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Brücken bröckeln

29. September 2013

Der Zustand der Verkehrswege in Deutschland ist alarmierend - das gilt auch für viele Brücken. Für Investitionen werden etliche Milliarden Euro zusätzlich benötigt. Doch woher sollen diese kommen?

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Lastwagen fährt in Lübeck auf Brücke mit Hinweis 'Brückenschäden' zu (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Jedes zweite der insgesamt 66.714 Brücken-Bauwerke, für deren Erhalt die Kommunen zuständig sind, ist marode, wie die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) in 456 deutschen Städten, Gemeinden und Landkreisen berichtet. Etwa die Hälfte der kommunalen Brücken weise "problematische oder schlechte Zustände" auf.

Sieben Prozent der Brücken erhalten demnach auf der Skala von eins bis vier die schlechteste Zustandsnote 3,5 bis 4,0. Schon wenn Gutachter einen "ausreichenden Zustand" (2,5 bis 2,9) feststellen, kann die Standsicherheit beeinträchtigt sein. Brücken dieser Kategorie sind nur noch eingeschränkt befahrbar, müssen teilweise oder für schwere Fahrzeuge ganz gesperrt werden. Das Ergebnis von Stichproben bei mehr als 2000 Brücken ergab laut Difu-Studie, dass bei rund 15 Prozent "Ersatzneubaubedarf" bestehe: Der Zustand sei so schlecht, dass nur Abriss und Neubau in Frage komme.

Die Studie wurde unter anderem im Auftrag des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des Baustoffindustrieverbandes erstellt. Bundesweit, so errechnete das Institut anhand der Brückenfläche und des Zustands, müssten bis 2030 fast elf Milliarden Euro in sogenannte Ersatzneubauten investiert werden.

Kommt eine Pkw-Maut?

Auch ein Fünftel aller Autobahnen in Deutschland und 40 Prozent der Bundesstraßen gelten als sanierungsbedürftig. Ebenso schlimm sieht es bei der Bahn aus: 27.000 Brücken, viele weit über hundert Jahre alt, muss das Unternehmen instand halten. Bei einem Viertel stellte das Eisenbahn-Bundesamt in einem Sondergutachten "unmittelbare Sicherheitsmängel" fest, weshalb der Staatskonzern zusätzliche Milliarden vom Steuerzahler verlangt.

So wie auch Reeder und Binnenschiffer: Am Nord-Ostsee-Kanal, der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt, stammen Schleusen noch aus der Zeit von Kaiser Wilhelm II. Und so ist auch ihr Zustand. Nach aktuellen Berechnungen fehlen in Deutschland insgesamt 7,2 Milliarden Euro für die Instandhaltung von Straßen, Schienen und Wasserwegen - jährlich.

Eine Bund-Länder-Kommission zur Sanierung der maroden Verkehrswege hielt sich die Einführung einer Pkw-Maut in Deutschland offen. Vor dem Hintergrund der schwebenden Koalitionsfrage einigten sich Vertreter aus mehreren Parteien allerdings nur auf die generelle Forderung nach mehr Haushaltsmitteln sowie eine deutliche Ausdehnung der Maut für Lastwagen auch auf kleinere Straßen. Bisher gilt die Lkw-Maut vor allem auf Autobahnen und einigen stark frequentierten Bundesstaßen. Die CSU hatte im Bundestagswahlkampf eine Pkw-Maut nur für Ausländer verlangt. Experten haben jedoch große Zweifel daran, dass dies EU-rechtlich durchsetzbar ist.

Ein Lkw passiert ein Maut-Hinweisschild (Foto: dpa)
Lastwagen müssen schon seit 2005 Maut zahlenBild: picture-alliance/dpa

wa/sti (dpa, rtr, afp)