Palästinensischer Bruderkampf
7. Januar 2009Am 10. Oktober 1959 setzte sich in Kuwait eine Gruppe junger Palästinenser zusammen und gründete die "Nationale Befreiungsbewegung Palästinas". Die arabischen Anfangsbuchstaben dieses Namen, rückwärts gelesen, ergeben das Wort "Fatah" - "Öffnung" oder auch "Sieg". Elf Jahre zuvor war der Staat Israel gegründet worden und hatten Hunderttausende Palästinenser aus ihrer angestammten Heimat fliehen müssen. Im Exil fanden sie sich wieder - in Kairo, Beirut, Damaskus, Amman oder eben in Kuwait.
Arafat und die Fatah
Hauptgründer der "Fatah" war ein junger Ingenieur namens Yasser Arafat, seine Freunde hatten einen ähnlichen, eher bürgerlich-traditionellen Hintergrund und man setzte zu jener Zeit auf die Karte des vom ägyptischen Präsidenten Nasser repräsentierten Panarabismus. In der Hoffnung, dass die arabischen Staaten trotz der Niederlage von 1948 eines Tages doch Palästina militärisch befreien würden. Und man war entschlossen, hierzu seinen Teil beizusteuern.
Andere Widerstandsgruppen bildeten sich in anderen arabischen Ländern, diese waren im Gegensatz zur "Fatah" aber durchweg ideologisch festgelegt: Vor allem Kommunisten und Marxisten der verschiedensten Färbung, obwohl dies bis dahin für die palästinensische Gesellschaft fremde Ideologien waren. Wie die "Fatah" hoffte, die Unterstützung der meist konservativen Arabischen Regime zu bekommen, so hofften die Linken auf Unterstützung durch den Ostblock.
Die Entstehung der Hamas
Im Gazastreifen, der bis 1967 fast durchweg unter ägyptischer Verwaltung stand, machte sich gleichzeitig der Einfluss der "Moslembrüder" bemerkbar, die eine panarabische Solidarität auf der Basis des Islam und gegen die bestehenden Regime predigten und - vor allem - gegen Israel. Erst zur Zeit der israelischen Besatzung seit 1967 begannen diese Gruppen, sich mit sozialer und humanitärer Arbeit beliebt zu machen, als 1987 die erste Intifada ausbrach gründeten sie aber auch ihre eigene Widerstands-Bewegung: "Hamas".
Die neue Gruppe lehnte die inzwischen zur PLO zusammen geschlossenen anderen als vermeintliches Instrument des von ihr bekämpften alten Systems ab. Erst recht, als Kairo und Amman Frieden mit Israel schlossen und als PLO-Chef Arafat die Oslo-Abkommen mit Israel unterzeichnete. Hamas lehnte dies ab und trat erst 2006 nach einigem Zögern zum ersten Mal bei Wahlen an, obwohl diese ja erst durch Oslo ermöglicht worden waren.
Denkzettel für die Fatah
Hamas gewann die Wahlen, indem sie der von der Fatah dominierten PLO nicht zu Unrecht Korruption und Vetternwirtschaft vorwarf. Die Wähler wollten der alten Führung einen Denkzettel verpassen. Sie brachten Hamas aber in eine Rolle, die sie eigentlich gar nicht hatte spielen wollen: Die der Regierungspartei in einem autonomen Palästina, das sich verpflichtet hatte, die staatliche Unabhängigkeit durch einen Friedensprozess zu erlangen.
Der Ausgang der Wahlen verschärfte die ideologischen und machtpolitischen Differenzen zwischen Fatah und Hamas, besonders nach der Machtübernahme durch Hamas im Gazastreifen. Wobei die Lage sich weiter und erheblich verschlechterte durch den massiven Druck Israels und des Westens auf Hamas.