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Britischer Sex-Lord tritt zurück

28. Juli 2015

Die Fotos waren bizarr: Sie zeigten das adlige Oberhaus-Mitglied nicht in rot-weißer Robe, sondern im orangefarbenen BH - beim Drogenkonsum. Nun leistet der Lord reumütig Abbitte.

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Lord John Sewel (Foto: dpa)
Korrekt gekleidet: Lord John SewelBild: picture-alliance/Photoshot

Eigentlich hatte er als "Life Peer" einen Sitz auf Lebenszeit in einer der ehrwürdigsten britischen Institutionen: im Oberhaus. Seit seiner Erhebung in den Adelsstand gehörte Baron John Sewel fast zwei Jahrzehnte lang zum House of Lords. Doch diese glorreiche Zeit ist nun zu Ende.

Der 69-Jährige erklärte, er habe sein Mandat niedergelegt - und er bitte um Verzeihung "für den Schmerz und das Unbehagen, das ich verursacht habe". Zum Verhängnis wurde dem Wirtschaftswissenschaftler und Labour-Politiker ein Filmschnipsel, den das Boulevardblatt "Sun" genüsslich veröffentlicht hatte.

Lederjacke einer Liebesdienerin

Das Video zeigt Lord Sewel nicht in der rot-weißen Robe der Oberhausmitglieder, sondern im orangefarbenen BH. Dazu trägt er die Lederjacke einer Prostituierten. In dem Clip ist zu sehen, wie der Familienvater mit einem Geldschein weißes Pulver von der Brust einer Frau schnupft - unschwer als Kokain zu identifizieren.

Dabei widmet er sich nicht allein der Liebeskunst, sondern lässt auch die ein oder andere Zote über britische Spitzenpolitiker fallen. Außerdem bringt sich der Lord in anzüglicher Weise gegenüber Frauen asiatischer Herkunft in Stellung - rein verbal, versteht sich.

"Kein geeigneter Repräsentant"

Am Sonntag war Sewel bereits von seinen Posten als Vize-Sprecher des House of Lords und Vorsitzender eines Parteiausschusses zurückgetreten. Die oppositionelle Labour Party setzte seine Parteimitgliedschaft vorerst aus. Doch der Druck nahm weiter zu. Premierminister David Cameron gab öffentlich seine Zweifel zu Protokoll, ob der gefallene Lord ein geeigneter Repräsentant des Oberhauses sei.

Mit seinem Rückzug aus dem House of Lords kam Sewel einem zwangsweisen Ausschluss zuvor. Am Montagabend hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht. Die "Sehr Ehrenwerten Geistlichen und Weltlichen Lords des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland" hatten unterdessen Ermittlungen gegen ihn eingeleitet: wegen Verstoßes gegen ihren Verhaltenskodex, wie es offiziell heißt.

Pikanterweise war der Zurückgetretene als stellvertretender Präsident des Oberhauses selbst für die Sanktionierung von Fehlverhalten zuständig. Er hätte die Regel kennen müssen, die böse Zungen der britischen Monarchie zuschreiben: Ein Skandal ist ein Fehltritt, bei dem man sich erwischen lässt.

jj/pg (dpa, afp)