1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bukarester Nächte mit Gypsy-Musik und mehr

Grit Friedrich4. September 2008

In Bukarest regiert seit Jahren Manele-Musik, Gypsy-Pop mit kitschigen Texten. Doch es gibt auch Jazz, Weltmusik und elektronische Klänge. Dass aus Rumänien nicht nur die Fanfare Ciocarlia kommt, ist aber wenig bekannt.

https://p.dw.com/p/FBUb
Fanfare Cicarlia
Neben der bekannten Fanfare Cicarlia gibt es auch neue Musikrichtungen in RumänienBild: Asphalt Tango

Die besten Ziele fürs Bukarester Nachtleben stehen in keinem Reiseführer. Clubul Taranului heißt die neueste Adresse für gute Musik unterschiedlicher Couleur. Aber Musikproduzent Adi Daraban vermisste immer noch einen Ort, an dem man Bands präsentieren kann, die eben nicht puren Jazz oder Rock spielen. Darum gründete er den neuen Club am Museum des rumänischen Bauern.

Bands im Bauernclub

Universität Romania in Bukarest
Bukarest ist nicht nur bei Tageslicht schönBild: picture-alliance/ dpa

Der neue Club Ort heißt nicht zufällig Bauernclub, denn hier verläuft die Grenze zwischen ländlicher und urbaner Kultur. Hier könne man alles zeigen, was in diesem Land musikalisch passiere, sagt Adi Daraban. In seinem Restaurant will er vor allem kulinarische Spezialitäten aus allen Regionen Rumäniens anbieten, von Speisen aus der Maramuresch im Norden bis zum Donaudelta. Die Idee ist, mit dem Museum zusammen zu arbeiten, um gemeinsam Besucher anzulocken.

Im Clubul Taranului treffen Touristen bei einem Glas rumänischem Wein auf einheimische Bohemians und Musiker. Die Wände des Bauernclubs sind mit ethnografischen Mustern dekoriert, die Gäste essen und trinken aus Keramikgeschirr. Alles hat ländlichen Schick, doch die Musik ist eher urban.

Neue Klänge

eine Gruppe von Sinti und Roma musiziert (12.05.2005/dpa)
Viele Zigeunermusiker wollen nicht, dass ihre Kinder ins Geschäft einsteigenBild: picture-alliance/dpa

Ganz anders klingt es im traditionsreichen Restaurant Jaristea in einer ruhigen Seitenstraße von Bukarest. Dort ist der beste rumänische Hackbrettspieler engagiert. Das Tzimbalom ist ein Instrument, dessen Ursprünge im Orient liegen. Es besteht aus einem hölzernen Resonanzkörper, über dem Metallsaiten gespannt sind. Diese Saiten werden in atemberaubendem Tempo mit zwei kleinen Holzstäben angeschlagen. Leonard Iordache unterhält damit Nacht für Nacht Geschäftsleute, Politiker und Touristen.

Auf einer Hochzeit spiele er frei und ungezwungen, berichtet der Musiker. In einem Konzert dagegen dürfe man seinen Einsatz niemals verpassen und man müsse dafür auch mehr proben. Viele Zigeunermusiker wollten nicht mehr, dass ihre Kinder in die Musikbranche einsteigen, weil das Geschäft härter geworden sei und niemand wisse, was kommen werde. "Aber wir wollen unsere Familientradition bewahren, denn wir leben nun mal von der Musik", sagt Iordache.

Von Rumänien in die Welt

Jugendliche in einem Kaufhaus beim stöbern durch Musik (2001/Bilderbox=
Auch CDs mit urbaner rumänischer Musik sollen in die PlattenlädenBild: Bilderbox

Nur einen Steinwurf vom Jaristea entfernt liegt das Museum für Zeitgenössische Kunst. In den Galerieräumen oder auf der Dachterrasse mit Blick über die halbe Stadt gibt es immer wieder Konzerte. Auch Yvat stellt hier seine elektronischen Kompositionen vor. Der Musiker hat fast alle seine Alben in Großbritannien und Belgien veröffentlicht, arbeitet nun aber mit einem Label aus Deutschland und Israel zusammen. Somit ist er beim rumänischen Publikum weniger bekannt als im Ausland.

La Strada Music will urbane rumänische Musik international bekannter machen. Das Label hat sich in den letzten Jahren zu einer angesagten Adresse für die junge Bukarester Musikszene entwickelt. Labelmanager Mihai Mitran glaubt, dass Ethno-Jazz das einzige ist, was für einen internationalen Markt interessant sein könnte. Die elektronische Musik sei noch nicht so weit, dass da rumänische Künstler einen Hit landen könnten.

Das Herz der Kulturszene

Discokugel (01.11.2004/dpa)
In Bukarest sorgen zahlreiche Clubs für StimmungBild: Picture-Alliance /dpa

La Strada CDs findet man im Carturesti. Dieser Bücher- und Musiktempel steht am Boulevard Magheru. Die Villa gehört einem Kunstliebhaber, der verhindern wollte, dass hier eine Bank einzieht. In der Teestube, der Cainaria, schlägt das Herz der alternativen Bukarester Kulturszene. Hier treffen sich Schriftsteller und Musiker, finden mitten in der Großstadt in intimem Ambiente auch Konzerte statt.

Auch Vlaicu Golcea hat schon im Carturesti gespielt, doch häufiger kann man seinen sanften Electro-Jazz im Green Hours hören. Das ist ein Kellerclub an der mondänen Geschäftsstraße Cálea Victóriei, nur wenige Minuten Fußweg vom Carturesti-Laden entfernt. Der beste Ort in Bukarest, um einen langen Abend ausklingen zu lassen.