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Bundesbank warnt vor Abhängigkeit der Industrie von China

18. September 2023

Die deutsche Industrie ist nach wie vor stark von Vorleistungen aus China abhängig. Das soll nach dem Willen der Politik allerdings anders werden. Doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig, konstatiert die Bundesbank.

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Juli 2022: Ein Container im Hafen Duisburg feiert die 10.000ste Fahrt von China-Europa-Güterzügen zwischen Chongqing und Duisburg
Juli 2022: Ein Container im Hafen Duisburg feiert die 10.000ste Fahrt von China-Europa-Güterzügen zwischen Chongqing und DuisburgBild: Ren Pengfei/Xinhua News Agency/picture alliance

Die Bundesbank sieht die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Vorleistungsgütern aus China mit Sorge. Nach einer Umfrage der Notenbank sind fast die Hälfte aller Industriefirmen bei der Produktion auf Vorprodukte aus China angewiesen, wie die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten jüngsten Monatsbericht mitteilte. "Eine plötzliche Entflechtung von China wäre wohl zumindest kurzfristig mit weitreichenden Beeinträchtigungen der Lieferketten und der Produktion in Deutschland verbunden," hieß es darin. Rund zwei Fünftel der Industriefirmen, die 2022 oder 2023 wichtige Importe aus China bezogen, hätten bereits Schritte eingeleitet, um den Bezug von chinesischen Vorprodukten oder Vorleistungen zu verringern. Bei sehr schwierig zu ersetzenden Vorprodukten stehe aber ein Abbau der Abhängigkeiten noch aus.

Die Bundesbank befragte im zweiten Quartal Unternehmen zu ihren Bezugskanälen. Rund achtzig Prozent der Industriekonzerne, die unverzichtbare Vorprodukte aus China bezogen, hielten den Ergebnissen zufolge einen Ersatz durch Produkte aus anderen Ländern für schwierig bis sehr schwierig. Industrieunternehmen, die die Ausweichmöglichkeiten als sehr gering eingestuft hätten, stünden für knapp ein Viertel des Umsatzes in der deutschen Industrie. Unter den Firmen, die bereits Schritte eingeleitet hätten, um die Abhängigkeiten zu verringern, setzten 18 Prozent auf Importe aus der EU, acht Prozent auf Drittländer und sieben Prozent auf das Inland. Weitere 16 Prozent überlegten, ob sie solche Schritte in der nahen Zukunft einleiten. Laut Bundesbank sind insbesondere umsatzstärkere Unternehmen auf Vorprodukte aus China angewiesen.

Deutsche Wirtschaft gegen Entkopplung

"Angesichts steigender geopolitischer Spannungen und damit verbundener Risiken ist es für Unternehmen und Politik geboten, die gewachsene Struktur der Lieferketten und die weitere Ausweitung des Direktinvestitionsengagements in China zu überdenken," hieß es im Monatsbericht. In der deutschen Wirtschaft wird eine Entkoppelung vom chinesischen Markt als unrealistisch angesehen. Vertreter der Industrie hatten in den vergangenen Monaten davor gewarnt, dass ein solches De-Coupling massive Auswirkungen in den nächsten zehn Jahren haben und deutsche Unternehmen zurückwerfen werde.

Als sinnvolles Instrument, um die Abhängigkeit von einzelnen Ländern zu verringern, kommen laut Bundesbank regionale Freihandelsabkommen in Betracht. Diese erleichterten Unternehmen, ihre Bezugsquellen breiter aufzustellen. "So können die Unternehmen Abhängigkeiten von der Politik einzelner Staaten und das Risiko großflächiger Störungen von Lieferketten verringern", schreibt die Bundesbank.

hb (dpa)