußball-Bundesligisten rechnen schon mit dem Schlimmsten und planen mit weniger Einnahmen aus den Fernsehrechten.

Ohne die Kirch-Millionen wird es schwierig

Derzeit zahlt Kirch pro Jahr rund 385 Millionen Euro an die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Er ist seinen Zahlungsverpflichtungen auch stets nachgekommen. Insbesondere die kleineren Vereine fürchten jetzt aber, dass die DFL Kirch finanziell entgegenkommen könnte.

Derzeit basteln die Fußball-Manager vielerorts schon an Notfall-Plänen. So verlautete vielsagend von Liga-Chef Werner Hackmann: "Es wäre fahrlässig, wenn man nicht alternative Szenarien für alternative Probleme entwickelt." Ein Konzept, wonach die DFL unter anderem auf ein selbst produziertes Fernsehformat setzt, sei aber weder vor 2004 geplant noch denkbar.

Geheimplan

Auch "Kaiser" Beckenbauer hält derzeit nicht viel von dieser Idee: "Im Moment würde ich sagen: Finger davon lassen". Zwar sei der Gedanke grundsätzlich nicht schlecht, aber man müsse überdenken, welche Kosten da aufliefen, sagte Beckenbauer der DW. Die Fußball-Gazette "Kicker" hatte kürzlich die bundesdeutsche Fußball-Welt mit einem sogenannten "Geheimplan" für ein eigenes "Bundesliga-TV" aufgeschreckt.

Die Leo Kirch Gruppe
Die Kirch-SenderBild: AP

Derzeit können die Fans in Kirchs Bezahlfernsehen Premiere World ihren Lieblings-Fußballern live zuschauen. Umfangreiche Aufzeichnungen gibt es am frühen Samstagabend dann beim Sender SAT 1 zu sehen, der ebenfalls zum Kirch-Imperium gehört. Allerdings war die Bundesliga für Leo Kirch bislang alles andere als ein gutes Geschäft, denn für Premiere World finden sich nicht genügend zahlungswillige Abonnenten.

Kirch ist ganz vorne in der Schulden-Liga

Die anhaltende Flaute beim Bezahlfernsehen gilt als der Hauptgrund für Kirchs dramatischen Finanzprobleme. Der Kirch-Konzern ist mit fünf bis sechs Millionen Euro verschuldet. Größtes Problem ist die angekündigte Forderung von Rupert Murdoch, der an Kirchs Bezahlfernsehen Premiere World beteiligt ist. Der US-australische Medienunternehmer kann diesen Anteil ab Oktober zu Geld machen. (hh)